Quantcast
Channel: ImmobilienScout24 Blog
Viewing all 207 articles
Browse latest View live

„Wir wollen die Natur in die Stadt holen“ – #IS24zuBesuch in der Stadtkellerei IMI in Köln

$
0
0

stadtkellerei-imi-koeln-6

Drei Pfälzer, eine Idee: ein urbanes Weingut! Svenja und Jonathan Hollerith und Kai Sommer sind dabei, das Erlebnis der Weinproduktion in die Großstadt zu holen und das erste urbane Weingut Deutschlands zu werden – inklusive Vinothek. 2017 wollen sie ihre Urban Winery in Köln eröffnen und mitten in der Stadt Trauben zu Wein verarbeiten. Bis dahin produzieren sie ihren Wein noch auf dem Land – die Kölner Streetart auf den Etiketten zeugt dabei schon von der Sehnsucht nach der Stadt.

Jonathan ist als Winzer der Weinexperte, ihm wurde die Faszination für den Weinbau praktisch mit in die Wiege gelegt – sein Vater war schon Winzer. Aufgewachsen ist er in den USA, wo sein Vater zeitweise gearbeitet hat. Seine Frau Svenja übernimmt als Mediengestalterin den kreativen Part und Kai ist für den wirtschaftlichen Teil des Trios verantwortlich.

Wir haben die drei in ihrem Pop-up Store in Köln Ehrenfeld getroffen – dort präsentierten sie für zwei Monate ihre Idee, schenkten Wein aus, knüpften Kontakte. Oder gingen mit einer Flasche Wein auf Zeitreise – uns haben sie verraten, wie das genau funktioniert.

 

Interview

stadtkellerei-imi-koeln-9

Ihr wollt euch den Weg von einem ländlichen Weingut in der Pfalz zu einem urbanen Weingut in der Großstadt bahnen. Wie kamt ihr auf eure Idee, die Weinproduktion in die Stadt zu verlegen?

Svenja: Das war an einem Grillabend in der Pfalz, bei dem wir über die Zukunft philosophiert haben. Jonathan und ich wollten schon immer in der Stadt wohnen. Seinetwegen bin ich nach meiner Ausbildung zur Mediengestalterin in Köln zurück in die Pfalz gezogen, denn als Winzer findet man in der Stadt keine Anstellung. Wir kannten das Konzept der Urban Winery aus Amerika – also ein Weingut, welches den Weinkeller für die Verarbeitung der Trauben zu Wein nicht auf dem Land, sondern in der Stadt beherbergt – und hielten das für eine coole Idee. Kai war noch im Studium des Strategischen Managements und hat dann als Abschlussarbeit einen Businessplan geschrieben – für unsere Idee eines urbanen Weinguts. 2014 ist dann der Vater von Jonathan gestorben. Er besaß ein kleines Weingut auf 3 Hektar Land in der Pfalz. Und da Jonathan der Einzige in der Familie ist, der Weinbau studiert hat, kam nur er als Nachfolger in Frage. Da auch er nicht auf dem Land wohnen bleiben wollte, haben wir schließlich unsere Idee angepackt: eine Urban Winery in Köln zu eröffnen.

Jonathan: Mein Vater hat in Deutschland Weinbau studiert. Als er mit dem Studium fertig war, bekam er eine Stelle in den USA, da war ich erst drei Monate alt. Wir sind dann mit der ganzen Familie in die USA ausgewandert. Er hat zwei Weingüter in Virginia aufgebaut und eines in Kalifornien. Ich bin in den USA aufgewachsen. Nach der High School bin ich nach Frankreich gegangen und war anderthalb Jahre in Bordeaux. Da habe ich rausgefunden, dass ich wirklich was mit Wein machen will. An der Universität Davis in Kalifornien habe ich schließlich Weinbau studiert. Nach dem Studium bin ich zurück nach Deutschland gekommen und habe gemeinsam mit meinem Vater unser Weingut hier aufgebaut.

stadtkellerei-imi-koeln-1

Wie kann man sich das vorstellen, ein urbanes Weingut?

Kai: Wir machen einfach nur Wein. Der Unterschied wird sein, dass wir die Trauben nicht dort verarbeiten, wo sie angebaut werden, sondern in die Stadt transportieren werden und erst hier verarbeiten. Die Menschen können dann schon bei der Anlieferung dabei sein und miterleben, wie viel Arbeit in so einer Flasche Wein steckt. Wir wollen Transparenz schaffen, zeigen, was mit den Trauben passiert. Viele Menschen wollen heutzutage mehr Bezug zu den Produzenten haben und bei uns kann man sogar selbst bei der Produktion mitwirken und persönlich mit dem Winzer sprechen – mitten in der Stadt. Es soll auch eine kleine Vinothek geben, wo die Leute ein Glas Wein genießen können und gleichzeitig Einblick in den Produktionsbereich haben. Wir wollen ein bisschen Natur in die Stadt holen.

Warum gab es das vorher noch nicht in Deutschland?

Kai: Bei Winzern handelt es sich oft um Familienbetriebe, die bleiben dann eher auf dem Land. Und dann ist vielen sicher das Risiko zu groß, so eine Produktion in die Stadt zu verlagern.

Svenja: In der Stadt sind die Kosten höher als auf dem Land: eine Halle von 600 m² kostet in Köln deutlich mehr als in Rheinland-Pfalz.

Was ist – abgesehen von dem Produktionsprozess – das Besondere an eurem Wein? Ihr habt auf eurer Homepage auch ein „Organic Manifesto“, was hat es damit auf sich?

Svenja: Uns ist es wichtig, mit der Natur zu leben, wir möchten sie nicht ausnutzen. Wir achten darauf, dass wir das, was wir ihr wegnehmen, auch wieder zurückgeben und dadurch nachhaltig und biologisch arbeiten – sowohl im Weinberg als auch im Keller.

Jonathan: Ich möchte nicht der Meister der Natur sein, sondern ihr Diener. Ich benutze zum Beispiel keine industrielle Hefe, um den Geschmack des Weins in eine bestimmte Richtung zu lenken, sondern greife auf die Spontangärung zurück. Dabei wird nur Hefe genutzt, die sich natürlich auf der Traube und in ihrer Umgebung befindet. Außerdem ist die Lage unseres Weinbergs außergewöhnlich, Heiligenberg in Maikammer/Pfalz. Es gibt dort einen Muschelkalkboden, ein dunkler Lehmboden, das führt zu relativ viel Spannung im Gaumen.

Kai: In Zukunft wird vor allem die urbane Produktion das Besondere ausmachen, denn es geht dabei nicht nur um den Geschmack des Weins, sondern um das ganze Erlebnis: Bei der Traubensortierung und Abfüllung dabei zu sein, der direkte Kontakt zum Winzer, das alles schafft Vertrauen und Transparenz inmitten der Großstadt.

stadtkellerei-imi-koeln-3

Ihr habt ganz unterschiedliche berufliche Hintergründe – Jonathan ist Winzer, Kai hat Strategisches Management studiert und Svenja ist ausgebildete Mediengestalterin. Erzählt mal davon und wie ihr euch kennengelernt habt.

Kai: Als ich Jonathan und Svenja 2010 kennengelernt habe, waren sie schon verheiratet. Ich habe damals in den Semesterferien bei Jonathan in den Weinbergen geholfen. Meinen Master habe ich in Strategic Management abgeschlossen. Jetzt bin ich bei uns für den wirtschaftlichen Bereich zuständig, mache die Buchhaltung und organisiere Events. Bei so einem kleinen Team macht aber jeder alles. Wenn wir größer werden, können wir uns mehr spezialisieren.

Svenja: Jonathan und ich haben uns 2004 auf einer Party in Rheinland-Pfalz kennengelernt, damals hat er noch in den USA gelebt. Am Anfang hatten wir also eine Fernbeziehung. Jonathan ist nach seinem Studium in den USA dann nach Köln gekommen, wir sind zusammen gezogen, dann kam das erste Kind, dann das zweite. Und zwischendrin hatten wir die Idee des urbanen Weinguts. Wir haben uns natürlich schon gefragt, ob wir das riskieren wollen, zu zweit in die Selbstständigkeit zu gehen, das Risiko ist so deutlich größer. Aber wir haben uns dafür entschieden, und es war ein guter Schritt. Ich kümmere mich jetzt um das Marketing und das Design.

Jonathan, dein Vater ist sehr krank geworden und dann gestorben. Daraufhin hast du das Weingut übernommen?

Jonathan: Ich war zu dem Zeitpunkt in den USA und musste mich entscheiden, ob ich dort bleibe – ich hatte einen guten Job. Aber die Familie war wichtiger, das Weingut und all die Erinnerungen. Die Entscheidung, zurück nach Deutschland zu gehen, fiel mir nicht schwer. Da hatten wir auch schon die Idee mit dem urbanen Weingut.

stadtkellerei-imi-koeln-4

Wie geht ihr mit dem Risiko der Selbstständigkeit um?

Jonathan: Ich arbeite noch als Berater für Weingüter in den USA, dadurch habe ich ein sicheres monatliches Einkommen.

Svenja: Bei mir ist es die Familie im Hintergrund.

Und wie finanziert ihr eure Idee?

Kai: Das meiste ist aus Eigenmitteln finanziert, außerdem erhalten wir viel Unterstützung über Familiendarlehen. Wir sind im Gespräch mit Banken und Investoren, damit wir das gesamte Konzept finanzieren und auch einen Mietvertrag für die Produktionshallen unterschreiben können, um schließlich die Produktion vom Land in die Stadt zu verlegen.

Sicher habt ihr in der Anfangsphase auch schon mit Rückschlägen zu kämpfen gehabt. Was sind eure größten Herausforderungen?

Jonathan: Ich habe schon gewusst, dass es nicht leicht wird. Die Rückschläge sind, dass alles länger dauert, als man denkt. Jetzt kommt noch der letzte und größte Schritt: der offizielle Start der Produktion in Köln. Wir hatten gehofft, dass wir Ende 2016 damit beginnen können, aber jetzt sieht es eher nach 2017 aus.

stadtkellerei-imi-koeln-5

Auf eurem Facebookprofil habt ihr ein Hintergrundbild mit Weinkisten, auf denen steht: Wein macht Freude. Die Kisten stehen auch hier im Laden. Was mögt ihr so an Wein?

Svenja: Wenn man in einer Weinbauregion groß wird, dann lebt man mit dem Wein. Ich kenne niemanden in Rheinland-Pfalz, der nicht schon mal Wein getrunken hat. Bei uns gab es früher von Frühling bis Herbst jedes Wochenende ein Weinfest, das war unsere Partyzone. Ich habe schon als Kind in den Weinbergen mitgeholfen für ein bisschen Taschengeld. Nicht nur das Weintrinken macht Spaß, sondern auch das Ganze drum herum. Und dieses Erlebnis möchten wir an die Leute in der Stadt weitergeben.

Kai: Ich habe Wirtschaft studiert, aber erst seitdem ich mein Studium mit dem Weinmachen verbinden kann, macht mir das richtig Spaß. Weinmachen, das ist eine ehrliche Arbeit. Wenn man bei der Weinlese drei bis vier Wochen durchgeackert hat, fühlt man, dass man was geschafft hat.

Jonathan: Ich liebe Kunst und im Wein ist die Natur die Kunst – der Winzer steuert das nur ein bisschen, für mich ist es eine einfache Art, ein Künstler zu sein. Und ich kann mit einer Flasche Wein durch die Zeit reisen. Ich kann eine Flasche aufmachen, die ich zusammen mit meinem Vater angebaut habe oder eine, die ich zusammen mit Svenja und Kai geerntet habe. Hinter jeder Flasche Wein gibt es eine Geschichte.

Wie kamt ihr zu dem Pop-up Store in Köln Ehrenfeld? Und wie geht’s weiter?

Svenja: Der Pop-up Store war eine Möglichkeit der Präsentation. Ich habe direkt im Laden angefragt. Ich finde die Straße besonders schön, es gibt ein Straßenfestival und die Leute sind sehr miteinander verbunden. Die Dame, die hier vorher drin war, hat mir den Kontakt zu der Vermieterin gegeben, die lustigerweise auch aus Rheinland-Pfalz kommt. Sie vermietet den Laden immer nur für maximal drei Monate, um möglichst vielen Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren. Bei uns waren es jetzt nur zwei Monate, weil alles schon ausgebucht war. Für uns war diese Zeit eine Zeit des Kennenlernens mit der Kundschaft, wir haben gesehen, wie wir ankommen – das haben wir zwar schon auf Events getestet, aber so kam eine normale Laufkundschaft dazu. Für uns lief es super! Wir würden gerne noch mal einen Pop-up Store eröffnen. Und wir sind dabei, unsere eigene Location hoffentlich bald unter Dach und Fach zu bringen, die Eröffnung ist für Ende des Jahres geplant.

stadtkellerei-imi-koeln-8

Was sucht ihr da genau? Ihr braucht ja viel Platz, um die Produktionshallen, den Keller und die Vinothek unterzubringen.

Jonathan: 550 m².

Kai: Es gibt einen Ort, bei dem wir schon recht weit in den Verhandlungen sind. Die letzten Finanzierungsschritte müssen aber noch gemacht werden. Es gibt noch ein paar andere Hallen in Köln, die auch denkbar wären. Die Größe und Lage müssen natürlich stimmen, und vor allem müssen die Auflagen, die wir von der Stadt bekommen, gut umzusetzen sein. Das ist nicht so einfach, es gibt nicht viele Objekte, die für unsere Bedürfnisse überhaupt in Frage kommen.

Was sind das für Auflagen, die ihr erfüllen müsst?

Kai: Brandschutz, Fluchtwege, für den Wein muss die Temperatur stimmen.

Jonathan: Bei der Gärung gibt es einen CO2-Ausstoß, deshalb benötigen wir ordentliche Ventilationssysteme.

Kai: Da sind viele Dinge dabei, die vorher auch der Stadt fremd waren, weil das für sie Neuland ist.

Seid ihr mit der Suche nach den passenden Räumlichkeiten im Moment am meisten beschäftigt?

Jonathan: Ja, und mit dem Vertrieb. Wir wollen verstärkt mit der Gastronomie zusammenarbeiten.

stadtkellerei-imi-koeln-7

Verkauft ihr schon viel von eurem Wein?

Svenja: Ja, die erste Woche hier ist super angelaufen und auch über den Onlineshop haben wir schon einen Kundenstamm aufgebaut.

Wie viel kostet eine Flasche Wein bei euch?

Svenja: Zwischen acht und 18 Euro.

Und wofür steht der Name, Stadtkellerei IMI?

Jonathan: IMI war der Spitzname meines Vaters. Er hieß eigentlich Joachim, aber als er klein war, hat er immer Joachimi gesagt, daraus ist das IMI geblieben. Mein Bruder, meine Schwester und ich, wir kennen unseren Vater nur als IMI, und ohne meinen Vater wäre das Ganze schließlich gar nicht möglich.

Auf euren Flaschen sind Graffitis aus Köln zu sehen, was hat es damit auf sich?

Svenja: Jonathan hat sich schon immer sehr für Street-Art interessiert und wir wollten unsere Weinetiketten mit Kunst schmücken. Zuerst wollten wir jeden Wein einem Viertel in Köln zuordnen und dann mit der entsprechenden Street-Art versehen, das hat aber nicht so richtig funktioniert. Wir haben es uns dann einfacher gemacht und einfach geguckt, welche Street-Art uns gefällt, die Künstler kontaktiert und gute Resonanz bekommen.

Jonathan: Mittlerweile kommen die Graffitikünstler sogar auf uns zu.

stadtkellerei-imi-koeln-2

Wie stellt ihr euch eure Zukunft vor – beruflich und persönlich? Gibt es etwas, dass ihr euch wünscht?

Kai: Das ganze Unternehmen soll ein nachhaltiges Projekt werden, wir wollen Leute einstellen und irgendwann steht hoffentlich der Spaß im Vordergrund, denn am Anfang bedeutet so ein Unternehmen noch viel Stress und Veränderung.

Jonathan: Ich möchte in Zukunft 60.000 bis 80.000 Flaschen Wein im Jahr produzieren. Im Moment sind es 20.000. Aber das Beste hat sich für mich schon verwirklicht: Ich mache Wein und das macht mich glücklich. Wenn das ganze Unternehmen dann auch noch läuft, bin ich einfach noch ein bisschen glücklicher.

 

Liebe Svenja, lieber Jonathan und lieber Kai, habt vielen Dank für das nette Gespräch und die Kostprobe eures Weins.

 

Interview & Text: Lisa Jansen // freie Journalistin

Fotos: Kerstin Müller // Fotografie

 

Der Beitrag „Wir wollen die Natur in die Stadt holen“ – #IS24zuBesuch in der Stadtkellerei IMI in Köln erschien zuerst auf .


Ein Jahr Bestellerprinzip – von Proptechs lernen

$
0
0

141105_IS24_Bestellerprinzip_02

von Dagmar Hotze

Eigentlich hätte der „fiese Makler“, der den Mietwohnungssuchenden trotz des Bestellerprinzips mit „üblen Tricks“ das Geld aus der Tasche zieht, das Zeug zum TV-Star. Quasi als Pendant zu Saul Goodman, dem gewieften Rechtsverdreher in der Netflix-Serie „Better Call Saul“. Oder als „Immobilien-Stromberg“, immer einen flotten Spruch parat, aber wenn es an die Arbeit geht, schnell verschwunden. Vielleicht ist die Karikatur nötig, um dem Zerrbild beizukommen.

Doch Scherz beiseite. Schwarzer Humor genügt nicht, um das schlechte Image von Maklern aufzupolieren. Vielmehr muss die Branche ihre Stellung entlang der Wertschöpfungskette einer Immobilie insgesamt überprüfen, um sich nach dem Wegfall der Maklercourtage ein veritables Standing zu erarbeiten und alternative Einnahmequellen zu erschließen.

Idea concept on blue background.

Von der Pflicht zur Kür

Der Kontext innerhalb dessen das geschieht, ist denkbar komplex: Zum einen lösen sich in Folge der Digitalisierung bestehende Strukturen und Prozesse auf, so dass weiterhin analog operierende Unternehmen unter Zugzwang geraten.

Zum anderen agieren Vermieter äußerst kostenbewusst, um die ohnehin unter Druck geratene Rendite ihrer Immobilie nicht durch zusätzliche Ausgaben zu schmälern. Die Frage ist, mit welchen Leistungen Makler Vermieter beim Handling ihrer Immobilie in Zukunft unterstützen können?

Geht es nur um die „Pflicht“ einer  preisgünstigen Abwicklung des formalisierten Vermietungsprozesses? Dann regelt die All-inclusive-Flatrate das Salär. Gibt es darüber hinaus jedoch eine „Kür“, bei der Makler mit zusätzlichen Services von sich überzeugen können, wird es interessant.

Two business men shaking hands.

Vermietung in Eigenregie nicht signifikant gestiegen

 Immerhin hat sich die Aufregung um das Bestellerprinzip gelegt. Alltag ist in vielen Maklerbüros eingekehrt und mit ihm die Gewissheit, ob die offerierten Leistungen einen Mehrwert für Vermieter darstellen und man deshalb weiterhin gefragt ist, oder ob die Angebotspalette nicht überzeugt. Aufschlussreich ist die im März 2016 veröffentlichte Wohnmarktanalyse des Institut für Innovatives Bauen (iib), die zeigt, dass sich die Zahl der privat angebotenen Bestandswohnungen nicht in der Weise erhöht hat, wie zunächst angenommen:

Wurden im ersten Halbjahr 2015 – also vor der Einführung des Bestellerprinzips – 116.536 der insgesamt angebotenen 808.138 Wohnungen in Eigenregie inseriert, lag die Zahl danach bis zum Jahresende bei 132.366 von insgesamt 786.923 angebotenen Wohnungen. Das ist ein Plus von lediglich 3 %. Befürchtet wurde jedoch eine deutlich größere Zunahme.

Einnahmen jenseits des Brot-und-Butter-Geschäfts

Wie nicht anders zu erwarten, hat die Privatvermietung besonders in nachfragestarken Metropolen (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) zugenommen. Mit 13 % ist München momentan die Hochburg der Privatvermieter. Schlusslicht ist Stuttgart mit einem Zuwachs von 0,9 %.

Das geringe Wohnungsangebot führt in Großstädten anscheinend dazu, dass Vermieter zügig selbst einen Nachmieter finden und deshalb auf die Unterstützung eines Maklers verzichten, auch wenn das Procedere bis zur endgültigen Schlüsselübergabe aufwendig und zeitraubend ist. Mit Standardsituationen im Bereich der Vermietung werden Makler das Terrain allerdings nur schwer zurückerobern können. Wer zusätzliche Einnahmen generieren will, muss sich mehr einfallen lassen.

Das Immobiliengeschäft auf dem Weg in die Zukunft

Fakt ist, dass das Geschäft rund um die Wohnimmobilie in den letzten Jahren deutlich anspruchsvoller geworden ist und die Kenntnisse, die für ein professionelles Immobilienmanagement benötigt werden, keineswegs trivial sind.

Welcher Privatvermieter ist beispielsweise in der Lage, den Wust an gesetzlichen Auflagen zu überblicken und zeitnah umzusetzen? Energieausweis, Legionellenprüfung, Rauchmelder, Bundesmeldegesetz, Mietpreisbremse – selbst Profis geraten mittlerweile an ihre Grenzen. Welcher Privatvermieter verfügt über moderne, digitale Werkzeuge, die die Objektbetreuung vereinfachen? Auch Profis sind bei der Ideenfindung erst am Anfang.

Eines steht fest: Wer weiterhin im Immobiliengeschäft bestehen will, kommt um Anpassungsmaßnahmen nicht herum. Damit haben auch Makler die Chance, sich neu zu orientieren, vom Vermittler zum Berater umzusatteln und Wohnimmobilieneigentümer durch den  Transformationsprozess zu begleiten. Die nächste Generation macht bereits vor, wie Immobilienwirtschaft im 21. Jahrhundert funktioniert.

Von Proptechs lernen

Die Rede ist von den sogenannten „PropTechs“, eine Wortschöpfung, die sich aus „Property“ (Immobilie) und „Technology“ (Technologie) zusammensetzt, unter der sämtliche technologischen (digitalen) Neuerungen der Immobilienbranche subsumiert werden – vom Onlinevermietungsdienst über Apps bis zu Lösungen für das Internet der Dinge (IoT).

105 PropTech-Unternehmen gibt es derzeit in Deutschland, die die Messlatte für eine zeitgemäße Servicekultur legen: Statt verwackelter Fotos macht Virtual Reality (VR) die Wohnungsbesichtigung zum Erlebnis; statt der jährlichen Betriebskostenabrechung in Papierform, erhält der Mieter Einblicke über ein webbasiertes Mieterkonto; statt langwieriger Gespräche mit der Bank, hilft die Crowd beim Immobilieninvestment.

Ob man dem digitalen Treiben skeptisch gegenübersteht oder nicht, ist nicht der Punkt. Und natürlich müssen die Jungunternehmer erst noch beweisen, ob und wie nachhaltig ihr Business ist. Wesentlich ist, dass sie einen anderen Blick auf immobilienwirtschaftliche Prozesse, Produkte und Strukturen haben, bei dem der Nutzer im Mittelpunkt steht. Und genau diesen Perspektivwechsel sollten auch Makler wagen.

dsds

Experimentierfreude ist angesagt

Eine der Zukunftsaufgaben wird sein, Nischen zu finden und zu besetzen. Auch neue Formen der Kooperation gilt es auszuloten und interdisziplinäre Netzwerke zu knüpfen. Denn warum sollen nur Startups den Markt aufrollen?! Weiterhin hat das Motto „All Business Is Local“ im Zeitalter des Internets nur noch begrenzt Gültigkeit.

Warum nicht von der Metropole in die Provinz expandieren oder von der A-Stadt in die B-Stadt? Werden die bestehenden Kundenbeziehungen eigentlich ausreichend gepflegt, so dass man über die Pläne, die ein Privatvermieter mit seiner Immobilie hat, eingeweiht ist? Soll eventuell weiteres Kapital in Immobilien angelegt werden? Braucht der Anleger dazu eine Marktrecherche? Wissen Vermieter außerdem, was im Zuge der Digitalisierung auf die Immobilienwirtschaft – und damit auch auf sie – zukommt?

Experimentierfreude und Mut zum Ausprobieren sind gefragt. Und vielleicht gibt es dann auch bald den Makler als TV-Star. Netflix und Amazon Prime sind jedenfalls auf der Suche nach publikumswirksamen Stoffen.

Übrigens: Wenn Sie an weiteren Artikeln zum Thema „Ein Jahr Bestellerprinzip“ interessiert sind, können Sie sich bei unserem WhatsApp-Dienst anmelden und Sie erhalten bei Veröffentlichung eine Nachricht auf Ihr Mobiltelefon.

Porträtfoto Dagmar HotzeDagmar Hotze ist seit 2008 freie Journalistin und hat sich auf Nachhaltigkeits- und Zukunftsthemen der Immobilienwirtschaft spezialisiert: www.immobilie-der-zukunft.de
Neben ihrer freien Tätigkeit ist sie Herausgeberin des Onlinemagazins greenIMMO und entwickelt Kommunikationsprojekte für Print, Online und Video.

 

Der Beitrag Ein Jahr Bestellerprinzip – von Proptechs lernen erschien zuerst auf .

„Durch sehr gute Bewertungen die Nr. eins im Branchenbuch“— Richard Adner, Adner & Partner Immobilien

$
0
0

160607_IS24_Bestellerprinzip_1Jahr_Adner_Blog_Artikelheader

Ein Jahr Bestellerprinzip. Unsere Reihe startete zum 1. Juni mit einem Rückblick von Branchenkenner Sven Johns auf die letzten zwölf Monate. Sein Fazit war, dass das vorhergesagte große Makler-Sterben bisher ausgeblieben sei. Danach folgte der Ausblick der Journalistin Dagmar Hotze, die fordert, dass sich Makler gegenüber Zukunftstechnologien weiter öffnen. Heute und in den nächsten Wochen stellen wir Ihnen Makler vor, die ihr Geschäftsmodell erfolgreich umgestellt haben. Wir beginnen mit Adner und Partner Immobilien, einem inhabergeführten Unternehmen, das zum Zeitpunkt der Gesetzesänderung hauptsächlich in der Vermietung tätig war und trotzdem weiterhin auf Erfolgskurs ist.

Christiane Lehmann: Lieber Herr Adner, geben Sie uns einen kurzen Überblick über sich und Ihr Unternehmen.

Richard Adner: Mein Name ist Richard Adner, Inhaber von Adner & Partner Immobilien. Unser Tätigkeitsgebiet umfasst Braunschweig plus 35 Kilometer im Umkreis – eine Region, die ich gut beackern kann. Ich war lange Jahre in der Finanzdienstleistung tätig. Mit Mitte 30 habe ich mich auf meinen Jugendtraum besonnen, etwas mit Immobilien zu machen. Zuerst habe ich angefangen, neben meinem Beruf für einen Makler zu arbeiten. Später bin ich ganz umgestiegen und habe für einen regionalen Immobilienbetrieb den Vertrieb im Bestandskundengeschäft aufgebaut. 2012 ist mein Geschäftspartner plötzlich gestorben und ich war gezwungen, mich neu zu erfinden. Ich wusste, wenn ich noch mal diese Menge an Energie aufbringe, dann für mein eigenes Unternehmen. Ende desselben Jahres habe ich gegründet. Heute habe ich zwölf Jahre Immobilienerfahrung auf dem Buckel.

Christiane Lehmann: Wie ist der Markt in Ihren Tätigkeitsgebieten? Was sind die Herausforderungen?

Richard Adner: Die größte Herausforderung besteht – wie bei fast allen Kollegen – in der Objektakquise.

adner_homepage

Christiane Lehmann: Und wo liegen die Schwerpunkte Ihres Geschäfts?

Richard Adner: In meinem Traumjob mache ich nur noch das, was mir Freude macht, und das sind Wohnimmobilien (lacht). Gewerbeimmobilien werden Sie bei mir nicht finden. In der Vergangenheit gab es lediglich zwei bis drei Ausnahmen für treue Stammkunden.

Was Wohnimmobilien betrifft, bin ich im Verkauf und in der Vermietung tätig. Vor Einführung des Bestellerprinzips war das Verhältnis 80 Prozent Vermietung zu 20 Prozent Verkauf. Die Vermietung macht mir Spaß: Man ist viel unterwegs, trifft auf ganz unterschiedliche Menschen. Der Kontakt zu Menschen ist einer der Aspekte, der mir an meinem Wunschberuf am meisten Freude bereitet.

Christiane Lehmann: Wie haben Sie die Umstellung aufs Bestellerprinzip erlebt?

Richard Adner: In den ersten Monaten nach der Einführung  sind uns 50 Prozent des Vermietungsgeschäfts weggebrochen. Ich bin aber ein Mensch, für den das Glas immer halbvoll ist, deswegen habe ich auch das Positive an der Situation gesehen. So habe ich das Bestellerprinzip als Konsolidierung wahrgenommen. Mit einem Mal war nämlich klar, wer unsere ganz treuen Kunden waren: die, die geblieben sind. Zweitens: Ich hatte – zwangsläufig – zum ersten Mal seit der Gründung Zeit. Zeit, um nachzudenken. Als Selbstständiger überlege ich stets, wie ich in Zukunft mein Geld verdiene, aber das Bestellerprinzip stellte mich vor eine besondere Herausforderung. Ein Ergebnis war, dass  ich einen Teil der Zeit, die vorher in der Vermietung steckte, anders investiert habe: in den Verkauf. Dieser Anteil ist im letzten Jahr von 20 auf 50 Prozent gestiegen.

Außerdem habe ich mir Gedanken gemacht, wer eigentlich in der Vermietung, aber auch im Verkauf mein Kunde ist, und kam zu dem Schluss: Eigentlich hast du schon immer für den Eigentümer gearbeitet. Vor Einführung des Bestellerprinzips konnte die Beziehung zwischen Vermieter und Makler theoretisch sehr lose sein: per Kaltakquise an den Vermieter gekommen, ohne Alleinauftrag gearbeitet und dabei kaum Kontakt zum Eigentümer gehabt, bis man ihm den Interessenten präsentierte, von dem man ja gar nicht genau wusste, ob er der Vorstellung des Vermieters entsprach – weil man sich kaum kannte. So haben wir natürlich nie gearbeitet, aber theoretisch wäre das möglich gewesen.

Eigentlich, so dachte ich mir, bietet das Bestellerprinzip gerade die Chance, ein viel engeres und bewussteres Verhältnis mit dem Vermieter als Auftraggeber einzugehen und die Dienstleistung noch viel genauer auf seine Bedürfnisse auszurichten. Und diese Leistung hat dann auch ihren Wert. Das gilt auch für den Verkauf, weswegen wir auch dort aufs Bestellerprinzip umgestellt haben. Alles andere wäre nicht konsequent gewesen.

Bereits vor der Umstellung war unser Dienstleistungsportfolio umfangreich und unsere Service-Qualität sehr hoch. Deswegen lehne ich einen Auftrag ab, wenn der Vermieter versucht, den Preis zu drücken.

Christiane Lehmann: Und das können Sie sich leisten?

Richard Adner: Ich muss sagen, das konsequente „Nein“ zu Dumping ist mittlerweile zum Erfolgsfaktor geworden – weil es eine hohe Qualität der Arbeit garantiert – und diese Qualität kommt  bei den Menschen an. Wir sagen wenige Aufträge ab — gegenüber vielen Kunden, die verstehen, dass gute Leistung ihren Preis hat.

Christiane Lehmann: Sie erhalten also sowohl in der Vermietung als auch im Verkauf die Provision vom Eigentümer. Ich denke, dass das funktioniert, liegt an Ihrem Erfolgsrezept …

Richard Adner: Unser Erfolgsrezept besteht sicher in der guten Arbeit, die wir leisten – ob es 360°-Rundgänge sind, die wir anbieten, oder die hochwertige, umfassende Objektmappe, die Kaufinteressierte in die Hand bekommen. Durch meine Vergangenheit als Finanzdienstleister bereiten wir die Dokumente so auf, dass es der Käufer bei der Finanzierung einfach hat. Wir haben gutes Feedback bis hin zur Bank erhalten: „Wenn die Unterlagen von Adner kommen, macht es richtig Spaß, damit zu arbeiten!“ Vor allem ist es aber unsere Einstellung, mit der wir auf alle zugehen, mit denen wir im Rahmen unsere Arbeit zusammentreffen. Wir fragen uns immer: „Wie tickt der Mensch?“ und versuchen, in seinen Schuhen zu gehen.

screen-Branchenbuch_640

Christiane Lehmann: Es gibt aber noch ein Alleinstellungsmerkmal, das ganz sicher großen Anteil an Ihrem Erfolg hat.

Richard Adner: Sie meinen sicher unsere Bewertungen (lacht). Unser Ziel ist es, unter anderem mit Adner & Partner Immobilien in unserer Region an erster Stelle im Branchenbuch zu stehen. Als ich Ende 2012 auf den Markt kam, wusste ich, dass die alteingesessenen Makler die Region unter sich aufgeteilt hatten. Um einen genügend großen Marktanteil zusammenzubekommen, musste ich einen Großteil derer, die nicht hier leben, zu Kunden machen. Und diese Klientel sucht zum Beispiel im Branchenbuch von IS24 oder anderen Bewertungsplattformen nach einem Makler. Also mussten wir dort die Nummer eins werden.

Deswegen sind wir sehr aktiv, bitten unsere Kunden, aber auch Interessenten, unsere Leistung zu bewerten. Die Interessenten spreche ich schon bei der Besichtigung darauf an, dass es diese Möglichkeit gibt. Dementsprechend legen wir auch in der Vermietung großen Wert auf Service. Mietinteressenten erhalten bei uns dieselbe Wertschätzung und erfahren dieselbe Leistung wie vor der Einführung des Bestellerprinzips. Massenbesichtigungen gibt es bei uns auch heute nicht. Mir geht es in all unseren Kundenbeziehungen darum, auch für diejenigen transparent zu sein, die den Zuschlag für die Immobilie nicht erhalten werden. Und weil wir die Interessenten informieren, erhalten wir aus der Vermietung relativ selten Ein-Stern-Hassbewertungen. Der menschliche Umgang macht viel aus.

Die Pflege der Bewertungen ist natürlich viel Arbeit. Aber der Einsatz lohnt sich: Unsere Auftraggeber kommen entweder über diese sehr guten Bewertungen in den Portalen – indirekte Empfehlungen – oder über die direkte Empfehlung von Eigentümern, mit denen wir schon zusammen gearbeitet haben, und sind dann auch bereit, für unsere Arbeit zu zahlen. Ich sage immer: Je schöner das Bild ist, das man online abgibt, desto eher trifft man auf Eigentümer, die für ihre Immobilie Verantwortung übernehmen.

Christiane Lehmann: Ganz grundlegend verstehe ich das so, dass der Erfolg Ihres Unternehmens in der Art und Weise liegt, wie Sie mit den Menschen kommunizieren, mit denen Sie durch Ihren Beruf zusammentreffen.

Richard Adner: Ja, das kann man so sagen. Wir bieten Verbindlichkeit und treffen so auf viele Menschen, die selbst verbindlich sind. Was das Bestellerprinzip angeht, denke ich: Jeder Unternehmer aus jeder Branche hat sein Päckchen zu tragen. Es geht darum, wie man mit der Situation umgeht und dass man gute Lösungen findet.

Christiane Lehmann: Lieber Herr Adner, vielen Dank für das lehrreiche und inspirierende Gespräch!

Übrigens: Wenn Sie an weiteren Artikeln zum Thema „Ein Jahr Bestellerprinzip“ interessiert sind, können Sie sich bei unserem WhatsApp-Dienst anmelden und Sie erhalten bei Veröffentlichung eine Nachricht auf Ihr Mobiltelefon.

Der Beitrag „Durch sehr gute Bewertungen die Nr. eins im Branchenbuch“ — Richard Adner, Adner & Partner Immobilien erschien zuerst auf .

Scouties engagieren sich: Andreas Böhm, Team Lead Content Marketing, steht als Schöffe vor Gericht

$
0
0

Heute berichtet unser Kollege Andreas von seiner Tätigkeit als Schöffe. Bei der Urteilsfindung sind Schöffen hauptamtlichen Richtern gleichgestellt. Dennoch kennen nur wenige dieses wichtige Ehrenamt. Mit unserer Serie „Scouties engagieren sich“ haben wir im letzten Jahr das private Engagement der Immobilienscout24-Mitarbeiter vorgestellt und sichtbar gemacht, wie vielfältig Ehrenämter in der Stadt gelebt werden.

Hallo Andreas, schön, dass du hier bist. Bitte stelle dich unsern Lesern doch einmal kurz vor:

Mein Name ist Andreas Böhm, ich bin 40 Jahre alt und arbeite bei ImmobilienScout24 als Teamleiter im Bereich Content Marketing. Ich wohne in Berlin-Friedrichshain.

Warum engagierst Du Dich ehrenamtlich als Schöffe?
Zum einen wollte ich mich neben meinem Beruf gesellschaftlich engagieren. Zum anderen fand ich den Schöffendienst als solches sehr spannend. Nebenbei lerne ich auch noch unglaublich viel über Recht. Wusstest Du beispielsweise, dass man eine Bewährungsstrafe nur bis maximal zwei Jahre geben kann?

Braucht man besondere Vorkenntnisse, um Schöffe zu werden?
Nein, gar nicht. Die einzige Bedingung ist, dass man keine berufliche Ausbildung in diesem Bereich hat, denn das würde der Idee des Laienrichters widersprechen.

Was genau ist ein Laienrichter?
Viele kennen aus amerikanischen Filmen die berühmten zwölf Geschworenen, in Deutschland gibt es mit den Schöffen ein ganz ähnliches Prinzip. Menschen aus der Bevölkerung unterstützen die Justiz bei der Urteilsfindung. So soll ein gewisses Maß an „Bauchgefühl der Gerechtigkeit“ in den Prozess einfließen, die Justiz soll sich nicht zu weit von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernen.

Wie lange machst du das jetzt schon?
Mittlerweile bin ich seit sieben Jahren Schöffe. Als ich mich beworben habe, war ich 33 Jahre alt. Mit meiner Bewerbung wollte ich eine jüngere Generation in die Berliner Justiz bringen. Es sollen bei Gericht alle Alters- und Berufsgruppen vertreten sein, sodass das ganze Spektrum der Bevölkerung abgebildet wird.

Direkt beim ersten Termin geht es gleich in die „Vollen“,
ohne Kennenlern- und Aufwärmphase.

Wie oft musst du pflichtgemäß zum Schöffendienst erscheinen?
Anfang des Jahres bekomme ich die Termine mitgeteilt, dieses Jahr sind es zehn. Eine Woche vor Beginn der Verhandlung bekomme ich postalisch noch eine Erinnerung von der Justiz. Tatsächlich ist es dann Pflicht zu erscheinen, ansonsten könnte ich von der Polizei abgeholt werden.

Gibt es eine Einarbeitung in den Schöffendienst?
Vorab erhält man Merkblätter, die auf den Schöffendienst vorbereiten sollen. Direkt beim ersten Termin geht es gleich in die „Vollen“, ohne Kennenlern- und Aufwärmphase.

Für welche Art von Verhandlungen wirst du eingesetzt?

Ich bin Schöffe am Landgericht, allerdings wird das vorher „ausgelost“, wo man eingesetzt wird. Das Landgericht ist überwiegend zuständig für zivile oder strafrechtliche Prozesse. Es geht meist um schwerere Vergehen, die mit einer hohen Geldstrafe oder Freiheitsstrafe verurteilt werden. Ich bin für ein Jahr einer Kammer zugeteilt und sehe dann immer den gleichen Schöffenpartner und den gleichen Richter.

Wie bewertest du die Fälle? Hast du einen Kriterienkatalog?
Es ist nicht so, dass ich während des Prozesses vor mir einen Stapel Akten auf dem Tisch liegen habe. Generell gilt das vor Gericht gesprochene Wort. Deswegen werden Zeugen gehört und eventuell wichtige Teile der Akte vorgelesen, damit alle im Gerichtssaal Beteiligten den Aktenvorgang als solches hören.
Es gibt also keinen Kriterienkatalog, sondern wir bauen uns aus der Fülle der Tatsachen eine kohärente Geschichte zusammen. Alle noch offenen Fragen, die zur Urteilsfindung beitragen, beantworten wir anschließend gemeinsam im Richterzimmer. Die Zuschauer und der Beschuldigte draußen vor der Tür bekommen nichts davon mit.

Gibt es einen Fall, an den du dich besonders erinnerst?

Andreas Böhm

Ja, bei der betroffenen Person ging es um einen psychisch kranken Familienvater. Durch eine geänderte Medikation wurde er falsch behandelt und hielt sich irgendwann für Jesus. Er dachte, sein Körper sei geteilt, mit einer guten Seite und einer schlechten Seite. Das führte soweit, dass er jemanden mit einem Messer bedroht hat. Die Folge war seine Einlieferung in ein Gefängniskrankenhaus. Während des Prozesses wurde beobachtet, ob der Angeklagte mit der richtigen Dosierung seiner Psychopharmaka wieder ein normal agierender Mensch wird. Bei den nächsten Verhandlungsterminen bemerkte man tatsächlich, dass er immer wacher und zurechnungsfähiger wurde. Insgesamt war es ein langer Prozess und letztendlich ging es gut für ihn aus.

Hat das Ehrenamt deinen Blick auf die Welt verändert?
Es hat mich geerdet und ich habe realisiert, was in Berlin alles so abgeht. Nach Verhandlungen in denen es um Drogendelikte, Raubüberfälle oder Körperverletzung geht, bewerte ich die Dinge in meinem Alltag differenzierter.

Hattest du jemals Angst, dass sich ein Verurteilter an dir rächen würde?

Bild-04
Bisher noch nicht, aber das könnte sich ändern, sollte ich zum Beispiel irgendwann bei einem Rockerprozess oder sowas teilnehmen. Diese Prozesse finden im Saal 500 am Landgericht Moabit statt. Das ist ein Justizpalast und wahrscheinlich größer als jede Kirche in Berlin. Im Gang zu dem Saal gibt es schusssichere Fenster, im Saal selbst schusssichere Glaskästen für die Angeklagtenvernehmung. Das wirkt bedrohlich.

Wie steht dein Arbeitgeber zu deinem Ehrenamt?
Für ImmobilienScout24 ist meine Tätigkeit als Schöffe absolut in Ordnung. In der Zeit, in der ich beim Schöffendienst bin, werde ich nicht von meinem Arbeitgeber bezahlt, sondern von der Staatskasse. Ich erhalte stattdessen, nach einem riesigen Stapel Papierkram, eine Überweisung von der Staatskasse.

Was, denkst du, macht einen guten Schöffen aus?
In einem Richterzimmer bestimmt man mit, ob der Angeklagte eine Gefahr für die Allgemeinheit ist. Meine Entscheidung, diesen Menschen jetzt wieder in die Welt rauszulassen oder ihm die Freiheit zu nehmen, muss also sorgfältig getroffen werden. Ich glaube, ein guter Schöffe macht nicht den berühmten „kurzen Prozess“, sondern fragt nochmal nach und ist sich bewusst, dass hier über Menschen geurteilt wird.

Was möchtest du den Lesern noch mit auf den Weg geben?

Andreas Böhm
Ich würde es jedem empfehlen, den Schöffendienst anzutreten, auch um das gesamte Justizsystem ein bisschen bunter zu gestalten. Engagiert euch! Seid neugierig! Ihr lernt sehr viel Neues und bekommt einiges an Lebenserfahrung vermittelt, indem ihr Menschen außerhalb der eigenen „Blase“ kennenlernt. Es ist spannend und man sieht andere Aspekte dieses Lebens. Es erdet!
Wer mal reinschnuppern möchte, die Sitzungen sind öffentlich, Interessierte können sich einfach reinsetzen. Empfehlenswert ist auch die Internetseite berlinkriminell.de, auf der die kommenden Verhandlungen stehen.

Was hältst du davon, dass man sich bei ImmobilienScout24 im Rahmen des Social Days engagieren kann?
Grundsätzlich finde ich soziales, gesellschaftliches Engagement wichtig für die eigene Persönlichkeitsentwicklung. Ich glaube, dass gerade in einer Zeit, in der das Thema um geflüchtete Menschen sehr präsent ist, Engagement äußerst wichtig ist. Ich befürworte Projekte wie den Social Day und würde mich freuen, wenn ImmobilienScout24 in Zukunft noch gezielter an dem Thema Flüchtlinge arbeitet.

Vielen Dank für das spannende Interview.

Interview & Text: Nina Jensen, Kilian Müller
Fotos: Nina Jensen

 

Der Beitrag Scouties engagieren sich: Andreas Böhm, Team Lead Content Marketing, steht als Schöffe vor Gericht erschien zuerst auf .

„Einmal Gastro, immer Gastro“ – Vom gelernten Koch zum Makler-Spezialisten – ImmobilienScout24 zu Besuch bei John Brünings, Jonathan Immobilien in Aachen

$
0
0

160602_IS24_GMP_01_Brünings_Blog_ArtikelHeader_Blog_ArtikelHeader

Ein Hotel als Durchbruch. Das Landhotel Kallbach ist das erste große Objekt, das John Brünings vermittelt hat – und was für eines: ein Vier-Sterne-Hotel mit Spa und Wellness-Angebot und feiner regionaler Küche. Idyllisch in Simonskall mitten im Nationalpark Eifel gelegen, erreichbar über bewaldete Serpentinenstraßen. Aachen, 250.000 Einwohner, 60 000 Studenten, ist nicht weit – eine junge Stadt mit viel Gastronomie. Und genau das ist die Spezialität des gelernten Kochs Brünings: Mit seinem Unternehmen Jonathan Immobilien ist er auf Gastronomie- und Hotelobjekte spezialisiert – als einziger Makler in der Region um Aachen. Die Fotografin Kerstin Müller und ich treffen ihn dort, wo 2014 alles begann – im Landhotel Kallbach.

Landhotel Kallbach

Lisa Jansen: John, das Landhotel Kallbach, in dem wir gerade sitzen, war deine erste verkaufte Immobilie. Wie kam es dazu?

John Brünings: Als ich anfing, mich auf den Bereich Gastronomie- und Hotelgewerbe zu spezialisieren, fand ich das Objekt in einer Unternehmensbörse der IHK. Ich habe mich dort gemeldet und erzählt, dass ich Gastronomie- und Hotelmakler bin und dieses Objekt gerne vermarkten möchte. Der damalige Besitzer wollte das Hotel aus Altersgründen verkaufen. Wir waren uns direkt sympathisch, ich bekam den Auftrag und habe innerhalb von vier Monaten eine Käuferin gefunden. Ich hatte aber auch Glück: Interessentin und Verkäufer waren sich ebenfalls menschlich sofort sympathisch. Alle drei haben wir stundenlang zusammen gesessen und viel geredet. Wir hatten ja alle denselben Hintergrund in der Gastronomie, da gingen die Gespräche hin und her. Das Landhotel Kallbach ist ein Familienhotel und da interessiert natürlich auch das Umfeld – das Privathaus neben dem Hotel – in das die Interessentin einziehen wollte – oder was man für ein Verhältnis zu den Mitarbeitern hat, das ist alles sehr emotional. Die Dame hat das Hotel dann tatsächlich gekauft.

Interview

Lisa Jansen: Sind vier Monate eine kurze Vermarktungszeit für ein Hotel?

John Brünings: Ja, das ging extrem schnell! Eine andere Firma war vor mir schon zwei Jahre an dem Objekt dran, was bei Hotels und Restaurants eine normale Vermarktungszeit ist. Anders als bei Wohnimmobilien ist der Gewerbeimmobilienmarkt kleiner, aber dafür auch qualifizierter. Im Hotel-Bereich meldet sich bis zum Abschluss vielleicht nur eine Handvoll Interessenten, aber diese fünf sind dann auch potenzielle Käufer.

Lisa Jansen: Ich möchte gerne auf deinen persönlichen Karriereweg zu sprechen kommen. Du hast im Vorgespräch erzählt, dass du eigentlich gelernter Koch bist. Das ist doch ein ungewöhnlicher Weg für einen Makler. Beschreibe doch mal deinen Weg und warum du dich dafür entschieden hast. Was begeistert dich an dem Beruf?

John Brünings: Das war ein ganz schön weiter Weg mit vielen Umwegen und Zwischenschritten! Dabei hatte ich sehr früh klare Vorstellungen von dem, was ich wollte. Mein Ziel damals war, ins Hotelmanagement zu kommen. Ich habe eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen, immer mit dem Gedanken, danach Schritt für Schritt weiterzugehen. Noch während der Kochlehre habe ich mich dann als Hotelkaufmann beworben, im Quellenhof, einem 5-Sterne-Hotel in Aachen. Da die Stelle schon vergeben war, hat man mir eine Ausbildung zum Restaurantfachmann angeboten, die ich – weil ich schon Koch war – verkürzen konnte. Den Hotelkaufmann habe ich danach noch oben draufgesetzt. Damit hast du alles, was du fürs Hotelmanagement brauchst, dachte ich mir.

Brünings_allein

Es kam dann aber alles ganz anders. Kurz vor Ende der Ausbildung habe ich meine damalige Lebensgefährtin kennengelernt. Ihre Eltern hatten eine Lachsräucherei, in die ich eingestiegen bin. Dort habe ich über zehn Jahre mitgearbeitet, bis sie verkauft wurde. Danach musste ich zum ersten Mal überlegen, wo es jetzt hingeht. Ich habe mich dann für ein Zusatzstudium als Kultur- und Eventmanager entschieden – und bin danach zurückgekehrt ins Hotelwesen. Ich war Eventmanager in einem Hotel und habe mich hoch gearbeitet bis zur Assistenz der Geschäftsleitung. Parallel habe ich über 11 Jahre, mit einem sehr guten Freund, Szene Partys in Aachen veranstaltet. Immer wieder wurde ich angesprochen – haste nicht….kennste nicht… und habe vermittelt. An dem Punkt habe ich mit Erlaubnis der Geschäftsleitung angefangen nebenbei zu makeln. Dabei ging es hauptsächlich um Gastronomie / Event-Locations. Dann gab es im Hotel eine Umstrukturierung und das Resultat war, dass ich zum zweiten Mal beschloss, mich neu zu orientieren.

Zwischenzeitlich war ich nämlich Vater geworden. Als meine Beziehung auseinanderging, hatte ich an den Wochenenden von da an immer meine Tochter bei mir. Im Rahmen der Umstrukturierung hieß es, dass wir nun auch an Wochenenden arbeiten sollten. Vorher hatte ich eine ganz normale Woche von Montag bis Freitag mit normalen Arbeitszeiten. Dieses neue Modell bedeutete für mich, dass ich meine Tochter nicht mehr regelmäßig an den Wochenenden hätte sehen können. Das war es mir nicht wert, denn meine Tochter ist ein Wunschkind, ich bin sehr spät Vater geworden. Da habe ich mich dazu entschieden, meine Nebentätigkeit zur Hauptbeschäftigung zu machen. Ende 2012, Anfang 2013 hatte ich also schon in kleinem Rahmen gemakelt, aber das eigene Büro kam erst 2014 dazu.

Jonathan Immobilien

Lisa: Und dann hast du altes und neues Know-how zusammengebracht: deine Kenntnisse aus dem Hotelwesen und die Immobilienvermittlung …

John Brünings: Man sagt ja: „Einmal Gastronomie, immer Gastronomie“ (lacht). Ich musste mir am Anfang meiner Selbstständigkeit überlegen, was ich genau machen wollte. Der Wohnimmobilien-Bereich ist so gesättigt mit Maklern, dass es für einen Quereinsteiger schwer ist, an Objekte zu kommen. Das kam für mich nicht infrage.

Ich habe damals recherchiert und festgestellt, dass es in dem Bereich Hotel und Gastronomie überhaupt noch keinen Makler in unserer Region gab. Also habe ich mir gesagt: Ich mach das! Für diesen Bereich brachte ich ja beste Voraussetzungen mit.

Lisa: Das heißt, du warst der erste und bist immer noch der einzige Makler in der Region mit dieser Spezialisierung?

John Brünings: Ja, so ist es bis heute. Wir haben in der Region das größte Hotel- und Gastronomie-Angebot.

Auszeichnungen_an_Wand

Lisa: Wie kommt dir das Wissen aus deinem Vorleben denn konkret zugute?

John Brünings: In vielerlei Hinsicht. Ich kenne die Abläufe in der Küche, Gesetzesvorlagen, Fragen der Konzession. Wenn ich ein Objekt sehe, dann weiß ich, ob es überhaupt betreibbar ist, ob der Interessent überhaupt eine Konzession bekommt. Vor allem merken die an der Transaktion Beteiligten — der Verkäufer oder der Käufer –, dass man weiß, wovon man spricht.

Ein Makler, der nicht wirklich etwas mit dem Metier zu tun hat, weiß möglicherweise gar nicht, wie eine Küche in der Gastronomie eingerichtet sein muss. Aber jemand, der Erfahrung hat, der kann die Arbeitswege einschätzen, der weiß, ob der Herd an der Stelle überhaupt richtig ist, ob die Küche von der Größe überhaupt passt, um entsprechend viele Sitzplätze zu bekochen.

Ich bilde mich übrigens auch im Urlaub weiter (lacht). Viele Hotels bieten mittlerweile einen Blick hinter die Kulissen an. Da bekommt man dann Einblicke in die Küche oder die Wäscherei. Mich interessiert zum Beispiel, welche Wege die Mitarbeiter haben – und auch das kommt mir in meiner Arbeit als Makler zugute.

Lisa: Und so erkennst du auch ganz schnell das Potenzial eines Objekts?

John Brünings: Man muss sich natürlich im Vorfeld über jedes Objekt, das man ins Portfolio nimmt, gründlich informieren, zum Beispiel wie viele Vorbetreiber es gab, ob der Betrieb im Moment gut läuft. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Objekt, das noch betrieben wird, immer leichter zu vermitteln ist als eines, das geschlossen ist. Die Interessenten lernen es mit laufendem Betrieb kennen, essen vielleicht dort, bekommen ein Gefühl für die Atmosphäre. Hinzu kommt: Jedes Objekt, das länger als ein Jahr geschlossen ist, braucht neue Konzessionen.

Brünings_hinterm_Schreibtisch

Lisa: Wie viele Leute arbeiten heute, zwei Jahre nach dem Start, in deinem Büro?

John Brünings: Wir sind zu dritt. Meine Kollegen Alexandra Vecqueray und Michael Trolle, ein Makler, der neben Gewerbeimmobilien auch vereinzelt Privatobjekte vermittelt. Das bieten wir aber nur für treue Kunden an. Fast jeder, der eine Firma hat, ein Restaurant, hat auch irgendwo eine Wohnung oder ein Haus und die Sachen machen wir dann auch. Und wir haben ein neues Projekt: Wir wollen mit der Verwaltung von Immobilien beginnen, aber nur für Gewerbeobjekte.

Lisa: Du hast vorhin erzählt, dass ihr ganz unterschiedliche Objekte vermittelt – von der kleinen Kneipe bis zum Szene-Restaurant, vom 10-Zimmer-Hotel bis hin zum 4-Sterne-190-Zimmer-Hotel für 18 Mio. €. Wie unterscheiden sich die unterschiedlicher Objekte in der Vermittlung? Was sind die jeweiligen Herausforderungen?

John Brünings: Wir betreuen heute um die 35 Objekte gleichzeitig, kleine und große. Was sind die Unterschiede? Bei der Kneipe ruft der klassische Quereinsteiger an. Da kommt der Sohn mit oder die Eltern, die dann auch mal gucken wollen. Das größte Problem bei diesen kleinen Objekten besteht darin zu sehen, welche Veränderungen an der Immobilie nötig sind, um eine Konzession zu bekommen, denn die gesetzlichen Bestimmungen ändern sich ständig. Früher durften Toiletten zum Beispiel oben und unten offen sein, was jetzt nicht mehr zulässig ist. Alte Objekte müssen so umgestaltet werden, dass auch der neue Pächter eine Konzession bekommt. Das sind die Problematiken bei kleineren Objekten. Insgesamt sind sie in der Abwicklung natürlich wesentlich einfacher zu handhaben als große.

jedöns_Ordner

Bei großen Objekten triffst du auf ganz andere Menschen und die Arbeit findet in einem ganz anderen Umfeld statt. Du hast mit den Assistenten des Vorstands zu tun, da sind teilweise Banker dabei, das ist eine ganz andere Klientel. Eine, die nach der Rendite fragt, die das Objekt bringt. Diese Aufträge hat man natürlich seltener. Aber dafür ist die Provision auch größer. Ich hatte am Anfang meiner Karriere Glück: Der Verkauf des Landhotel Kallbach hat mir den sicheren Start in den neuen Beruf ermöglicht. Ich konnte von der Provision ein Büro anmieten, Akquise betreiben und meine Spezialisierung voranbringen.

Lisa: Du hast ja sehr lange angestellt gearbeitet. Wie fühlst du dich als Unternehmer und darüber hinaus als Arbeitgeber? Ist das was, was du schon immer gerne wolltest, Verantwortung für andere übernehmen?

John Brünings: Mit Personalführung habe ich als Assistenz der Geschäftsleitung im Hotel gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem war das natürlich etwas anderes ganz anderes, ich hatte ja keine wirtschaftliche Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern. Dieser Weg war kein Traum von mir, wenn du das meinst. Ich habe damals eigentlich gedacht, dass ich in dem Hotel alt werde. Aber dann kam es halt anders. An manchen Tagen bereitet mir das neue Leben schon ein flaues Gefühl im Magen, es ist weniger vorhersehbar. Dann die Verantwortung, die du eingehst — mit jedem neuen Mietvertrag, jedem Mitarbeiter, den du einstellst, jeder Investition. Aber ich bereue meine Entscheidung auch nicht. Der Weg war der richtige und die Spezialisierung war absolut das Beste, das ich hätte machen können. Die Arbeit macht mir riesigen Spaß.

Schriftzug_an_Wand

Lisa: Was würdest du als größte Herausforderung in deinem Job sehen?

John Brünings: Die Akquise, ganz klar. Man kann sich nicht hinsetzen und darauf warten, dass die Leute auf dich zukommen mit großen Projekten.

Lisa: Wie sieht die Akquise genau aus?

John Brünings: Wir schalten Anzeigen in Fachmagazinen. Immer mehr kommt über Mundpropaganda und Empfehlungen. Es ist ja so: Im Hotel- und Gastronomiebereich wird immer anonym verkauft. Es stellt keiner sein Hotel mit Namen zum Verkauf, dann verliert man sofort das Geschäft. Leute, die zum Beispiel ein halbes Jahr später für eine Hochzeitsfeier reserviert haben, denken dann: „Oh vielleicht ist Qualität ist schlechter oder das Hotel macht zu …“ Deswegen sind Vermittlung und Verkauf in der Gastronomie ein ganz sensibles Thema, das nicht so nach außen getragen werden darf. Auch bei Restaurants darf man keine Fotos vom Objekt veröffentlichen, auf denen man es erkennt. Ein extrem sensibles Thema. Leute suchen ein Gastro-Objekt auch nicht nach der Lage aus, sondern nach dem, was man damit erwirtschaften kann, nach der Rendite.

Hand_auf_Skizze

Lisa: Was für Gastgewerbe-Immobilien hast du zurzeit im Angebot? Gibt es ein Objekt, das dir besonders am Herzen liegt?

John Brünings: Ich betreue auf der holländischen Seite ein ganz tolles Projekt, das Maankwartier, auf Deutsch „Mondquartier“. Das Maankwartier liegt in der Grenzregion zu Aachen in Heerlen und ist praktisch eine Verlängerung der Innenstadt, die auf 93 000 Quadratmetern Bus und Bahnhof integriert. Wir betreuen innerhalb der Anlage alle Gastronomie- und Gewerbeobjekte, unter anderem ein großes Hotel, das wir sogar schon vermarktet haben.
Das Besondere an diesem Projekt ist, dass es von dem holländischen Künstler Michel Huisman entwickelt wurde. Es gibt auf dem Gelände unter anderem Marmor-Skulpturen, die als Vogelhäuschen dienen. Auf dem Dach befindet sich ein riesiger Aluminium-Halbmond mit einer Stahlkonstruktion, an der ein Spiegel befestigt ist, der sich in die Sonne dreht und das Licht bis drei Stockwerke tief in die Tiefgarage hinunter reflektiert und dort für Tageslicht sorgt – durch einen Supermarkt hindurch. Man kann von oben durch Glasplatten bis ganz nach unten schauen. Der Künstler hat zehn Jahre lang an der Anlage geplant. Seit drei Jahren wird jetzt gebaut und es braucht noch drei weitere Jahre, bis es fertig sein wird.

Das Schöne ist, dass die Wohnungsbaugesellschaft, die hinter dem Projekt steht, der Gemeinde und der Stadt gehört und richtig viele Pläne umsetzen konnte. Jedes Mal, wenn ich dort bin, hat es sich weiterentwickelt, das ist toll. Das ist ein beeindruckendes Projekt und es macht großen Spaß, es mitzugestalten!

Brünings_vor_Tor

Lisa: Wie kamst du zu dem ungewöhnlichen Auftrag?

John Brünings: Es war so ähnlich wie beim Landhotel Kallbach. Ich habe mich beim Amt für Wirtschaftsförderung in Holland gemeldet, von meiner Spezialisierung erzählt und dass ich bereits Erfahrung habe in der Vermarktung von Immobilien auf holländischer Seite. Das Amt hat dann den Kontakt zur Wohnungsbaugesellschaft hergestellt, die auch als Bauherr in dem Projekt fungiert. So kam es, dass ich das Objekt für den deutschen Markt mitbetreue. Jetzt hole ich deutsche Unternehmen nach Holland. Wir haben schon einen Friseur und einen Asiaten mit einem großen Restaurant für das Projekt gewinnen können, auch das Hotel hat ein Deutscher gekauft.

Lisa: Die Grenzregion Aachen zeichnet sich durch die Nähe zu den Niederlanden und Belgien aus und du bietest in beiden Ländern Immobilien an. Gibt es zwischen den Ländern Unterschiede in der Vermarktung von Gewerbeimmobilien?

John Brünings: Unsere Käufer oder Pächter suchen wir ja in Deutschland. Und was die meisten Regelungen im Gastronomie-Bereich angeht, unterliegen diese dem EU-Recht — die Unterschiede sind also nicht so groß, wie man denkt. Im Gegensatz zum Privatbereich ist gerade bei den größeren Geschäftspartnern vor allem wichtig, ob die Immobilie passt. Dann ist das einem Unternehmen egal, ob das jetzt die Aachener Seite ist oder die niederländische.

Nummernschild

Lisa: Du hast mir vorhin etwas Interessantes gesagt: Als Quereinsteiger hast du die Makler-Branche als „Neid-Branche“ empfunden. Um dem entgegenzuwirken, hast du einen Zusammenschluss von Maklern mitgegründet. Kannst du noch mal genauer erzählen, wie das zustande gekommen?

John Brünings: Aus meiner Erfahrung heraus wollen viele Makler ihr eigenes Süppchen kochen und das ist dem Geschäft oft hinderlich. Es ist von Vorteil, wenn man Gemeinschaftsgeschäfte machen kann. Und es fühlt sich auch besser an, mal über den eigenen Tellerrand zu gucken, mit Kollegen gut klar zu kommen, sich auszutauschen. Das war ein Grund, warum sich einige Makler zusammen getan haben, um dieses Gemeinschaftsgefühl zu fördern. So kam es zu der Gründung von INA 24, Immobiliennetzwerk Aachen, da sind wir eines von 17 Gründungsmitgliedern. Auch dort sind wir mit unserem Portfolio Exoten. Es gibt noch eine einzige andere Gewerbemaklerin, der Rest sind klassische Bauträger, Wohnmakler oder Hausverwalter.

John Brünings

Lisa: Hast du dich in deiner Karriere auch schon mal total verschätzt mit dem Potenzial eines Objekts? Man sagt ja auch, dass Scheitern ein unverzichtbares Momentum für den Erfolg ist – gibt es da bei dir eine Geschichte, wo du mal komplett danebengelegen hast?

John Brünings: Toitoitoi, von den Objekten her noch nicht. Eher von der Menscheneinschätzung. Das Wichtigste, was ich da bisher gelernt habe, ist, dass man die Leute nicht nach dem Äußeren beurteilen sollte. Einen konkreten Fall gab es jetzt bei einem großen Hotel in Aachen, das wir verkauft haben, das lag im Millionenbereich. Und da kam ein Russe in Jogginghose und mit einer Plastiktüte in der Hand zum Gespräch. Der hat das gekauft.

Lisa: Lieber John, vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke in dein Leben und deine Karriere.

© Bilder: Kerstin Müller

Der Beitrag „Einmal Gastro, immer Gastro“ – Vom gelernten Koch zum Makler-Spezialisten – ImmobilienScout24 zu Besuch bei John Brünings, Jonathan Immobilien in Aachen erschien zuerst auf .

„Das Bestellerprinzip erleichtert die professionelle Makler-Arbeit“– Andreas Eck, Eck & Company GmbH

$
0
0

160609_IS24_Bestellerprinzip_1Jahr_Eck_Blog_Artikelheader

Ein Jahr Bestellerprinzip – ein Jahr Zeit, um Erfahrungen zu machen, Ideen zu entwickeln und Geschäftsmodelle umzustellen. Im Interview berichtet Andreas Eck, tätig als Immobilienmakler und Hausverwalter, von seinen Erfahrungen mit dem Bestellerprinzip.

Patty Kemnitz: Guten Tag Herr Eck! Schön, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen bitte einmal kurz vor.

Andreas Eck: Mein Name ist Andreas Eck und ich bin Geschäftsführer der Eck & Company GmbH in Geldern am Niederrhein. Mein Vater hat 1971 das Unternehmen gegründet, in welchem ich bereits seit 35 Jahren tätig bin. Mit meinen beiden Kolleginnen vermarkte ich Häuser und Wohnungen in Geldern und Umgebung.

 

Team Eck Branchenbuch 640px

Patty Kemnitz: Das heißt, Ihr Geschäftsgebiet umfasst keine der großen Metropolregionen. Berichten Sie uns bitte von Ihrem Geschäft vor der Einführung des Bestellerprinzips!

Andreas Eck: Das stimmt nur eingeschränkt. Die Metropolregionen liegen bei uns vor der Tür. Wir gehören zum erweiterten Speckgürtel des Ruhrgebietes und des Großraums Düsseldorf. Seit 25 Jahren teilen wir die damals gängigen zwei Monatskaltmieten Provision jeweils zur Hälfte auf Vermieter und Mieter auf. Mit dieser Splittung der Provision waren wir allein auf weiter Flur, sind aber immer sehr gut damit gefahren.

Als klar war, dass das Bestellerprinzip in Kraft treten wird, haben wir es Ende des Jahres 2013 bereits in der Vermietung für uns umgesetzt.

Patty Kemnitz: Also sind Sie dem Inkrafttreten des Gesetzes zuvorgekommen? Wie haben Sie das Verhalten der Kollegen Ihrer Region zu diesem Zeitpunkt wahrgenommen?

Andreas Eck: Niemand, nicht einer der gut 50 Makler der Region hat es uns nachgemacht. Jeder hat auf die Einführung des Gesetzes gewartet. Selbst wenn das Gesetz nicht gekommen wäre, hätten wir diese Vorgehensweise fortgesetzt. Allein die leidige Widerrufsbelehrungsproblematik wollte ich damit dauerhaft ausschalten. Wir sind in der Immobilienbörse Niederrhein mit den zwölf führenden Immobilienmaklern aus der Region verbunden, tauschen uns dort natürlich aus und diskutieren solche Themen. Nur ein weiterer Kollege praktiziert das Bestellerprinzip schon seit Jahren erfolgreich in der Vermietung.

Patty Kemnitz: Und welche Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach der Umstellung verzeichnen?

Andreas Eck: Natürlich haben wir nach der Umstellung einen Auftragseinbruch hinnehmen müssen. Das änderte sich auch nicht, als das Mietrechtsnovellierungsgesetz in Kraft trat und das Bestellerprinzip damit für alle galt. Zwar machen Vermietungen nur ca. 10% unseres Maklerumsatzes aus, aber auch das war spürbar. Mittlerweile sind viele Kunden zurückgekehrt. Der Umsatz hat sich wieder auf altem Niveau eingependelt, wenn nicht sogar zugenommen.

Patty Kemnitz: Sie sagen, Ihre Stammkunden wären inzwischen wieder zu Ihnen zurückgekehrt. Haben Sie herausgefunden, was die Beweggründe für die Rückkehr waren?

Andreas Eck: Viele Vermieter haben die Vermarktung zunächst in die eigene Hand genommen. Sie haben jedoch gemerkt, dass die Qualifizierung der vielen Anfragen eine zeitaufwendige Arbeit ist, die schwer zu bewältigen ist. Allein die Tatsache, dass oft mehr als 50 Prozent der Interessenten ohne Absage nicht zu vereinbarten Besichtigungsterminen erscheinen, frustriert Vermieter schnell.

Büro Eck 610px

Patty Kemnitz: Viele Ihrer Kollegen berichten von einem Anstieg der Interessentenzahl – können Sie das bestätigen?

Andreas Eck: Ja, davon können wir auch berichten. Mietanfragen haben deutlich zugenommen. Wir haben nun ein Interessentenklientel, welches wir vorher nicht hatten, da unsere Dienstleistung für den Mieter nun kostenfrei ist. Manche Objekte stellen wir nur zwei bis drei Tage online. Die Quantität ist andernfalls nicht zu bewältigen. Zudem stellen die Vermieter nun auch teils sehr dezidierte Anforderungen an das gewünschte Mieterprofil. Hier wünsche ich mir von den Portalen mehr Möglichkeiten der Vorsortierung.

Leider führt die Erfüllung der Vermieterwünsche immer öfter zu negativen Bewertungen von Mietinteressenten. Wir erwägen deswegen, die Bewertung ganz abzuschalten, solange diese nicht objektweise freigegeben werden kann.

Patty Kemnitz: Einige Makler haben ihre Geschäftsmodelle angepasst oder auch neue Produktpakete geschnürt. Was haben Sie an Ihrem Leistungsportfolio geändert?

Andreas Eck: Wir kommen den Vermietern entgegen: Sollte der Mieter, den wir ihnen vermittelt haben, innerhalb des ersten Jahres ausziehen, suchen wir kostenfrei nach einem neuen Mieter. Wenn der Mieter im zweiten Jahr auszieht, machen wir das für eine Nettokaltmiete. Dieses Verfahren ist transparent und kommt bei unseren Kunden sehr gut an. Die Vermieter möchten schließlich nicht nach kurzer Zeit ein weiteres Mal Provision bezahlen.

Zudem ist in unserer Gegend seit der Einführung des Bestellerprinzips die Umzugsmotivation gefühlt gestiegen. Aus diesem Grund steigt auch die Diskussion über Mietverträge mit einer sog. Mietbindung, d.h. dass der Mieter, wenn er vor Ablauf der Mietbindung kündigt, eine Art Schadensersatz zahlen muss.

Patty Kemnitz: Sie haben sich ja bereits in unserem Aufruf in den Profi-News vom 27.04.2016 positiv gegenüber dem Bestellerprinzip für den Verkauf geäußert. Wollen Sie in diesem Bereich Ihr Geschäftsmodell ebenfalls schon vor Inkrafttreten des Gesetzes umstellen?

Andreas Eck: Wir praktizieren das Bestellerprinzip für den Verkauf bereits seit etwa Anfang 2016. Wir haben einen durchschnittlichen Verkaufsbestand von etwa 20 bis 30 Kaufobjekten. Davon die ersten etwa neun Objekte mit ausschließlicher Innenprovision, wohlgemerkt 6 Prozent. Das hat viele Vorteile. Es entfällt unter anderem die Widerrufsbelehrung und die Identifizierungpflicht nach dem Geldwäschegesetz, denn mit dem Käufer schließen wir in diesen Fällen keinen Maklervertrag mehr.

Patty Kemnitz: Wie haben die Verkäufer reagiert, als Sie ihnen sagten, dass sie nun die Provision zahlen müssen?

Andreas Eck: Durchweg positiv. Allerdings muss man die Sache richtig und vor allem an der richtigen Stelle rüberbringen. Da muss man bei den ersten Malen schon über seinen Schatten springen. Dabei ist eine nachvollziehbare Wertermittlung unerlässlich und die Erklärung des Unterschiedes zwischen dem Zeitsachwert und dem Verkehrswert. Innerhalb dieser Spanne bewegt sich in der Regel der Verkaufspreis. Da hineingerechnet wird dann die vom Verkäufer zusätzlich zu übernehmende Käuferprovision. Wichtig dabei ist, dass man nachvollziehbar erklärt, dass sich unterm Strich für den Käufer nichts ändert. Das hat 3 unschätzbare Vorteile:

  1. Da die Maklerprovision für den Käufer entfällt, reduzieren sich die Erwerbsnebenkosten, die die Banken in der Regel als Eigenkapital erwarten.
  2. Ein wichtiges Motiv für Preisverhandlungsargumente entfällt. Gerade die Erwerbsnebenkosten sind sehr hoch und bis auf die Maklerkosten nicht verhandelbar. Wenn für den Käufer keine Maklerkosten anfallen, entfällt auch dieses Verhandlungsmotiv.
  3. Ich kann mich ausschließlich den Interessen des Verkäufers verpflichten. Die juristisch schwierige Doppelvertretung entfällt, die zur strengen Neutralität verpflichtet.

Da mit dem Käufer kein Maklervertrag geschlossen wird, entfällt die leidige Widerrufsproblematik ebenso wie die Identifizierungspflicht nach dem Geldwäschegesetz. Gerade letzteres mit Nachweisführung, Aufbewahrungspflicht, Geldwäschebeauftragtem im Unternehmen, ständiger nachzuweisender Aufklärung der Mitarbeiter und nicht zuletzt die Prüfungen der Aufsichtsbehörde (hatten wir schon) ist streng nach den Vorgaben des Gesetzes kaum in die tägliche Praxis integrierbar.

Patty Kemnitz: Vielen Dank für Ihre Zeit und das nette Gespräch, Herr Eck!

Übrigens: Wenn Sie an weiteren Artikeln zum Thema „Ein Jahr Bestellerprinzip“ interessiert sind, können Sie sich bei unserem WhatsApp-Dienst anmelden und Sie erhalten bei Veröffentlichung eine Nachricht auf Ihr Mobiltelefon.

Der Beitrag „Das Bestellerprinzip erleichtert die professionelle Makler-Arbeit“ – Andreas Eck, Eck & Company GmbH erschien zuerst auf .

Female Founders Forum: „Diversity drives Innovation“ – Judith Jungmann, Scout24

$
0
0

fffberlin-eingang

Unter dem Motto „Diversity drives Innovation“ vertrat Judith Jungmann in ihrer Rolle als Senior Vice President Human Resources and Communications die Scout24 AG beim Female Founders Forum am 20. Juni 2016 in Berlin.

„A truly equal world would be one where women ran half our countries and companies and men ran half our homes“

schrieb Sheryl Sandberg, COO von Facebook, in ihrem Buch Lean In: Women, Work, and the Will to Lead.

Eine schöne Vision, aber leider (noch) keine Realität. Gerade in sogenannten Tech-Unternehmen sind Frauen immer noch unterrepräsentiert wie in kaum einer anderen Branche. Das Female Founders Forum knüpft hier an – und macht Frauen Mut, ein eigenes Business zu gründen.

Am Montagabend diskutierten vier erfolgreiche Frauen über Frauen in der Tech-Branche.

fffberlin-buehne

Anna Rose von Videopath, Lisa Lang von ElectroCouture und Julia Hartz von Eventbrite berichteten von Ängsten, Hindernissen und den größten Erfolgen ihrer Start-up-Karrieren. Sie gaben Tipps zum Umgang mit Investoren und wie sich eine gesunde und nachhaltige Unternehmenskultur – die Männer und Frauen gleichermaßen anspricht – etablierten lässt. Judith Jungmann unterstütze die drei Gründerinnen mit ihrem Fachwissen über Diversity Management.

fffberlin-judith

 

Vielfalt: Ein wichtiger Faktor auch für etablierte Unternehmen

Judith Jungmann betonte, dass die Verschiedenartigkeit der Belegschaft von Scout24 eine treibende Kraft von Innovation ist. Mitarbeiter mit unterschiedlichen Erfahrungen, Einstellungen und Erwartungen seien zusammen einfach kreativer. Und der Anspruch, „diverse“ zu sein, hat einen weiteren Vorteil: der Kreis an potenziellen Bewerbern vergrößert sich erheblich.

Heterogenität in der Belegschaft bedeutet nicht nur ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Auch eine gute Durchmischung hinsichtlich persönlicher Erfahrungen, Alter, Herkunft, Religion und Lebensstil der Mitarbeiter ist wichtig.  So sind bei Scout24 beispielsweise bereits Mitarbeiter aus rund 40 verschiedenen Ländern angestellt.

Diversity meint aber auch, dass Frauen und Männer in gleichem Maß gefördert und heterogene Teams, besonders in der IT, etabliert werden. Faire Bezahlung und gleiche Karrierechancen bilden die Basis des Diversity-Ansatzes.

Um dem Frauenmangel in IT-Berufen entgegenzuwirken, engagiert sich Scout24 außerdem bei Organisationen wie Geekettes oder Rails Girls, die sich zur Aufgabe gemacht haben, mehr Frauen in die Tech-Branche zu bringen. Nach dem Motto „früh übt sich“, können zum Girls‘ Day auch Schülerinnen hinter die Kulissen der Web-Entwicklung von Scout24 schauen.

 

Bilder: Copyright You Is Now

 

Der Beitrag Female Founders Forum: „Diversity drives Innovation“ – Judith Jungmann, Scout24 erschien zuerst auf .

Hauptstadtengagement: Englischunterricht für geflüchtete Menschen

$
0
0

Seit Februar findet mittwochs in den Räumen von ImmobilienScout24 Englischunterricht für geflüchtete Menschen statt. Silke Georgi, tagsüber für den Bereich Fundraising und International Affairs bei den Sozialhelden zuständig, kommt aus den USA und unterrichtet im Rahmen ihres Engagements bei dem Verein Give Something Back To Berlin (GSBTB) in ihrer Muttersprache.

Etwas zurückgeben an die neue Heimatstadt Berlin. Das ist das Motto und gleichzeitig der Name des Vereins Give Something Back To Berlin (GSBTB). Seit 2013 bringt der Verein nicht-deutschsprachige Wahlberliner, darunter Migranten aus Industrienationen sowie geflüchtete Menschen, mit anderen Bewohnern der Hauptstadt zusammen, um sich in vielen verschiedenen Projekten zu engagieren und für ein friedvolles, interkulturelles Miteinander einzusetzen.

Dass dieses Konzept aufgeht, sieht man nicht nur an den vielen Projekten, die GSBTB bereits auf den Weg gebracht hat. Vor kurzem wurde die Initiative auch mit dem Hauptpreis des Intercultural Innovation Award der BMW Group und der United Nations Alliance of Civilizations (UNAOC) ausgezeichnet. Mit dem Award werden seit 2011 jährlich zehn innovative soziale Projekte geehrt, die den Dialog und das interkulturelle Verständnis fördern.

Eines der Projekte von GSBTB ist der Englischunterricht von Silke und anderen ehrenamtlichen Lehrern. Da das Sozialhelden-Büro im ImmobilienScout24-Gebäude ein Zuhause gefunden hat, lag es für Silke nahe, dort nach Räumlichkeiten für ihr Engagement mit GSBTB zu fragen.

Hallo Silke, schön dass du dir heute Zeit nimmst, um mit uns über dein Engagement für den Verein GSBTB zu sprechen. Wie bist du dazu gekommen, dich im Rahmen des Vereins GSBTB zu engagieren?

Ich war recht neu in Berlin, wollte Leute kennenlernen und mich sozial engagieren. Da hab gedacht: „Ich kann Englisch, damit kann ich mich nützlich machen und dabei Leute treffen. Und seit etwa 2 Jahren gebe ich nun Englischunterricht für Geflüchtete, erst in einer Unterkunft am Kaiserdamm und nun in den Räumlichkeiten von ImmobilienScout24.

 

Wie kam es dazu, dass der Englischunterricht nun hier stattfindet?

Der Unterricht findet immer mittwochabends für zwei Stunden statt. Wir waren zuerst im Gemeinschaftsraum einer Flüchtlingsunterkunft am Kaiserdamm. Dort war es oft laut und unruhig. Weil die Unterkunft dort auch eine Erstaufnahme ist, waren die Leute meist nach ein paar Monaten wieder weg. Vor einer Weile habe ich dann überlegt: „Wir brauchen jetzt einen festen Ort, an den auch Leute aus anderen Unterkünften hinkommen können und der zentral liegt und bekannter ist“. Dann habe ich mit Mareen Walus vom Cares-Team bei ImmobilienScout24 gesprochen und gefragt, ob wir den Unterricht nicht abends in den freien Konferenzräumen machen könnten.

Was hat sich verändert, seit ihr die Räume hier nutzen könnt?

Sehr viel. Es ist hier ganz anders in solchen ruhigen, schönen Räumen. Das gibt dem Ganzen ein Gefühl von Seriosität, Respekt und Dazugehören. Die Schüler fühlen, dass sie hier willkommen sind. Es kommen immer wieder neue Lehrer und Schüler dazu. Meine loyalen Schüler, die jetzt schon länger kommen, bringen immer wieder Leute mit, weil sie wissen: Hier passiert etwas Gutes. Und das erzählen sie weiter. Das ist die beste Werbung: Wenn die Geflüchteten wissen, hier sind sie gut aufgehoben, und dieses Wissen weitergeben.

 

Bei Sprachunterricht für Geflüchtete denken viele Menschen zunächst an Deutschunterricht. Was ist die Motivation deiner Schüler, Englisch zu lernen?

Die meisten von ihnen haben schon Deutschunterricht. Manche warten noch bis sie einen Kurs zugeteilt bekommen. Bis jetzt waren es eigentlich immer Schüler, die schon Englisch konnten und sich sagten „Bis ich Deutsch so weit kann, um mich zu verständigen, will ich auch mein Englisch verbessern“. Manche, sind nicht sicher, wie ihre Zukunft hier aussieht, ob sie bleiben dürfen oder nicht. Und Englisch braucht man immer, überall. Manche wollen auch studieren und wissen, dass es noch lange dauert, bis ihr Deutsch so weit ist, dass sie sich auf einem akademischen Niveau verständigen können. Dann verbessern sie in der Zeit ihr Englisch, weil es viele Kurse an den Unis auch auf Englisch gibt. Es sind ganz unterschiedliche Motivationen. Für manche sind es zwei Stunden in der Woche in denen sie auf Augenhöhe ernst genommen werden und etwas lernen können. Außerdem ist es wichtig für sie sich mal mit anderen zu treffen.

Was für Schüler kommen denn zu dir?

Die meisten sind Mitte bis Ende 20, fast alles Männer. Die Frauen haben in dem Alter oft Kinder, auf die sie aufpassen müssen. Ich habe jetzt aber auch eine Schülerin, die mit ihrer Tochter kommt. Das klappt prima. Der Bildungsstand ist eigentlich recht gut. Ich bin immer wieder erstaunt, was sie für Wissen aus der Schule mitbringen über Sprache und Grammatik. Und über welche Themen sie reden wollen: über Politik, Weltgeschehnisse oder Deutschland und Angela Merkel. Und das ist dann manchmal etwas frustrierend, weil ihr Denkvermögen natürlich so viel höher ist als das, was sie auf Englisch ausdrücken können. Sie möchten am liebsten unheimlich viel erzählen und diskutieren und ich muss sie dann manchmal etwas bremsen und auf die Sprache achten.

 

Hast du vorher schon Unterrichtserfahrung gesammelt?

Nicht viel. Ich habe meine Kinder mehrsprachig erzogen und so einige Erfahrungen mitgebracht. Man weiß eigentlich vorher nie genau, wer zum Unterricht kommt. Es wird zwar jetzt besser dadurch, dass wir hier sind, aber es kann jede Woche eine andere Gruppe sein. Manchmal haben wir Schüler mit fast gar keinen Vorkenntnissen, dann wiederum gibt es einige, die beinah fließend Englisch sprechen. Englisch ist zwar meine Muttersprache, aber bei einigen Grammatikthemen muss ich auch nachschlagen. Das hilft mir dann selbst wieder.

Was sind die schönsten Momente für dich?

Es sind wirklich nette und dankbare Leute dabei und es entsteht einfach eine gute Stimmung, wenn wir uns treffen. Manchmal geht’s auch daneben und wir haben zu wenig Lehrer und zu viele Schüler. Aber das ist alles ok. Manchmal denke ich auch am Mittwochabend: „Ich will jetzt nach Hause und bin müde. Muss das jetzt noch sein?“ Aber am Ende bin ich immer froh. Da sind Menschen aus Ländern dabei von denen ich nichts weiß. Plötzlich erfahre ich dann, zum Beispiel, wie es im Irak vor dem Krieg war, was man in Somalia so isst, dass in Pakistan gern Cricket gespielt wird oder etwas über den Islam. Das sind total interessante Gespräche. Ich bin oft erstaunt, wie viel sie über Deutschland und unsere Kultur schon wissen, aber auch manchmal überrascht, was sie noch nicht wissen. Wenn jemand zum Beispiel nicht weiß, wer Mark Zuckerberg ist, dann muss ich erst mal  aus meiner eigenen Blase herauskommen, in der dieses Wissen vorausgesetzt wird.

Was auch schön ist, dass dadurch neue Freundschaften entstehen. Ich habe eine kleine Gruppe, die ich schon besser kenne, begleite und Tipps gebe, wo man hingehen kann oder wo man neue Leute kennenlernen kann. Wir treffen uns dann auch außerhalb des Unterrichts und so werde ich zu Geburtstagsfeiern oder zu einem syrischen Essen eingeladen. Dadurch habe ich ganz neue Freunde und Erfahrungen gewonnen, die ich sonst nicht hätte.

Vielen Dank für das spannende Interview.

Der Beitrag Hauptstadtengagement: Englischunterricht für geflüchtete Menschen erschien zuerst auf .


„Vermietung ist auch 2016 noch rentabel“– Andreas Gnielka, Grossmann & Berger

$
0
0

160706_IS24_Bestellerprinzip_1Jahr_Gnielka_Blog_Header

Grossmann & Berger, ein Beteiligungsunternehmen der HASPA Finanzholding, zu der auch die Hamburger Sparkasse gehört, ist ein führender Hamburger Immobiliendienstleister mit 170 Mitarbeitern, der auf eine über 80-jährige Historie zurückblickt. Grossmann & Berger ist in allen Segmenten des Immobilienmarktes tätig: Als Mitbegründer eines Zusammenschlusses führender Immobilienunternehmen im Gewerbesegment bietet der Dienstleister mit German Property Partners ein deutschlandweit agierendes Netzwerk. Mit elf Shops in Hamburg, Lüneburg und auf Sylt ist das Unternehmen auch im Wohnimmobilienbereich ein bekannter Name in Norddeutschland.

Mit der Einführung des Bestellerprinzips machte sich das Unternehmen daran, neue Leistungspakete zu schnüren mit dem Ziel, sein Vermietungsgeschäft weiterhin rentabel zu halten. Im Privatkunden-Bereich wie auch für Hausverwaltungen und Neubauprojekte entstanden neue Produkte. Wir interviewten Andreas Gnielka, Bereichsleiter Wohn-Immobilien Bestand/Vermietung, zu den gewonnenen Erfahrungen. Im ersten Teil erzählt er, wie sich Grossmann & Berger in der Vermietung im Privatkunden-Bereich neu aufgestellt hat.

panthermedia_02941361-1_640px

Christiane Lehmann: Hallo Herr Gnielka, wer sind Sie und was machen Sie bei Grossmann & Berger?

Andreas Gnielka: Hallo Frau Lehmann, ich bin Immobilien-Sachverständiger und seit über 15 Jahren in verschiedenen Positionen innerhalb der Immobilienbranche tätig. Bei Sparda Immobilien war ich fünf Jahre lang Gebietsleiter und sechs Jahre Vertriebsleiter. Bei Grossmann & Berger verantworte ich seit April 2015 den Bereich Wohn-Immobilien Bestand/Vermietung. Ich habe also unmittelbar vor Einführung des Bestellerprinzips bei Grossmann & Berger angefangen.

Christiane Lehmann: Vielleicht erzählen Sie erst mal von der Vergangenheit. Welche Rolle spielt die Vermietung im Bereich Wohnimmobilien bei Grossmann & Berger? Und wie sah der Markt vor der Einführung des Bestellerprinzips aus?

Andreas Gnielka: Grossmann & Berger ist in der Vermietung und im Verkauf von Bestands- und Neubau-Wohnimmobilien tätig und außerdem Dienstleister in der Vermietung für Hausverwaltungen und Neubauprojekte. Wir betreiben klassische Maklerarbeit vor Ort. Wir haben neun Shops in wichtigen Hamburger Stadtteilen und jeweils ein Büro auf Sylt und in Lüneburg. Unsere Mitarbeiter in den Shops arbeiten als Makler vor Ort und leben zum Teil auch direkt in ihrem Tätigkeitsgebiet.

In Hamburg haben wir einen klassischen Vermietermarkt. In der Vergangenheit haben uns die meisten unserer Käufer ihre Objekte auch direkt zur Vermietung gegeben – auch damals schon ausschließlich mit einem Makleralleinauftrag –, die Courtage wurde aber vom Mieter getragen. Gefühlt 80 Prozent aller verfügbaren Objekte in der Vermietung liefen in Hamburg über Makler.

Christiane Lehmann: Wie sahen Ihre Leistungen damals aus?

Andreas Gnielka: Wir haben im Prinzip gar nicht viel anders gearbeitet, unsere Dienstleistungen aber viel weniger kommuniziert. Da der Vermieter nicht für den Service zahlen musste, hat es ihn auch nicht im Detail interessiert, was wir tun, um sein Objekt erfolgreich zu vermarkten. Grossmann & Berger hat sich auch schon vor Einführung des Bestellerprinzips eher als Immobiliendienstleister denn als Makler gesehen und viele weitergehende Dienstleistungen angeboten.

Christiane Lehmann: Wie war die Marktsituation denn vor und nach dem Stichtag, dem 1. Juni 2015?

Andreas Gnielka: Ich habe ja kurz vor der Gesetzesänderung bei Grossmann & Berger angefangen. Es gab bereits verschiedene Ideen, aber noch kein endgültig geplantes Vorgehen. Die Geschäfte liefen bis zum 31. Mai sehr gut. Es gab also in den letzten Wochen vor dem 1. Juni 2015 einen Run: viele Eigentümer wollten, dass wir ihre Objekte noch vor Einführung des Bestellerprinzips vermarkten. Nur so konnten sie die Zahlung der Courtage vermeiden.

Die Monate danach, Juni und Juli, waren hingegen schwierig. Wie erwartet, waren die Eigentümer verunsichert, es gab kaum Objekte im Markt. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass auch die Nachfrage sehr schwach war. Auch die Interessenten wussten nicht so recht, wie sie das neue Gesetz deuten sollten — musste man jetzt noch Maklercourtage zahlen oder doch nicht mehr? — und hielten sich erst mal zurück.

Empfangsbereich von Grossmann & Berger

Empfangsbereich von Grossmann & Berger

Christiane Lehmann: Wie haben Sie auf diese Situation reagiert?

Andreas Gnielka: Ich bin jemand, der immer nach vorne blickt, Dinge nimmt, wie sie kommen. Ich bin gut vernetzt, habe im Vorfeld viele Gespräche geführt mit anderen Branchenteilnehmern. Ich habe gefragt: Wie schätzt ihr die Situation ein? Was werdet ihr tun? Ich habe Studien gelesen, in denen die Frage aufgeworfen wurde: Was wollen die Eigentümer? Was sind ihre Erwartungen an einen Makler?

Als ich dann im April bei Grossmann & Berger anfing, stand die Frage im Raum: Wird sich die Vermietung nach dem 1. Juni noch lohnen? Unsere Kalkulation war folgende: Egal was wir tun, ein Drittel des bisherigen Umsatzes wird wegfallen. Wie wollen wir damit umgehen? Wir haben hohe Fixkosten pro Vermietung, also haben wir uns einzelne Vermietungen und einzelne Leistungen genauer angesehen und uns gefragt, welche variablen Kosten wir optimieren können. Quergerechnet haben wir schon vorher und konnten so mit einer Vermietung in der Stadt, in einem gefragten Viertel, eine im ländlichen Raum, wo die Nachfrage schwächer und die Wege länger sind, ausgleichen.

Im nächsten Schritt haben wir den einzelnen Leistungen Geldwerte zugeordnet, also zum Beispiel die Kosten pro Besichtigung, pro Übergabe etc.

Als Nächstes haben wir die Leistungen und die unterschiedlichen Zielgruppen sortiert. Denn es gibt ja ganz unterschiedliche Vermieter. Wir haben uns gefragt: Welche Leistungen braucht welcher Typ? Es gibt Vermieter, die wollen gar nichts selbst machen. Für andere sind die Besichtigungen zu aufwendig, weil sie einen hohen organisatorischen Aufwand darstellen und sie keine Zeit haben oder in einer anderen Stadt leben. Wieder andere möchten, dass wir Fotos machen und das Exposé erstellen, wollen aber die Besichtigungen und Übergabe selbst übernehmen, um auch die endgültige Wahl selbst treffen zu können.

So haben wir begonnen, die entsprechenden Pakete zu schnüren, die wir Basic, Plus und Pro genannt haben. Das Basic-Paket liegt bei 1,19 Nettokaltmieten. 1,79 Nettokaltmieten kostet das mittlere Paket, Plus, das Paket Pro liegt bei den früher üblichen 2,38 Nettokaltmieten. Das rechnet sich, weil der im Verhältnis sehr teure Übergabe-Prozess bei Basic und Plus wegfällt. Auch bei den Paketen Basic und Plus haben wir die Leistungen so sortiert, dass sie zu den Ansprüchen unserer Kunden passen, gleichzeitig aber auch betriebswirtschaftlich Sinn ergeben.

Auf Wunsch stellen wir aber auch individuelle Pakete zusammen.

Grossmann_Berger_Service_640px

Christiane Lehmann: Nachdem Sie das Produkt hatten, wie ging es dann weiter?

Andreas Gnielka: Mit unserer Kampagne zu unseren neuen Leistungspaketen haben wir am 1. Juni begonnen. Dafür hatten wir einen separaten Marketing-Etat vorgesehen. Gleichzeitig hatten wir die Möglichkeit, in regionalen und überregionalen Medien aufzutreten, wo wir darüber aufklären konnten, wie die rechtliche Situation nun eigentlich aussieht für Mieter und Vermieter. In diesem Zusammenhang konnten wir dann auch auf unsere Leistungspakete hinweisen.

Trotzdem war das erste halbe Jahr eine ziemliche Durststrecke. Wir merken aber seit Anfang 2016 einen Aufwärtstrend, die Eigentümer kommen langsam zurück. Heute liegen wir im Schnitt bei 1,5 Nettokaltmieten plus Mehrwertsteuer.

Christiane Lehmann: Wo waren die Eigentümer, glauben Sie, im letzten Jahr? Haben die sich alle selbst an der Vermietung versucht?

Andreas Gnielka: Zum Teil haben sie es selbst versucht und sind in der Umsetzung gescheitert. Es war viel zeitaufwendiger als gedacht oder ist ihnen über den Kopf gewachsen. Möglicherweise haben es einige Eigentümer auch über die neuen Start-ups versucht und dabei festgestellt, dass es am Ende genauso viel gekostet hat wie auf dem klassischen Wege. Einige haben auch schlechte Erfahrungen mit Low-Budget-Anbietern gemacht. Es herrscht ja ein großer Preiskampf im Markt. Einige Makler sind mit Dumping-Angeboten rausgegangen und haben dann gemerkt, dass sie für dieses Honorar die Leistungen nicht erbringen können. Wir haben übrigens konsequent alle Objekte abgelehnt, wenn wir unsere Dienstleistung unter Wert anbieten sollten.

Christiane Lehmann: Was ist Ihr Fazit nach einem Jahr?

Andreas Gnielka: Der Vermietungsmarkt erholt sich. Die Eigentümer kommen zurück. Es gibt aber auch weniger Teilnehmer im Markt, weil einige Makler das Vermietungsgeschäft ganz aufgegeben haben. Ich finde die Entwicklung insgesamt gut. Meiner Meinung nach führt das Bestellerprinzip zu einem besseren Image des Miet-Maklers. Was uns betrifft, muss ich sagen, dass es uns gelungen ist, die Vermieter von unserer Leistung zu überzeugen. Und da wir uns von vornherein als Immobiliendienstleister gesehen haben, war die Entwicklung weg von der Courtage hin zum Honorar für eine Dienstleistung eine logische und folgerichtige, die auch besser zu unserem Geschäftsmodell passt.

Christiane Lehmann: Sie haben die Entwicklung aus der Sicht eines größeren Unternehmens geschildert, das sich – wie Sie selbst sagen – erst mal auch querfinanzieren kann. Glauben Sie denn, dass sich auch kleine Makler unter den neuen Bedingungen behaupten können?

Andreas Gnielka: Ich kenne einige kleinere Makler, die mit interessanten Geschäftsmodellen in der Vermietung im letzten Jahr sogar Boden gut gemacht haben. Was unser Vorgehen betrifft, können auch kleinere Maklerunternehmen diese Strategie für sich herunterbrechen: Es geht darum, Leistungen eine Summe zuzuordnen und zu den Zielgruppen passende wie betriebswirtschaftlich sinnvolle Pakete zu schnüren. Kleine Makler sind dabei oft schneller in der Umsetzung neuer Maßnahmen als wir.

Christiane Lehmann (lacht): Herr Gnielka, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Übrigens: Wenn Sie an weiteren Artikeln zum Thema „Ein Jahr Bestellerprinzip“ interessiert sind, können Sie sich bei unserem WhatsApp-Dienst anmelden und Sie erhalten bei Veröffentlichung eine Nachricht auf Ihr Mobiltelefon.

Der Beitrag „Vermietung ist auch 2016 noch rentabel“ – Andreas Gnielka, Grossmann & Berger erschien zuerst auf .

Social Day 2016: Lernt unsere Reporter kennen!

$
0
0

Diesen Monat ist es wieder soweit: der Social Day steht bei Scout24 steht an. Einen Tag lang tauschen Scout24 Mitarbeiter in Berlin, München und Österreich anlässlich des Social Days ihren Schreibtisch gegen ein soziales Projekt.

Vor Ort berichten unsere „Social Day Reporter“ live von ihrem Projekt und geben so einen Einblick in den etwas anderen Arbeitstag. Drei von ihnen stellen wir euch heute vor.

Auf Facebook, Instagram, Twitter und hier im Blog könnt ihr am Freitag, den 15. Juli, den aktuellen Stand der Projekte in Berlin mitverfolgen.

Berlin

Justine„Ich bin Justine Schmidt und seit knapp 9 Monaten ein Teil des Content Marketing Teams bei IS24. Neben meinem Masterstudium betreue ich hier als Werkstudentin u.a. das Intranet und unterstütze das Cares Team tatkräftig. Im Moment steht hier natürlich alles im Zeichen des Social Days. Dieses Jahr werde ich euch als Social Day Reporter live von meinem Projekt „Ausflug in den Zoo mit Flüchtlingskindern“ berichten.

Ich habe Leute schon immer bewundert, die sich zusätzlich zu ihrem Arbeitsalltag noch ehrenamtlich engagieren. Ich finde es deshalb toll, dass Scout24 allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Rahmen des Social Days die Möglichkeit bietet soziales Engagement mit der Arbeit zu verbinden. Vielleicht ist der Social Day für mich ja der erste Schritt in das freiwillige Engagement auch außerhalb von Scout24!

Vor circa einem halben Jahr fing ich an, dass Cares Team bei den Vorbereitungen für den Social Day zu unterstützen. Dieser Tag gibt uns allen die Möglichkeit die wirklich wichtigen Dinge des Alltags anzupacken, sei es geflüchteten Menschen das Gefühl zu geben willkommen zu sein oder gemeinnützige Projekte bei großen Bauvorhaben zu unterstützen.

Da ich selbst noch nie persönlich mit geflüchteten Menschen in Kontakt getreten bin, habe ich mich für das Projekt „Ausflug in den Zoo mit Flüchtlingskindern“ entschieden. Ich möchte mich mit den Menschen austauschen und die Geschichten hinter den einzelnen Personen erfahren. Ich freue mich, dass der Social Day mir diese Möglichkeit bietet und hoffe, dass wir den Teilnehmern und Teilnehmerinnen einen tollen Tag im Zoo bescheren können, jenseits von Angst oder Sorgen!“

 

Martin„Mein Name ist Martin Koch, ich bin 27 Jahre alt, und arbeite seit Juni 2014 als Werkstudent bei ImmobilienScout24 im Produktmanagement.

Soziales Engagement ist für mich immer schon wichtig gewesen. Ich finde, dass auch Unternehmen in einer sozialen Marktwirtschaft die Verpflichtung haben, der Gesellschaft etwas zurück zu geben. An dieser Stelle fühle ich mich bei Scout24 sehr gut aufgehoben. Besonders schön finde ich die Wunschbaumaktion in der Weihnachtszeit, den Social Day und die spontane Sammelaktion für geflüchtete Menschen im März.

Beim Social Day engagiere ich mich, da das Event ein tolles Teamgefühl produziert und man Kollegen aus anderen Bereichen kennenlernt. Außerdem arbeitet man oft handwerklich, was mir auch privat Spaß bereitet. Es ist auch interessant die eigene Komfortzone zu verlassen und außerhalb des Unternehmens einen Blick für die Bedürfnisse anderer Personen zu bekommen.

In diesem Jahr nehme ich am Projekt „Endlich Ferien“ im FEZ teil. Ich kenne das FEZ noch aus Kindertagen und bin neugierig, ob es sich verändert hat. Dort werden wir zum Beispiel schwimmende Gärten bauen, worauf ich mich sehr freue. Ich bin vor kurzem umgezogen und stehe handwerkermäßig quasi total im Futter und bin gespannt, was dort an einem Tag tolles entstehen wird.“

Österreich

Sinah„Ich bin Sinah Holtschke und arbeite seit März diesen Jahres als Werkstudentin im Marketing bei ImmobilienSout24 Österreich. Das Tolle an meinem Job ist, dass ich so abwechslungsreiche Aufgaben habe wie beispielsweise die Organisation des diesjährigen Social Days für Österreich.

Engagement im Unternehmen ist für mich unentbehrlich. Mein Lieblings Core Value von Scout24 ist OneTeam. Wenn ein Unternehmen für Werte wie Offenheit, Respekt und Enthusiasmus steht, müssen auch Möglichkeiten geschaffen werden, diese zu leben. Das Engagement in sozialen Projekten bietet einen perfekten Weg, diese Werte in die Tat umzusetzen, den gewohnten Blickwinkel zu verlassen und in einem anderen Umfeld zu begegnen.

Ich engagiere mich, weil ich es besser finde, Dinge anzupacken als nur über sie zu reden. Wer eine Veränderung will, muss sie auch selbst schaffen und sich aktiv einbringen. Am Social Day werde ich einen Ausflug mit Flüchtlingsfamilien in den Prater, einen Freizeitpark im Herzen von Wien, machen. Mit meinem Engagement möchte ich vor allem den geflüchteten Kindern helfen, sich Willkommen zu fühlen und die traumatischen Geschehnisse der Flucht mit ein bisschen Normalität zu verarbeiten. Manchmal besteht die Gefahr, dass wir Dinge für zu selbstverständlich halten. Für mich ist es sehr bereichernd, zu sehen, wie man mit einer Kleinigkeit und Hilfe, anderen eine große Freude bereiten kann.“

Auf der Social Media Wall gibt es alle Bilder und Beiträge rund um die Social Week:

Unter dem Hashtags #scout24social könnt ihr den Tag mit unseren Reporten erleben.

Der Beitrag Social Day 2016: Lernt unsere Reporter kennen! erschien zuerst auf .

One Challenge, one Team, one Scout

$
0
0

drachenboot-titelbild

Der Juni bei Scout24 war sportlich, ein Team-Event jagte das nächste. Ob auf der Laufstrecke, dem Fußballplatz, der Radstrecke oder auf dem Wasser, zusammen als Team haben die Scout-Mitarbeiter alles gegeben. Sehen Sie selbst.

17. Berliner 5 x 5 km TEAM-Staffel

Am 01.06.2016 starteten insgesamt 26 Teams mit jeweils 5 Läuferinnen und Läufern aus München und Berlin auf der 5-km-Runde im Berliner Tiergarten und legten insgesamt 650 Kilometer zurück. Mit einer Zeit von 01:42:47 kam das schnellste Team auf Platz 16 in der Gesamtwertung.

HR Team Teamstaffel (2) Teamstaffel Cares

 

JLL Cup 2016

Beim 6. Berliner Charity Football Cup von Jones Lang LaSalle am 10.06.2016 kickten Scout-Mitarbeiter für den guten Zweck. Insgesamt kamen 16.800 Euro für die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs zusammen.

JLL Cup-2 JLL Cup-1

 

Velothon Berlin

Von Sonnenschein begleitet fuhren am 19.06.2016 Tausende Radfahrer zwischen 60 und 120 km durch Berlin und Umland. Auf der 60-km-Strecke traten 25 Scout-Mitarbeiter an und belegten Platz 6 unter den Firmenteams. Die 120-km-Distanz bezwangen immerhin acht Fahrer mit grandiosen Zeiten. Der schnellste Mann finishte das Rennen in 02:58:27 – mit einer beachtliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 39,88 km/h.

velothon-scout-1

velothon-scout-2 velothon-scout-3

 

19. Berlin City-Cup

Auch in diesem Jahr ertönte am 25.06.2016 das Startsignal „Are you ready? – Attention – Go!“ zum Drachenbootrennen in Berlin Grünau. Ein tolles Gefühl, wenn sich gleichzeitig neun Boote mit jeweils 20 Paddlern auf der olympischen Regattastrecke zum Start bereit machen. Die ScoutDragons erzwangen die 200 Meter Strecke im schnellsten Durchgang mit 00:58,51 und holten im Finallauf Platz 4.

drachenbootrennen-scout-2016-teambild

drachenbootrennen-scout-2016-imboot drachenbootrennen-scout-2016-los drachenbootrennen-scout-2016-boot-inaktion

 

Der Beitrag One Challenge, one Team, one Scout erschien zuerst auf .

Social Day 2016: Lernt unsere Reporter kennen! (Teil 2)

$
0
0

Neben Berlin und Wien, wird am kommenden Freitag, den 15. Juli, auch in München zum dritten Mal der Social Day von Scout24 stattfinden. Einen Tag lang tauschen Scout24-Mitarbeiter dabei ihren Schreibtisch gegen ein soziales Projekt.

In München berichten drei „Social Day Reporter“ live von ihrem Projekt vor Ort und geben so einen Einblick in den etwas anderen Arbeitstag.

Auf Facebook, Instagram, Twitter könnt ihr am Freitag den aktuellen Stand der Projekte mitverfolgen. Einen Rückblick auf die spannenden Erlebnisse unserer Reporter werden wir natürlich auch hier in unserem Blog veröffentlichen.

 

Unsere Reporter in München

SimoneSimone Marx – Senior HR Business Partner bei AutoScout24 in München.

Warum engagiere ich mich beim Social Day?
Weil ich es wichtig finde Menschen und Tieren zu helfen, denen es nicht so gut geht und die unsere Unterstützung brauchen. Soziales Engagement ist klasse und so wichtig. Es macht mich sehr glücklich, wenn ich helfen kann.

Welches Projekt habe ich mir ausgesucht und warum?
Ich werde meinen Social Day im Heim für blinde Frauen verbringen und freue mich auf gemeinsame Spaziergänge, Bastelarbeiten und Gesang mit den Bewohnerinnen.

 

SibilleSibille Siebig – Praktikantin in der HR Abteilung von AutoScout24 in München.

Warum engagiere ich mich beim Social Day?
Ich finde es super, dass durch den Social Day die Möglichkeit geschaffen wird, Mitarbeiter einen Tag aus dem beruflichen Alltag rauszuholen und für soziale Mitarbeit & Verantwortung zu motivieren.

Welches Projekt habe ich mir ausgesucht und warum?
Ich habe mich für das Projekt „Eine Cocktailparty für die Bewohner des AWO-Hauses“ entschieden. Ich freue mich sehr auf die Unterhaltungen mit den Senioren, sie haben bestimmt viel zu erzählen. Ich bin sicher die Cocktailparty wird super und bereitet allen eine Freude.

 

VroniVeronika Hotz – Werkstudentin HR bei AutoScout24 in München.

Warum engagiere ich mich beim Social Day?
Weil ich das soziale Engagement von Scout24 super finde und es unterstützen möchte.

Welches Projekt habe ich mir ausgesucht und warum?
Zusammen mit Sibille werde ich über das Projekt „Eine Cocktailparty für die Bewohner des AWO-Hauses“ berichten. Ich habe mich auch für dieses Projekt entschieden, weil ich es toll finde, älteren Menschen eine Freude zu bereiten gemeinsam mit ihnen einen schönen Tag zu verbringen.

 

 

Auch auf der Social Media Wall gibt es alle Bilder und Beiträge rund um die Social Week.

Unter dem Hashtags #scout24social könnt ihr den Tag mit unseren Reporten erleben.

Der Beitrag Social Day 2016: Lernt unsere Reporter kennen! (Teil 2) erschien zuerst auf .

Wie wohnt es sich eigentlich in… einem Hausboot?

$
0
0

#IS24zuBesuch bei Luise auf dem Templiner See in Potsdam – ein Hausboot für den Sommer

IMG-20160619-WA0033

Wer kennt diesen Klassiker nicht:

„Jetzt fahr’n wir über’n See, über’n See,

jetzt fahr’n wir über’n See…“

Doch statt mit einer hölzern‘ Wurzel über den See zu fahren, würde Luise Stechmann zu ihrem selbst gebauten Hausboot tendieren. Wir begeben uns für unsere Reihe #is24zuBesuch dieses Mal aufs Wasser. Im Sommer verbringt Luise sehr viel Zeit auf ihrem selbst konzipierten Hausboot, und mal ehrlich – wer würde das nicht tun?

Wir erfahren, wie wenig Zeit die Konzeptionierung und der anschließende Bau in Anspruch nahmen, wie vorteilhaft es sein kann, wenn der eigene Bruder Zimmermann ist und weshalb das gesamte Projekt mit 22.000 € ein Low-Budget-Projekt war.

Regenbogen

Hallo Luise, schön dass wir hier sein dürfen. Würdest du dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Luise und ich bin 25 Jahre alt. Anfang 2016 schloss ich mein Studium im Studiengang Bauingenieurwesen ab und arbeite derzeit als Statikerin am Griebnitzsee. Ursprünglich komme ich aus Rendsburg in Schleswig-Holstein, aber Potsdam ist meine neue Heimat. Hier wohne ich mal auf dem Land, mal auf dem Wasser. Du kannst dir sicher denken, in welcher Jahreszeit ich wo lieber wohne (lacht).

Ja, durchaus. Wie bist du dazu gekommen, ein Hausboot zu bauen?

Mein Studium neigte sich dem Ende zu und ich war auf der Suche nach einem Projekt für meine Diplom-Abschlussarbeit. Ich hegte schon immer eine große Affinität zu Hausbooten. Durch Designer-Hausboote aus Magazinen und dem Internet habe ich mich inspirieren lassen, mein eigenes zu entwerfen. Bevor ich mit der Planung anfing, las ich Ratgeber und Tipps, wie man selbst eins bauen kann. Nach vier Monaten Planung, Konstruktion und Bau hatte ich dann ein abgeschlossenes Studium und mein eigenes Hausboot. Es ist ein tolles Gefühl auf dem Wasser zu wohnen, man fühlt sich frei.

IMG-20160619-WA0018

Wow! Du hast nur vier Monate für alles gebraucht? Das klingt sehr kurz. Ich ging davon aus, dass man für solch ein Projekt wesentlich mehr Zeit bräuchte. Bürokratie, Materialanschaffung und -verarbeitung, Transport und, und, und… Wie war das Verhältnis zwischen Planung und Bau?

IMG-20160619-WA0020

Dass ich dieses Projekt in nur vier Monaten realisieren konnte, verdanke ich vor allem meiner Familie, meinem Freund und meinen Freunden.

Ob finanzielle Hilfe oder tatkräftige Unterstützung während der Bauphase, egal ob wochentags oder am Wochenende – ich stand niemals allein da. Es waren stets mindestens sechs Helfer vor Ort.

Das gesamte Projekt umfasste circa einen Monat Planung und Konzeptionierung und drei Monate Bauphase. Man muss auch dazu sagen, dass ich kein Designer-Hausboot gebaut habe. Wir reden immer noch von einem Low-Budget Projekt.

IMG-20160619-WA0015

Wenn ich fragen darf, in welchen finanziellen Dimensionen bewegen wir uns, wenn wir an dieser Stelle von einem Low-Budget-Projekt sprechen?

Alles in allem musste das Projekt mit rund 22.000 € finanziert werden. Für eine Studentin in meinem Alter ist das sehr viel Geld und für viele utopisch. Aber wie gesagt, ich hatte Glück, Unterstützung zu erhalten.

Laufende Kosten, wie Liegeplatzgebühr, Benzin, Ausbesserungsarbeiten und Versicherung sind darin nicht enthalten. Durch einen Freund bin ich an einen Vereinsliegeplatz gekommen. Das ist wohl die günstigste Variante.

Für motorisierte Wasserfahrzeuge ab 16 PS bräuchte man einen Führerschein. Der Motor des Hausbootes hat 15 PS. Will man seinen festen Wohnsitz auf ein Hausboot verlegen, so ist es Pflicht, einen fest stehenden Platz am Ufer zu haben. Diese Erschließungskosten betragen nicht selten um die 30.000 €.

IMG-20160619-WA0019

Du hast recht, für viele sind 22.000 € in diesem Alter utopisch. Gibt es ein Element, welches den Preis besonders in die Höhe getrieben hat?

Ja, tatsächlich. Holz. Mit circa 8000 Euro trägt das Holz das schwerste finanzielle Gewicht des Projektes. Es war generell ungewohnt, sich mit der Ressource „Holz“ richtig zu befassen. Es musste beschafft, verarbeitet und verbaut werden. Außerdem muss es verschiedensten Witterungsverhältnissen standhalten. Glücklicherweise regnete es während der Bauphase nur zwei Tage. Mein Bruder ist Zimmermann auf Wanderschaft, und gemeinsam mit einem zweiten Wandergesellen half er beim Rumpf- und Innenausbau. Leider war er beim Bau des Hauses nicht mehr dabei, sodass ich das Produkt „Holz“ aus einer ganz anderen Perspektive selbst kennenlernte.

IMG-20160619-WA0023

Gab es weitere Schwierigkeiten, mit denen du nicht gerechnet hast? Hast du mit externen Dienstleistern zusammen gearbeitet?

Im Laufe der Fertigstellung kamen keine Herausforderungen auf, die wir nicht im Team lösen konnten. Um den Rumpf zu drehen, benötigten wir einen Kran. Der musste bestellt werden, genauso wie Fensterbauer, Schweißer und Dachdecker. Den Rest haben wir selbst erledigt, wobei das Laminieren vom Rumpf eine ganze Woche in Anspruch nahm. Wie auch schon gesagt, hatten wir mit dem Wetter sehr viel Glück, sodass wir gut voran kamen.

IMG-20160619-WA0017

Ist dein Hausboot komplett fertig oder ist noch Feintuning angesagt?

Alles in allem ist es voll funktionsfähig. Ich nenne meine Ausstattung gern spartanisch minimalistisch, aber ausreichend. Ein Bett, ein Schlafsofa, Biertischgarnitur, eine Kommode und eine Toilette gestalten den Innenraum. Außen befindet sich der Steuerstand und flexible Möbel, wie eine aufklappbare Hängematte und eine Solardusche zum Aufhängen.

IMG-20160722-WA0002

IMG-20160722-WA0000

Zwei Dinge sollen noch umgesetzt werden:

Erstens wird demnächst ein 200-Liter Wassertank eingesetzt, damit beispielsweise das WC richtig genutzt werden kann.

Zweitens soll das 33 Quadratmeter große Dach mit einer Reling umfasst werden. Wir wollen ja nicht, dass die Leute vom Dach fallen, während die hervorragende Aussicht genossen wird.

IMG-20160619-WA0036

Das klingt wirklich großartig. Wie sieht denn ein typischer Tag an Bord aus?

Morgens wird alles Notwendige eingekauft, Kühltasche gepackt, Grillkohle besorgt. Wenn alle Mann an Bord sind, heißt es: Klar zum Ablegen, Leinen los.

Das Boot wird langsam aus dem Steg herausrangiert. Wir schippern gerne in die Potsdamer Umgebung zu ruhigen Wasserstellen, an denen man gut ankern kann. Jetzt wird gebadet, der Grill angeschmissen und das erste Bier geöffnet.

IMG-20160619-WA0027

Vom Dach kann man exzellent ins Wasser springen! Entweder geht es gegen Abend dann zurück in den Heimathafen oder man ankert in einer Bucht. Im Kerzenschein spielen wir gerne Karten, Mau Mau, Kanaster, Skat, Bierkönig, … (Der Kapitän bleibt natürlich nüchtern!)

Auf Deck kann man den Sternenhimmel beobachten. Dadurch dass man sich etwas von der Stadt und nahen Lichtern entfernt hält, leuchten die Sterne intensiver. Das leichte Schaukeln lässt einen gemütlich einschlafen, und morgens wird man von den Vögeln und dem Geräusch der Wellen geweckt. Entspannung pur!

IMG-20160503-WA0021

Wie lange bist du denn bisher mit deinem Hausboot unterwegs gewesen?

Bis jetzt bin ich noch nicht sehr weit gekommen. Aber bald, wenn ich Urlaub habe! Bisher schiffte ich bis Werder und bis zum Wannsee.

Und wie viele Personen können dich auf dem Boot begleiten?

Berechnet habe ich den Auftrieb des Bootes mit bis zu 30 Personen. Ohne speziellen Führerschein darf ich aber nur bis zu 14 Personen mitnehmen. Einmal waren wir 25, sind dann aber nicht ausgefahren. Bei gutem Wetter reicht der Platz aus, aber wenn es regnet, wird es eng unter Deck.

IMG-20160619-WA0026

Nach Fertigstellung gab es bestimmt eine tolle Party auf dem Hausboot?

Ja, die gab es natürlich, aber zum Glück war niemand seekrank (lacht).

Luise, vielen Dank für das tolle Interview und weiterhin viel Erfolg! Genieß den Sommer.

„Und wer das Lied nicht singen kann,

der fängt von vorne an.“

Welche Hausboot-Varianten gibt es? Was muss bei einem Kauf beachtet werden? Mehr Infos zu Hausbooten gibt es hier: https://www.immobilienscout24.de/bauen/hausboot.html

Copyright aller Bilder: Luise Stechmann

Der Beitrag Wie wohnt es sich eigentlich in… einem Hausboot? erschien zuerst auf .

Rückblick Social Day 2016: Über 400 Helfer in 50 Projekten

$
0
0

In den vergangenen zwei Wochen tauschten über 400 Scouts in Berlin, München und Wien anlässlich des Social Days ihren Schreibtisch gegen ein soziales Projekt. Da besonders im vergangenen Jahr viele geflüchtete Menschen nach Deutschland gekommen sind, wollten wir in diesem Jahr einen kleinen Beitrag zu der aktuellen gesellschaftlichen Situation leisten und die Menschen bei uns willkommen heißen. Unsere Social Day Reporterin Justine gibt euch einen Rückblick über ihren Tag mit Flüchtlingsfamilien im Berliner Zoo.

Projekt Zoobesuch mit Flüchtlingskindern

Zoobesuch mit Flüchtlingsfamilien

Zoobesuch mit Flüchtlingsfamilien

Zu Beginn unseres Social Days wurden wir von einer Verantwortlichen der Flüchtlingsnotunterkunft in Berlin-Reinickendorf, in Empfang genommen. Sie erzählte uns, dass das Refugium Marie-Schlei Haus die erste Einrichtung für besonders schutzbedürftige geflüchtete Menschen sei. Auf sechs Etagen verteilt, wohnen hier unter anderem Menschen mit geistigen als auch körperlichen Beeinträchtigungen, Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern und Opfer von körperlicher oder psychischer Gewalt.

Nach der Begrüßung und einem Kaffee zum Wachwerden empfingen wir die Flüchtlingsfamilien im Foyer und machten uns mit Bus und Bahn auf den Weg in den Zoo. Was für einen Aufwand es darstellt, 35 Leute geschlossen durch die Berliner Verkehrsmittel zu lotsen ohne dabei weder Groß noch Klein zu verlieren, wurde mir erst später klar! Während der Fahrt hatten wir die Gelegenheit uns mit den geflüchteten Menschen zu unterhalten. Einige davon sprachen bereits fließend Deutsch und erzählten von ihrem neuen Leben in Deutschland. Mit anderen verständigten wir uns mit Händen und Füßen.

Scouts und Flüchtlingsfamilien zu Besuch im Berliner Zoo

Scouts und Flüchtlingsfamilien zu Besuch im Berliner Zoo

Nach der Ankunft im Berliner Zoo stärkten wir uns erst einmal mit ein paar Snacks und schauten uns anschließend die Elefanten und Affen an. Die Kleinen waren von Anfang an begeistert und schwer von den jeweiligen Tiergehegen wegzubekommen. Zwischendurch packten die Mütter ihre selbstgemachten arabischen Leckereien aus und ließen sich nicht davon abbringen uns damit zu versorgen. Nach zwei Teigtaschen musste ich dann aber dankend ablehnen! Wir zogen weiter zu den Löwen, auf die sich die Kleinen bereits seit der Abfahrt im Refugium freuten. Dort angekommen, waren sie hin und weg! Abschließend hatten wir noch das Glück bei der Fütterung der Pinguine zuschauen zu können.

Zum Ende unseres Social Days gingen wir auf den Spielplatz des Berliner Zoos. Während die Kleinen ihre letzten Kräfte für das Toben nutzten, setzten wir uns gemütlich mit den Eltern und Verantwortlichen des Refugiums zusammen und resümierten den Tag. Dass der Tag etwas ganz besonderes für die Kinder war, sah man an ihren großen leuchtenden Augen, wenn sie uns von den Tieren erzählten. Ein voller Erfolg! Müde und etwas durchgefroren, verabschiedeten wir uns und bedankten uns für den tollen Tag!

Rückblickend war der Social Day eine tolle Gelegenheit für mich Menschen mit anderen Geschichten – fernab meines Bekannten- und Freundeskreises – kennenzulernen, ihre Geschichten zu erfahren und ihnen ein Gefühl des Willkommenseins zu geben. Ich freue mich jetzt schon auf den Social Day 2017 und hoffe, dass ich auch dort wieder ordentlich mitanpacken kann!

social day 3

Lieben Dank an das Cares Team für die tolle Organisation!

 

Der Beitrag Rückblick Social Day 2016: Über 400 Helfer in 50 Projekten erschien zuerst auf .

„Wir wollen der führende Dienstleister in der Neubau-Projektvermietung werden!“ — Andreas Gnielka, Grossmann & Berger

$
0
0

160706_IS24_Bestellerprinzip_1Jahr_Gnielka_Blog_Header

Das Hamburger Makler-Unternehmen Grossmann & Berger hat die Einführung des Bestellerprinzips vor einem Jahr zum Anlass genommen, Leistungen und Produkte umzugestalten mit dem Ziel, das Vermietungsgeschäft weiterhin rentabel zu gestalten. In einem ersten Interview berichtete Andreas Gnielka, Bereichsleiter Wohn-Immobilien Bestand/Vermietung, wie sich Grossmann & Berger in der Vermietung im Privatkunden-Bereich erfolgreich neu aufgestellt hat. Im zweiten Teil geht es darum, welche Erfahrungen das Unternehmen in der Neubau-Projektvermietung und mit Hausverwaltungen gemacht hat.

Christiane Lehmann: Hallo Herr Gnielka, schön, dass Sie sich ein zweites Mal Zeit für unsere Fragen nehmen. Heute soll es um Ihre Maßnahmen in der Neubau-Projektvermietung und für Hausverwaltungen gehen. Erzählen Sie uns doch zunächst, wie Sie in der Neubau-Projektvermietung vor Einführung des Bestellerprinzips aufgestellt waren, speziell was Einnahmen durch die Vermietung anging.

Andreas Gnielka: Gern. Zum einen waren wir in der Einzelvermietung für Käufer von Eigentumswohnungen tätig, zum anderen in der Neubau-Projektvermietung aktiv. Bezahlt wurden wir in beiden Fällen über die Courtage des Mieters.

Christiane Lehmann: Und heute zahlen die Bauträger-Kunden für Ihre Arbeit?

Andreas Gnielka: Ja, das tun sie. Wir haben einen Weg gefunden, durch unser vielfältiges Know-how, das weit über die bloße Vermarktungskompetenz hinausgeht, zur Effizienz des gesamten Bauträgerprojektes, von der Frühphase bis zum Abschluss, beizutragen. Heute treten wir bereits früh mit unserer Beratungsleistung in Erscheinung und greifen auch viel tiefer in den Prozessverlauf ein.

Christiane Lehmann: Können Sie das genauer erklären?

Andreas Gnielka: Bei Neubauprojekten geht es — in der Vergangenheit wie auch heute — darum, möglichst schnell eine Vollvermietung zu erreichen.

Die Projektentwickler selbst sind häufig keine Verkaufsexperten und geben die Vermietung meist gern in die Hände von Unternehmen, die dieses Know-how haben. Um eine schnelle Vermarktung zu gewährleisten, muss bereits in der Planungsphase – also teilweise mehrere Jahre vor der eigentlichen Vermietung — der in der Zukunft liegende, passende Mietpreis ermittelt werden. Genau hier werden aber oft Fehler gemacht. Wenn die Lage oder die Grundrisse nicht passen, wenn die Mietkalkulation nicht mit der Lage und Art der Wohnung übereinstimmt, wenn die Ausstattung nicht dem entspricht, was das Klientel in dieser Gegend verlangt, dann hat man es mit der Vermietung hinterher schwer.

Mit uns haben die Bauträger einen erfahrenen Partner an ihrer Seite, der ganz dicht am Markt und an den Kunden ist, der die Kundenbedürfnisse kennt – und das vielleicht sogar besser als ein Architekt. Der plant meistens nach Flächen- und Kosteneffizienz, was nicht immer der Zielgruppe zugutekommt. Es muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen dem, was der Mieter benötigt, und dem, was der Bauträger an Kosten akzeptiert. Und da kommen wir als Schnittstelle ins Spiel.

GB Neubau-Projekte Modelle + Visu_640px

Christiane Lehmann: Das Konzept ist plausibel. Können Sie trotzdem Ihre möglichen Leistungen noch mal konkretisieren?

Andreas Gnielka: Beratungsaufgaben in der Frühphase eines größeren Projektes können zum Beispiel Zielgruppenanalysen und Grundrissoptimierungen sein oder darin bestehen, die Projekt-Marke zu kreieren und den passenden künftigen Mietpreis zu kalkulieren. Wir arbeiten zum Beispiel gerade an einem Projekt, das 2019 in die Vermarktung gehen wird. Unsere Beratungsleistung besteht hierbei darin, die Mieten jährlich an die jeweils aktuellen Neubaumieten anzupassen.

Wir haben uns vom reinen Vermarkter zum vollwertigen Beratungsdienstleister rund um das gesamte Konzept einer Projektentwicklung im Vermietungsbereich entwickelt. Entsprechend arbeiten wir heute auf Honorarbasis, abhängig von unseren erbrachten Leistungen.

Christiane Lehmann: Das Konzept klingt super. Lustigerweise haben wir aber noch gar nicht über die Vermarktung gesprochen…

Andreas Gnielka: Die Vermietung bieten wir bei diesem Modell unabhängig von der Beratung an. Der Bauträger, der uns zunächst in der Frühphase mit der Beratung beauftragt, kann sich später auch für die Vermarktung durch uns entscheiden. Da wir uns zum Zeitpunkt der Vermarktung schon sehr tief in das Projekt eingearbeitet haben, haben wir in möglichen Pitches um den Vermarktungsauftrag einen enormen Vorteil gegenüber Mitbewerbern. Was die Vermarktung selbst angeht, rechnen wir nach dem jeweiligen Aufwand ab. Dabei können die Kunden entscheiden, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen wollen.

Tatsächlich haben wir auch früher schon vereinzelt Projekte im Vorfeld begleitet, zu Akquisitions-Zwecken oder eben um die Vermietung hinterher zu beschleunigen. Aber erst jetzt haben wir unser gesamtes Know-how in einem klar definierten Dienstleistungspaket gebündelt.

Christiane Lehmann: Für den Bauträger ein klarer Mehrwert: Das Projekt wird effizienter und der Projektleiter braucht sich um die ganzen wichtigen „Kleinigkeiten“ gar nicht mehr kümmern, wenn er Sie engagiert.

Andreas Gnielka: Genau das ist der Hintergrund. Die Projektentwickler wollen ihrem Projekt nachgehen, während wir uns im Hintergrund um Grundriss, Bemusterung und Marktdaten kümmern.

Christiane Lehmann: Wie gesagt: Das Konzept hört sich für mich sehr plausibel an. Geht die Rechnung denn auch finanziell auf?

GB Neubau-Modell im Detail_640px

Andreas Gnielka: Ich bin davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber: Man kann das ehrlicherweise zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu 100 Prozent sagen, da sich die Projekte über mehrere Jahre hinziehen und noch nicht abgeschlossen sind. Klar ist, dass die Honorare für die reine Vermietung unter zwei Nettokaltmieten liegen werden.

Im Schnitt bewegen wir uns für die Vermarktungsdienstleistung bei einer Nettokaltmiete. Zudem haben wir eine zusätzliche „Sprinterprämie“, die bei Projektentwicklern und auch Vermietern sehr gut ankommt. Diese Extravergütung von zum Beispiel 0,5 Nettokaltmieten erhalten wir, wenn wir in einem bestimmten Zeitraum die Vorvermietungsquote erreicht haben, die der Investor beispielsweise zur Finanzierung benötigt. Erreichen wir dieses Ziel, liegen wir im Schnitt bei einer bis 1,5 Nettokaltmieten, wo wir vorher bei zwei Nettokaltmieten gelegen haben. Dazu kommen die Honorare aus der Beratung.

Christiane Lehmann: Gleicht das Honorar, das durch die Beratungsdienstleistung erwirtschaftet wird, diese Differenz wieder aus?

Andreas Gnielka: Ich denke schon. Wenn es so läuft wie erhofft wird die Vermietung nur noch ein Teil der zahlreichen Leistungen sein, die wir erbringen, und es wird immer mehr Projekte geben, bei denen wir durch die ganzheitlichen Beratungsdienstleistungen mehr erwirtschaften als allein durch die Vermarktung vorher. Ich erwarte auf diesem Gebiet eher ein Wachstum. Wir waren zwar auch schon im Vorfeld beratend tätig, jedoch ohne extra Vergütung.

Christiane Lehmann: Jetzt müssen Sie Ihr neues Konzept bei den zukünftigen Auftraggebern bekannt machen. Die sollen Sie ja schon in der Frühphase der Planung ansprechen – zu dem frühen Zeitpunkt haben sie Grossmann & Berger bis jetzt ja noch gar nicht im Kopf.

Andreas Gnielka: Das stimmt. Daher haben wir sehr schnell eine Broschüre entwickelt, in der wir unsere Leistungen vorstellen. Diese Broschüre ist bereits bei vielen Bauträgern im Umlauf und kommt sehr gut an.

Broschüre_Deckblatt_640px

Christiane Lehmann: Sie haben die Frage schon erwartet: Grossmann & Berger ist ein großes Unternehmen. Glauben Sie, dass auch kleinere Makler die Chance haben, sich mit ihrer Vermietungs-Expertise im Neubau-Segment entsprechend zu positionieren?

Andreas Gnielka: Auf jeden Fall. Hier in Hamburg gibt es bereits kleinere Maklerunternehmen, die sich in der Neubau-Projektvermietung sehr gut aufgestellt haben. Ihr großer Vorteil ist , dass sie ihre Expertise auch anhand eines kleinen Auftrags zeigen können, beispielsweise bei der Gewinnkalkulation. Bauträger und Projektentwickler wählen für den gesamten Prozess selten Makler, die sie nicht kennen. Aber sie können Makler anhand von Einzelleistungen testen. Das bieten wir auch an, wenn wir auf Bauträger zugehen, mit denen wir noch nicht zusammengearbeitet haben.

Den Bauträgern kommt es darauf an, dass die Beratungsleistung im Vorhinein der Qualität entspricht, die es braucht, um eine Vermietung des gesamten Projektes durchführen zu können.

Der Makler, der nur makelt, ohne zu beraten, wird es schwer haben, am Markt zu bestehen. Durch das Bestellerprinzip sind die Anforderungen der Auftraggeber im Mietbereich gestiegen. Ich glaube auch, dass es diejenigen Makler in Zukunft deutlich leichter haben werden, die ihre Expertise klar nach außen kommunizieren. Schließlich will der Bauträger das gezahlte Honorar gut angelegt wissen.

Christiane Lehmann: Wir haben bis jetzt nur über die Vermarktung von Neubau-Mietprojekten gesprochen. Was ist, wenn ein neuer Eigentümer seine gerade erworbene Neubau-Immobilie vermieten möchte?

Andreas Gnielka: Da der Käufer das Objekt über uns erworben hat, ist die Mietersuche mit der bereits gezahlten Courtage abgegolten. Das ergibt insofern Sinn, als dass wir die Immobilie durch den Projektverlauf bereits kennen und uns die wichtigen Informationen und Daten schon vorliegen. Das ist unser Service für unsere Käufer. Für alle weiteren Leistungen im Vermietungsprozess wie Übergaben oder Mieter-Bonitätschecks bieten wir die Zusatzpakete an, über die wir beim letzten Mal gesprochen haben.

GB-Empfang mit Touchpads und Broschüren_640

Christiane Lehmann: Kommen wir zum dritten Standbein in der Vermietung: zum Thema Hausverwaltungen. Wie haben Sie dort bis zum 31.05.15 gearbeitet?

Andreas Gnielka: Wir haben in der Vergangenheit mit Bestandshaltern und Verwaltungen zusammengearbeitet, die uns ihre Objekte wiederkehrend in die Vermarktung gegeben haben. Bezahlt wurden wir vom Mieter.

Christiane Lehmann: Wie arbeiten Hausverwalter heute?

Andreas Gnielka: Aufgrund des Bestellerprinzips müssen auch Verwaltungen die Vermietungsdienstleistung selbst bezahlen. Daraus ergibt sich ein völlig neuer Kostenblock, für dessen Kalkulation die Verwaltungen verschiedene Varianten gegenüberstellen müssen. Beispielsweise die Einstellung eines eigenen Vermieters, der durch die Erhöhung der Verwaltungsgebühr oder das Vermietungshonorar bezahlt wird, oder die weitere Vergabe der Vermietungsdienstleistung an einen externen Makler.

Christiane Lehmann: Wie sah hier Ihr Plan aus?

Andreas Gnielka: Unser Ansatz war eine Paketdienstleistung. Wir haben uns die Portfolios der Verwaltungen angesehen und den Aufwand pro Portfolio analysiert. Wie sehen wir die Vermietbarkeit der Wohnungen? Wie hoch ist die Fluktuation? Je kleiner eine Wohnung, umso mehr Fluktuation und umso höher der Aufwand für die Verwaltung, aber natürlich auch für uns als Makler. Wir müssen also sehr individuell arbeiten anhand des verwalteten Portfolios und ein jeweiliges Honorar mit der Verwaltung verhandeln.

Wir sind der Meinung, dass die Vermietungsdienstleistungen nicht an Qualität verlieren dürfen. Wir haben allerdings festgestellt, dass wir mit unseren Honoraren nicht mit den Kosten für einen fest angestellten Vermieter konkurrieren können. Denn ein Vermieter, der fest eingestellt ist, kann auf der Kostenseite für die Verwaltung klar kalkuliert werden. Die Verwaltung kann anhand der pro Jahr vermieteten Wohnungen berechnen, welcher Aufwand in der Regel auf sie zukommt. Damit ist planbar, wieviel Prozent der Wohnungen vermietet werden und welches Honorar sich daraus ergibt. Dann kann die Verwaltung entscheiden, ob es sich lohnt, einen eigenen Vermieter einzustellen und die Vermietung selbst zu übernehmen.

Wir haben einige Aufträge verloren, bei denen wir zwar im Pitch überzeugt haben, aber die Verwaltungen sich am Ende aus budgetären Gründen trotzdem für die Anstellung eines Vermieters entschieden haben. Andererseits konkurrieren wir auch oft mit Maklern, die Dumping-Angebote machen, um überhaupt eine betriebswirtschaftliche Chance gegenüber anderen, bereits erwähnten Varianten zu haben. Unser Ansatz war, die jeweilige Lage der Wohnungen bei der Berechnung des Honorars zu berücksichtigen. Deshalb haben wir für Objekte in einem Portfolio verschiedene Honorare angegeben. Die kalkulierten Honorare, die für uns betriebswirtschaftlich sinnvoll waren, kamen aufgrund ihrer Variantenvielfalt bei den meisten Verwaltungen aber nicht immer gut an.

Christiane Lehmann: Wäre das dann ein Paket gewesen, in welchem Sie die Wohnungen aus unterschiedlichen Gebieten zusammenlegen und daraus eine Gesamtjahresleistung machen?

Andreas Gnielka: Wir haben Mischkalkulationen erstellt, bei der wir teurere Wohnungen mit weniger Aufwand und geringerem Honorar gegen kleinere günstigere Wohnungen aufwiegen wollten. Dafür wollten wir Rahmenverträge für drei bis fünf Jahre mit den Verwaltungen schließen. Das funktioniert aber für Verwaltungen nicht.

Für uns als größeren Makler mit einer Shop-Struktur ergeben die momentanen Honorare in diesem Bereich keinen Sinn. Ein kleinerer Makler ohne größeren Overhead kann mit dauerhaft niedrigeren Honoraren betriebswirtschaftlich vielleicht besser umgehen.

Christiane Lehmann: Ihr Konzept der Honorarberatung und Paketdienstleistung für Hausverwaltungen lässt sich demnach nicht mit Pauschalhonoraren vereinbaren.

Andreas Gnielka: So ist es. Die Neubau-Projektvermietung passt viel besser zu uns. Hier können wir unser gesamtes Know-how einsetzen und die Bauträger umfassend beraten. Unser Ziel ist es daher, uns in diesem Segment zu etablieren. Gleichzeitig sind wir aber auch weiterhin erfolgreich in der Einzelvermietung von Bestands- und Neubau-Wohnungen und schauen auch weiter in Richtung der Verwaltungen und Bestandshalter.

Christiane Lehmann: Das ist ein schönes Fazit am Ende. Sie möchten ein führender Anbieter werden und ansonsten schauen Sie, wie sich der Markt sonst noch entwickelt.

Andreas Gnielka: Genau! Vielleicht werden es andere Maklerunternehmen schwerer haben, sich in der Neubau-Projektvermietung zu etablieren. Für sie ergibt es gegebenenfalls Sinn, sich auf die Verwaltung zu konzentrieren. Wir haben uns jedenfalls momentan dafür entschieden, den Fokus auf die Neubau-Projektvermietung zu legen.

Christiane Lehmann: Vielen Dank für das nette Interview, Herr Gnielka.

Der Beitrag „Wir wollen der führende Dienstleister in der Neubau-Projektvermietung werden!“ — Andreas Gnielka, Grossmann & Berger erschien zuerst auf .


„Die Arbeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet macht uns glücklich.“ – ImmobilienScout24 zu Besuch bei Detlef und Agnieszka Horn, Horn Immobilien, Neubrandenburg

$
0
0

dsc_4000
Agnieszka Horn: Lieblingstier: Schäferhund  / Lieblingsessen: Pierogi
Detlef Horn: Hobby: BVB 09 / Liebstes Urlaubsland: Griechenland

„Viele Leute denken, Neubrandenburg läge in Brandenburg. Es gibt immer wieder Anfragen von Berlinern, bei denen wir schnell herausfinden, dass sie sich eigentlich für ein Haus im Berliner Umland interessieren“, erzählt Detlef Horn amüsiert. Ich kichere etwas verschämt, denn selbstverständlich bin ich anfangs demselben Irrtum aufgesessen. „Hier in der Gegend kursiert sogar die Geschichte, dass eine große Bank irrtümlich eine Zweigstelle hier eingerichtet hat. Erst als das Management ins Auto stieg, um zur Eröffnungsfeier zu fahren, wurde allen schlagartig klar, dass der neue Sitz nicht im Speckgürtel von Berlin, sondern tief in Mecklenburg- Vorpommern lag. Die Filiale wurde nie eröffnet, heißt es“, ergänzt Agnieszka Horn lachend.

Wieder einmal sind wir in Sachen Maklerporträt unterwegs, um Makler mit besonders guten Kundenbewertungen kennenzulernen – und vor allem um etwas über die Menschen zu erfahren, die hinter diesen Leistungen stehen. Diesmal sind wir zu Besuch bei Agnieszka & Detlef Horn von Horn Immobilien in Neubrandenburg. Der Ort ist mit 63.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern und die Kreisstadt der „Mecklenburgischen Seenplatte“, des im Übrigen größten Landkreises der Bundesrepublik. Die nächste Großstadt – die an diesem Tag noch eine große Rolle spielen wird – ist das 90 Kilometer entfernte polnische Stettin.

dsc_4102

Vom ersten Moment an sind wir, die Fotografin Kerstin und ich, begeistert von dem wunderschönen Fachwerkhäuschen direkt gegenüber der alten Stadtmauer, in dem das Immobilienbüro der Horns untergebracht ist – genauer gesagt: eines der beiden Büros, die die beiden führen. Der zweite Sitz befindet sich in Löcknitz, einem Ort, über den wir ebenfalls noch viel hören werden an diesem Tag.

Neben dem Ladenlokal befindet sich ein Café, das uns in den nächsten beiden Stunden mit wohlschmeckendem Kaffee versorgt. Ich schwärme gleich für die Antiquitäten, die die Horns gesammelt haben, und das warme, fröhliche Gelb der Wände, an denen in einem farbenfrohen Mosaik die vermittelten Häuser prangen. „Dass es gemütlich ist, war uns sehr wichtig. Wir wollten kein steriles Büro“, sind sich die Eheleute einig.Das Haus gehörte früher zu einer Glasbläserei, später befand sich hier eine kleine Kunstgalerie“, ergänzt Detlef Horn. In diesem schönen Ambiente dürfen wir nun die Erfolgsgeschichte der Horns kennenlernen.

dsc_3900

 Christiane Lehmann: Lieber Herr Horn, wie hat die Geschichte von Horn Immobilien angefangen?

Detlef Horn: Ursprünglich stamme ich aus Dessau, lebe aber seit 1985 in Neubrandenburg. Nach der Wende habe ich bei einer Bausparkasse angefangen. Genauer gesagt, handelte es sich um eine Immobilien GmbH, in der vier Banken an vier Standorten vertreten waren: Pasewalk, Strasburg, Prenzlau und Neubrandenburg. Zwölf Jahre lang war ich bei dieser GmbH Geschäftsführer. 2005 sollten die Banken fusioniert und auf zwei Standorte reduziert, die Immobilien-Abteilung sollte geschlossen werden. Ich wusste: „Das ist der richtige Moment, um das zu machen, was du immer wolltest!“ So habe ich mich 2005 selbständig gemacht.

Ich habe bei der Bank immer gern gearbeitet. Den Wunsch nach Unabhängigkeit hatte ich trotzdem schon länger. Ich fand immer, dass man bei der Bank kein tieferes Gefühl für die Immobilien hatte, die vermittelt wurden, dass etwas fehlte. Das kam natürlich oft daher, dass vieles von oben gesteuert wurde. Ideen, die ich für die Standorte hatte, konnte ich deswegen nicht verwirklichen. Aus diesen Gründen war für mich klar, dass diese Situation für mich ein Wendepunkt sein würde.

dsc_4247

 Christiane Lehmann: Ich finde es immer spannend zu hören, wie Menschen Einschnitte positiv nutzen, um ihren Träumen zu folgen. Wie ging es bei Ihnen weiter?

Detlef Horn: 2007 habe ich das Büro hier gefunden. Das Verhältnis zu meinem ehemaligen Arbeitgeber war auch nach meiner Kündigung so gut, dass ich dort für wenig Geld die erste Ausrüstung erwerben konnte — Möbel und Technik, die mit der Fusion nicht mehr gebraucht wurden. Deswegen sind übrigens die Firmenfarben von Horn Immobilien denen der Bank nicht unähnlich.“ (lacht) Als ich anfing, lief es gleich ganz gut, denn ich hatte ja meinen Kundenstamm aus der Zeit bei der Bank. Die Trennung von der Bank war so partnerschaftlich verlaufen, dass ich später sogar meine Immobilienangebote in deren Schaufenster aushängen durfte.

dsc_4362-kopie

Christiane Lehmann: Von so einem harmonischen Ausscheiden hört man ja selten. Jetzt bin ich aber neugierig: Wann stießen Sie denn dazu, liebe Frau Horn?

Agnieszka Horn: 2007 gab es die ersten Vermittlungen an polnische Käufer. Da ich gebürtige Polin bin und aus Stettin stamme, wo viele der Interessenten herkamen und bis heute – kommen, bot es sich an, dass ich meinen Mann als Dolmetscherin begleitete. Zu dem Zeitpunkt war ich aber noch in einem anderen Berufsfeld tätig.

Detlef Horn: Dazu muss man wissen, dass Polen 2004 der EU beigetreten ist. 2007 erfolgte dann der Beitritt zum Schengener Abkommen. Damit waren die Grenzen auf und es war einfacher, Geschäfte miteinander zu machen. Vorher musste man an der Grenze oft zwei Stunden und länger warten. Das hat einen Austausch natürlich erschwert.

dsc_4126

Agnieszka Horn: Als das deutsch-polnische Grenzgebiet in den nächsten Jahren immer interessanter wurde, haben wir uns überlegt, dass ich in das Geschäft mit einsteige. 2010 und 2011 bin ich mitgelaufen, habe meinen Mann zu allen Gesprächen begleitet. Gleichzeitig habe ich die deutsche Sprache gepaukt und den Fachjargon gleich mit. Irgendwann war ich so drin, dass ich schon Angst hatte, das Polnische zu verlernen. (lacht)

Detlef Horn: Zu der Zeit sind wir gemeinsam zu vielen Weiterbildungen gefahren.

Christiane Lehmann: Horn Immobilien wurde also mehr und mehr zu einem gemeinsamen Projekt.

Agnieszka Horn: Ja, das kann man schon so sagen. Der Fokus verschob sich mit der Zeit immer mehr auf die Grenzregion. Es war spätestens dann ein Gemeinschaftsprojekt, als wir das Büro in Löcknitz aufgemacht haben. Es hat am 11.11.2011 um 11.11 Uhr eröffnet. (lacht)

Detlef Horn: Wir haben die Arbeit dann aufgeteilt. Ich habe mich in Löcknitz rausgenommen und kümmere mich um das Geschäft in Neubrandenburg. Unterstützt werde ich dort von unserer Mitarbeiterin Frau Utech.

dsc_4330

Christiane Lehmann: Das ist ja schon noch mal eine Entfernung von Neubrandenburg nach Löcknitz …

Agnieszka Horn: Von Neubrandenburg bis ins Grenzgebiet sind es 75 Kilometer. Mit Besichtigungen lege ich manchmal mehr als 300 Kilometer am Tag zurück. Früher bin ich übrigens sehr ungern Auto gefahren, heute finde ich es meditativ. (lacht)

 Christiane Lehmann: Über diese Entfernungen zu arbeiten, kann sich ein Großstadtmakler gar nicht vorstellen. Aber das deutsch-polnische Grenzgebiet ist auch sonst ein ganz besonderer Markt. Vielleicht stellen Sie uns Löcknitz kurz vor.

 Detlef Horn: Löcknitz war vor dem letzten Weltkrieg eine Art bäuerlicher Vorort von Stettin. Die Bauern dort haben die Städter mit Agrarprodukten versorgt. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einer Neuaufteilung. Stettin gehörte nun zu Polen und Löcknitz war von „seiner“ Stadt abgeschnitten. Landwirtschaft gab es aber auch zu DDR-Zeiten. Nach der Wende wurden die LPGs aufgelöst, seitdem herrscht dort eine hohe Arbeitslosigkeit. Die meisten jungen Leute sind weggegangen — dorthin, wo Arbeit ist. Die Einwohnerzahlen in Löcknitz – wie in der gesamten Region — sind in den Nachwendejahren drastisch gesunken. Die Region drohte auszusterben. Dementsprechend ist in dieser Gegend das Angebot an Immobilien größer als die Nachfrage. Unsere Herausforderung besteht darin, Käufer für diese Objekte zu finden.

Überhaupt ist das, was man bei Maklerschulungen lernt, in dieser Gegend oft nur bedingt anwendbar. Zum Beispiel heißt es ja, was man in sechs Monaten nicht vermarktet hat, sollte man abstoßen. Wir haben hier viele Objekte zwei, drei Jahre im Portfolio, bis sich der passende Käufer findet. Das ist für uns ganz normal.

dsc_4129

Christiane Lehmann: Natürlich möchten wir wissen, wer diese Käufer sind und wie Sie die Menschen finden, die hierhin ziehen. Aber erst mal interessiert mich: Was für Immobilien sind das denn in dieser Gegend und wer sind die Verkäufer?

Agnieszka Horn: Unsere Eigentümer-Kunden sind vor allem ältere Menschen, die oft schon länger alleine auf den Gehöften wohnen: nicht selten sind es Bäuerinnen, deren Männer schon vor Jahren gestorben sind. Irgendwann sind sie zu alt, um die großen Höfe zu bewirtschaften. Sie leben alleine in 150 qm großen Häusern, zu denen Grundstücke gehören, die auch noch mal 3000 oder 7000 qm groß sind. Die Äcker werden meist getrennt verkauft, an andere Bauern oder landwirtschaftliche Betriebe. Irgendwann ist es dann so weit, dass die Damen zu ihren Kindern ziehen, die oft im Westen sind. Diese Gebäude sind oft jahrzehntelang nicht mehr modernisiert worden und deswegen extrem sanierungsbedürftig. Das betrifft Elektrik, Fenster, Dach, fehlende Wärmedämmung … Entsprechend niedrig sind die Verkaufspreise.

Christiane Lehmann: Was kosten diese Höfe denn?

Agnieszka Horn: Das sind so um die 50.000 Euro.

dsc_4347

Christiane Lehmann: Wer sind denn die Leute, die diese baufälligen Höfe im Niemandsland kaufen?

Detlef Horn: Unsere Käufer kommen zu einem Teil aus Stettin, aber auch aus Berlin und dem Ruhrgebiet. Oft sind es Mischehen deutsch-polnischer Zusammensetzung. Die Käufer aus Stettin arbeiten meist auch dort, sind Pendler. Oft sind es junge Familien, Berufstätige aus der Mittelklasse. Sie verdienen gut, aber eben nicht genug, um sich die sehr hohen Immobilienpreise in der Stadt leisten zu können. Es ist für sie günstiger, die alten Häuser selbst zu sanieren, oft über einen längeren Zeitraum und mithilfe eines großen Netzwerks. Die Ergebnisse sind oft toll: Viele haben ihre Häuser sehr individuell gestaltet, mit großen Badezimmern, ungewöhnlichen Farben oder aufwendig gestalteten Gärten. Es findet eine extreme Aufwertung der Immobilien statt.

Christiane Lehmann: Ich höre heraus, dass sich Ihre spezielle Arbeitsweise im Grenzgebiet organisch entwickelt hat – mit der zunehmenden Nachfrage durch die jungen Städter aus Stettin.

Detlef Horn: Ja, man kann schon sagen, dass wir unsere Arbeitsweise mittlerweile sehr gut auf die besondere Situation im Grenzgebiet abgestimmt haben. Anfangs war die länderübergreifende Arbeit noch ganz provisorisch. So haben wir zum Beispiel für die Besichtigungen unsere polnischen Interessenten in einer Kneipe an der Grenze getroffen – später hatten wir das Büro in Löcknitz. Seit Jahren sind wir regelmäßig mit einem Stand auf der Immobilienmesse in Stettin vertreten. Wir sind Kooperationen mit Banken in Stettin eingegangen, so dass auch die Finanzierung über zwei Länder ohne Probleme vonstattengeht. Für Notartermine besorgen wir den Dolmetscher – das ist nämlich gar nicht so einfach, die Käufer dazu zu bekommen: Fachübersetzer für Verträge sind haftbar und kosten dementsprechend viel. Manche Käufer bringen deswegen Freunde oder Verwandte mit Deutschkenntnissen mit. Bei Laienübersetzern haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass man wegen der Fachsprache alles doppelt erklären muss.

dsc_3891

Christiane Lehmann: Wie sind die Interessenten denn auf Sie gekommen? Haben die auf deutschen Portalen gesucht?

Agnieszka Horn: In der Anfangszeit waren monatliche Anzeigen in der Stettiner Zeitung unser Haupt-Kundenbringer. Und Mund-zu-Mund-Propaganda natürlich. Die Interessenten kannten jemanden, der schon über uns gekauft hatte, hatten gehört, dass es jemanden bei uns gibt, der polnisch spricht, und dass wir uns kümmern. Nach den ersten Vermittlungen haben wir dann in polnischen Portalen inseriert. Sobald das Exposé online war, klingelte meist sofort das Telefon. Wir hatten also auch gar keine Zeit für Zweifel – lohnt es sich, lohnt es sich nicht „Wir haben einfach gemacht.“

Christiane Lehmann: Das stelle ich mir nicht einfach vor: Da ziehen also Berufstätige um die dreißig und junge Familien, Städter, dazu noch mit polnischer Muttersprache, aus der pulsierenden Großstadt Stettin in das sehr ländlich geprägte Uecker-Randow Gebiet. Wieso funktioniert das so gut?

Agnieszka Horn: Die Entscheidung in der Familie für diesen Schritt nach Deutschland ist immer schwierig, das weiß ich ja von mir selbst (lacht). Anfangs war es nicht sehr verkaufsfördernd, dass es auf der deutschen Seite kein Netz gab — weder Mobilfunk noch Internet. Deswegen sind damals einige Interessenten abgesprungen. Von wegen „fortschrittliches Deutschland“ (lacht). Die polnischen Mobilfunknetze sind in dieser Region besser als die deutschen, so ist man bereits 10 Kilometer vor der Grenze im polnischen Netz.

dsc_4172

Christiane Lehmann: Ohne Funknetz war es ja auch kompliziert mit den Besichtigungen. Absagen, Verspätungen, jemand, der den Weg nicht findet – all das konnte man ja nicht kommunizieren. Gerade bei den großen Entfernungen, die Sie zurücklegen, ist ja ein halber Tag weg, wenn man umsonst zu einem Besichtigungstermin fährt.

Agnieszka Horn: Das stimmt. Anfangs haben wir Besichtigungen im Grenzgebiet ausschließlich samstags und sonntags durchgeführt, um an den übrigen Tagen die andere Arbeit erledigen zu können. Zum Glück gibt es seit einigen Jahren auch im hier Mobilfunk und eine schnelle Internetverbindung. Heute nutzen wir SMS, Facebook oder WhatsApp, um mit den Interessenten in Kontakt zu bleiben und das klappt auch gut.

Christiane Lehmann: Der technologische Rückstand auf deutscher Seite wurde also mittlerweile aufgeholt und macht die Gegend attraktiver. Worin unterscheidet sich Ihre Arbeit in Löcknitz noch von der in Neubrandenburg?

Agnieszka Horn: Bei den deutschen Kunden endet unsere Arbeit bei der Hausübergabe. Bei unseren polnischen Käufern fängt sie da erst an! Wir kümmern uns oft um die ganze Bürokratie, die ein Umzug mit sich bringt: von der Anmeldung des Telefons über Müll, Wasser, Strom oder die Anmeldung der Kinder im Kindergarten. Ich habe auch schon einen Hund angemeldet. (lacht)

Christiane Lehmann: Das ist ja noch mal ein großer extra Brocken Arbeit, zusätzlich zu den langen Autofahrten! Dass Ihre Kunden das wirklich große Engagement zu schätzen wissen, kann man ja an Ihren tollen Bewertungen ablesen. Aber trotzdem: Wie funktioniert nun die Eingliederung der jungen Städter in die ländlich geprägte Bevölkerung des Grenzgebiets?

Detlef Horn: Vieles wird heute auch von den Gemeinden getan. In Löcknitz wurde letztens eine zweite, große Kita gebaut, einfach weil mittlerweile genügend Kinder da sind. Durch den Zuzug der polnischen Familien wurde dem Ort noch mal neues Leben eingehaucht.

Agnieszka Horn: Die meisten Polen sprechen ja sowieso ein paar Brocken Deutsch, weil Deutsch in Polen Schulfach ist. In Löcknitz gibt es außerdem ein deutsch-polnisches Gymnasium. Inzwischen werden auch Deutschkurse angeboten, extra für Menschen aus Polen, und es gibt private Initiativen wie zum Beispiel zweisprachige Tandems, zu denen sich Leute zusammen tun, um jeweils die Sprache des anderen zu erlernen. Um das Kennenlernen zwischen den Menschen zu erleichtern, stelle ich den Alteingesessenen meistens die neuen Nachbarn vor. Das klingt dann erst mal für ungeübte Ohren etwas rau, wenn sie fragen: „Wer ist das denn? Und was machen die?“, aber dann kommt meist etwas wie: „Sag ihnen, nächste Woche ist Erntefest!“

Christiane Lehmann: Was ich heraushöre ist ja, dass Sie mit Ihrer Arbeit einen kleinen Beitrag für die Region leisten.

Agnieszka Horn: Ja, das ist schon so. Löcknitz ist einer der wenigen Orte in der Region, der wachsende Bevölkerungszahlen aufweisen kann. Und mich macht es einfach glücklich, dass wir dazu beitragen können, dass der Ort sich weiter entwickelt. Wenn ich heute durch Löcknitz gehe, höre ich von vielen Seiten: „Hallo Agnieszka!“ Und wenn ich antworten kann: „Hallo Laura, hallo Alizia, hallo Pjotr!, dann ist es genau das, was ich an meiner Arbeit liebe. Ich freue mich immer sehr, wenn ich meine Schäfchen wiedersehe! Man ist ja über die Jahre beim Du. Wenn ich Zeit habe, halte ich auf einen Schwatz an, zum Schnattern.

dsc_4051

Christiane Lehmann: Die außergewöhnliche Entwicklung in Löcknitz hat ja auch die Aufmerksamkeit des NDR auf sich gezogen. Ich habe die Reportage gesehen, in der auch ein Kunde von euch gezeigt wird, den man sich auf den ersten Blick nur schwer in der Gegend vorstellen kann …

Agnieszka Horn: Das ist Pjotr (lacht). Wir betreuen ihn seit über sieben Jahren und sind fast ein bisschen befreundet. Er war einer der ersten polnischen Übersiedler in Löcknitz. Er ist Tätowierer in Stettin, macht viel Sport und lebt vegan. Manchmal kommt die Mama für ein paar Wochen zu Besuch und wohnt bei ihm.

Detlef Horn: Ich glaube, der erste Kontakt zu ihm entstand 2009, über eine Zeitungsanzeige. Pjotr wollte raus aus der Stadt aufs Land und hat eines der sanierungsbedürftigen Häuser gekauft. Er hat uns über die Jahre schon einige Male weiterempfohlen, wenn er von seinen Tattoo-Kunden gehört hat, dass sie überlegen, sich eine Immobilie zu kaufen.

Agnieszka Horn: Er hat an seinem Haus alles selbst gemacht, das hat mehrere Jahre gedauert. Seitdem braucht er immer mal wieder unsere Hilfe. Er kann nur wenig Deutsch und kokettiert ein bisschen damit, dass er zu alt sei, um eine neue Sprache zu lernen. Und dann muss Öl nachgefüllt oder Kies bestellt werden, oder es sind Anrufe bei Ämtern oder der Versicherung zu erledigen … er meldet sich bei mir, ich komme dann bei ihm vorbei, löse die Probleme und wir reden bei einem Tee und Biokeksen über Gott & die Welt. (lacht)

Und obwohl er nur wenig Deutsch spricht, ist er trotzdem integriert. Er ist zu allen Nachbarn nett und freundlich. Als ich letztens an seinem Haus vorbei ging, sprach mich seine Nachbarin an, eine Dame, weit über Sechzig. Sie geriet richtig ins Schwärmen: „Also, wenn der Pjotr im Garten arbeitet, mit nacktem Oberkörper, das ist schon schön anzusehen. So ein attraktiver Mann!“

Christiane Lehmann: Ich bin total begeistert davon, wie Sie es schaffen, Menschen zusammenzubringen. Neben Ihrer auf die Region abgestimmten Arbeitsweise glaube ich, dass Sie so oft weiterempfohlen werden, weil man spürt, mit welcher Herzenswärme die Menschen, mit denen Sie zusammenkommen, empfangen werden. Aber ich frage mich auch: Wenn die Verkaufspreise so niedrig liegen und so viel Arbeit daran hängt: Kann man sich das leisten?

dsc_4437

Detlef Horn
: Deswegen haben wir die beiden Standbeine: In Neubrandenburg herrscht Nachfrage. Immobilien werden gesucht, entsprechend schnell wird verkauft. Hier erzielen wir hohe Preise. Aber auch wenn wir im Grenzgebiet nicht so viel an einer Vermittlung verdienen: Die Arbeit dort bereitet uns beiden sehr große Freude. Es ist so ein herzlicher Kontakt mit den Leuten. In Löcknitz veranstalten wir manchmal kleine Feste, im Sommer oder zu Weihnachten, wo wir alle mit Kind und Kegel beisammen sitzen. Das machen wir ohne wirtschaftliche Hintergedanken: Wir bedanken uns fürs letzte Jahr und wollen das zusammen mit den Menschen dort feiern.

Agnieszka Horn: Aus unserer Arbeit heraus sind viele persönliche Freundschaften entstanden, in Löcknitz wie auch in Neubrandenburg. Ich habe in Neubrandenburg mittlerweile mehrere Freundinnen, die ich über Vermittlungen kennengelernt habe.

Christiane Lehmann: Noch eine letzte Frage, von der ich gar nicht weiß, ob sie zu privat ist, brennt mir unter den Fingernägeln: Sie beide wirken so harmonisch und verbunden – wann sehen Sie sich überhaupt, wenn Sie beide so weit entfernt voneinander arbeiten, nicht selten auch am Wochenende?

Detlef Horn: In der Woche sehen wir uns tatsächlich nicht vor 20 Uhr. Den Samstag verbringen wir dafür gemeinsam in unserem Büro in Löcknitz, und den Tag machen wir uns auch richtig schön.

dsc_4420

Agnieszka Horn: (lacht) Und wir haben eine eiserne Regel: Auf dem Sofa dürfen wir über den Beruf sprechen, aber im Schlafzimmer ist Schluss.

Christiane Lehmann: Ich bedanke mich bei Ihnen beiden für das wunderbare Gespräch, in dem ich sehr viel über eine fast vergessene Region gelernt habe. Ich finde es bewundernswert, wie Sie mit Ihrer Arbeit einen Teil dazu beitragen, dass verschiedene Menschen es schaffen, miteinander zu leben. Das ist in diesen Zeiten keine kleine Sache.

Nach unserem Gespräch gibt es noch eine Stadtführung durch Neubrandenburg. Die Horns zeigen uns zwei der vier mittelalterlichen Stadttore, begehen mit uns die im Stil des sozialistischen Realismus errichtete Innenstadt (die alte City fiel dem Krieg zum Opfer). Zusammen erklimmen wir den Turm des Hauses der Kultur und der Bildung und genießen an dem klaren Sommertag die Aussicht auf Neubrandenburg und Umland und ich lasse mir natürlich zeigen, in welcher Richtung Löcknitz liegt. Wir schaffen außerdem noch einen Abstecher zum Tollensesee, an dessen Nordufer die Stadt liegt und lassen uns ein Lüftchen um die Nase wehen.

dsc_4446

Zurück am Bahnhof überraschen uns die Horns zum Abschied mit einer polnischen Süßigkeit und einem Blümchen für jeden. Gerührt lassen wir uns nach einem erfüllten und erfahrungsreichen Tag in die Sitze des Zuges sinken und naschen das Geschenkte (weshalb es auch — anders als ursprünglich gedacht — davon kein Foto gibt).

Übrigens: Wenn Sie einen ebenso ausgezeichneten Makler in Ihrer Region suchen, schauen Sie in unserem Branchenbuch nach!

© Bilder aus Neubrandenburg: Kerstin Müller

Merken

Der Beitrag „Die Arbeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet macht uns glücklich.“ – ImmobilienScout24 zu Besuch bei Detlef und Agnieszka Horn, Horn Immobilien, Neubrandenburg erschien zuerst auf .

Ein Jahr Bestellerprinzip – Der Warnschuss, den die Makler gehört haben

$
0
0

160720_is24_bestellerprinzip_1jahr_johns_blog_beitag

Von Sven R. Johns, MOSLER+PARTNERRECHTSANWÄLTE, Berlin

Die Artikelserie, die in den letzten Wochen zum Bestellerprinzip auf dem Blog veröffentlicht wurde, hat eines ganz deutlich gezeigt: Tiefgreifende Veränderungen in der Immobilienvermittlung kommen nicht aus dem Kreis der Immobilienmakler selbst, sondern von außen.

Notwendiger Impuls

Ohne die gesetzgeberische Initiative bei der Regelung der Maklerprovision, wären die vielen positiven Impulse in der Immobilienvermittlung nicht gesetzt worden. Auf den WebFit24-Veranstaltungen im Mai 2015 ging es heiß her: Existenzangst, Berufsverbot, Umsatzeinbruch – das waren die Schlagworte. Antworten auf die Neuregelung der Maklerprovision in der Vermietung hatten nur sehr wenige Maklerkollegen.

Doch das hatte sich schon innerhalb der wenigen Monate bis zur WebFit24-Roadshow im Herbst 2015 geändert. Die Stimmung war weit weniger aufgeheizt. Stattdessen hatte sich das Bewusstsein breitgemacht, mit der Neuregelung irgendwie leben und vor allem arbeiten zu müssen.

 

 

sven_johns

Und 2016?

Wie sich die Maklerbranche verändert hat, das zeigen eindrucksvoll die Beispiele, die Sie in dieser Artikelserie zum „Bestellerprinzip“ nachlesen können. Neue Konzepte für die Vermietung wurden kreiert, die Vermietung von Neubauprojekten in das Zentrum der Vermietungsaktivitäten gestellt oder das Vermietungsgeschäft ganz genau auf Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten untersucht.

Konzentrierte Leistungen

Alle Ansätze, die die Maklerfirmen aus dieser Beitragsserie gezeigt haben, haben eines gemeinsam: Die Maklerleistung in der Vermietung wird in einem ganz anderen Licht dargestellt. Leistungspakete werden beschrieben, Auswahlmöglichkeiten für Kunden geschaffen, Premium-Leistungen definiert. Aus dem Gesamtprozess „Vermietung“ sind viele Einzelprozesse geworden. Das bedeutet einen erheblichen Fortschritt und einen deutlichen Trend in Richtung Professionalisierung. Andreas Gnielka von Grossmann & Berger berichtet bereits von der erfolgreichen Durchsetzung der verschiedenen Leistungspakete in der Vermietung und der Etablierung des Bestellerprinzips in der Neubau-Projektentwicklung.

Vermieterprovision

Der eigentliche Paradigmenwechsel ist aber die Durchsetzung der Vermieterprovision. Diese erfordert eine starke Position des Immobilienmaklers gegenüber seinen Kunden. Insofern gewinnt die Positionierung des Immobilienmaklers in seinem Unternehmensumfeld enorm an Bedeutung. Wie aus dem Interview mit Richard Adner von Adner & Partner Immobilien wunderbar hervorgeht, sind Bewertungen ein sichtbares Zeichen dieser Positionierung.

Der Makler als einseitiger Interessenvertreter

Die Auftraggeberprovision in der Vermietung macht den Immobilienmakler zum einseitigen Interessenvertreter. Die klassische Rolle des Immobilienmaklers als Vermittler zwischen den am Vertrag beteiligten Parteien wird schleichend aufgelöst. Dieser Trend ist in der Rechtsprechung noch nicht sichtbar. In einigen Jahren wird dies aber auch bei den Urteilen der Land- und Oberlandesgerichte abzulesen sein, wenn es um die Pflichten des Immobilienmaklers gegenüber dem Interessenten geht, der ihn später nicht bezahlen wird.

sven-johns-im Gespräch

Wie geht es weiter?

Die Einführung des Bestellerprinzips in der Vermietung auf Maklerseite ist abgeschlossen. Es hat etwa sechs bis zwölf Monate gedauert bis sich die Immobilienfirmen der neuen gesetzlichen Vorgabe angepasst hatten. Es hat in kleinem Umfang eine Marktbereinigung gegeben. Schwächer positionierte Marktteilnehmer konnten sich in dem neuen Umfeld nicht mehr so gut behaupten wie zuvor. Ist das negativ? Die Einführung des Sachkundenachweises für Immobilienmakler und WEG-Verwalter, die in 2017 bevorsteht, stellt den nächsten Schritt bei der Standortbestimmung vieler Immobilienmakler dar.

Und dann bleibt die Frage, wie es mit der Maklerprovision insgesamt weitergeht. Viele Maklerbüros, die in der Vermietung die Vermieterprovision durchsetzen, beginnen auch im Verkauf ihre Auftraggeber häufiger auf die Bezahlung einer Auftraggeberprovision anzusprechen. Bei Andreas Eck von Eck & Company Immobilien GmbH wird das Bestellerprinzip im Verkauf bereits sehr erfolgreich praktiziert.

Hatte die Einführung des Bestellerprinzips in der Vermietung am Ende nur negative Folgen? Ich glaube, dass die Branche in einigen Jahren davon sprechen wird, dass dies der Startschuss für eine völlig neue Maklerlandschaft und ein neues Ansehen des Immobilienmaklers gewesen sein wird.

Wie sehen Sie das?

_sven_johns_fs

Sven Johns, Rechtsanwalt bei MOSLER+PARTNERRECHTSANWÄLTE in München/Berlin und langjähriger Verbandsgeschäftsführer, beobachtet politische Diskussionen heute genauso wie früher und gibt Tipps zur Umsetzung an Immobilienmakler z.B. durch seine Bücher „Existenzgründung für Immobilienmakler“ oder „Erfolgsfaktoren Immobilien“.

Der Beitrag Ein Jahr Bestellerprinzip – Der Warnschuss, den die Makler gehört haben erschien zuerst auf .

Sachkundenachweis: Liveticker zur Entscheidung des Bundesrates über den Gesetzentwurf zum Sachkundenachweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter

$
0
0
Print

Am Freitag, 14.10.2016 findet die 949. Planarsitzung des Bundesrats statt. Ein Punkt auf der Tagesordnung stößt in der Immobilienbranche auf besonders großes Interesse und wird seit Wochen heiß diskutiert. Der TOP 23 enthält den Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Berufszulassungsregelung für gewerbliche Immobilienmakler und Verwalter von Wohnungseigentum. Kurzum: Der Bundesrat berät über den Gesetzentwurf zum Sachkundenachweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter.

Hier startet am 14.10.2016 um 9 Uhr der Liveticker von der 949. Plenarsitzung aus dem Bundesrat. Bleiben Sie gespannt! 🙂

img_0002

** 9:30 ** Es geht los!

Herzlich willkommen zu unserer Live-Berichterstattung von der 949. Plenarsitzung des Bundesrats. Wir, Christin Scholz und Patty Kemnitz, freuen uns, Sie heute mitzunehmen, wenn der Bundesrat seine Stellungnahme zum Sachkundenachweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter abgibt. Jedoch müssen wir uns noch etwas gedulden: Der heutige Tagesordnungspunkt 23 ist im Ablauf an hintere Stelle gerückt.

img_0009

** 09:35 ** Ein Kommen und Gehen

Der amtierende Bundesratspräsident Stanislaw Tillich lässt in einer emotionalen Rede seine Amtszeit noch einmal Revue passieren. Die neue Bundesratspräsidentin Malu Dreyer wurde ernannt! Stanislaw Tillich und Michael Müller (Berlin) sind zu den Stellvertretern ernannt worden.

20161014_094308

** 09:50 ** Der Weg ist das Ziel

Da wie bereits erwähnt der (für uns) spannendste TOP weit nach hinten gerutscht ist, bleibt noch etwas Zeit, um von unserer Anreise zu berichten. Unsere Anreise gestaltete sich heute als sehr unkompliziert, sowohl Regio als auch U-Bahn zeigten sich gnädig und fuhren pünktlich ab. Mit einem guten zeitlichen Vorsprung trafen wir also am Bundesrat ein. Bereits gestern wurden wir darüber informiert, dass sich der Besuchereingang am heutigen Tage aufgrund von Bauarbeiten am Ost-Tor befindet. Da wir ja genug Zeit hatten, war auch das kein Problem. Wie schon beim letzten Bundesrat-Besuch mussten wir durch die flughafenähnliche Sicherheitskontrolle, bevor wir den Plenarsaal aufsuchen konnten.

** 10:05 ** Tagesordnungspunkt 5

Gleich ein sehr stark diskutierter Punkt zum Anfang. Zum Gesetz zur Anpassung des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts haben sich gleich sieben Redner angemeldet um zum Gesetz Stellung zu nehmen.
img_0013

Monika Heinold zum TOP5

 ** 10:35 ** Weiter geht´s!

Nach dem etwas langwierigen Tagesordnungspunkt 5 geht nun alles ganz schnell. Ein Gesetz nach dem anderen wird „durchgewunken“ und nun ist der Gesetzentwurf zum Sachkundenachweis gar nicht mehr so weit.

img_0016

** 11:20 ** Die Spannung steigt

Gleich geht´s los! Für die kommenden Punkte sind keine Redebeiträge angemeldet — es kann sich also nur noch um Minuten handeln! Wir werden den Tagesordnungspunkt via Facebook-Live übertragen. Folgen Sie uns auf Facebook!
top23

** 11:25 ** Das ging fix!

Der Bundesrat hat seine Stellungnahme zum Gesetzentwurf  zum Sachkundenachhweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter verkündet. Für die Ziffern 1 bis 7 der Ausschussempfehlungen stimmte nur eine Minderheit. Für die Ziffern 8 bis 11 stimmte die Mehrheit. Diese Ziffern enthalten folgende Regelungen:
Ziffer 8: Berichtigung des Readaktionsversehens: Die Immobilienmakler und WEG-Verwalter sollten nicht (wie im Gesetzentwurf erwähnt) 12 Monate nach Verkündung des Gesetzes ihre Sachkunde nachweisen, sondern 12 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes.
Ziffer 9: Bei der Alte-Hasen-Regelung wird auch in unselbständiger Tätigkeit erworbene Sachkunde berücksichtigt.
Ziffer 10: Spätestens nach fünf Jahren soll die Bundesregierung die Auswirkungen des Gesetzes auf Gewerbetreibende und Verbraucher an den Bundesrat und den Bundestag berichten.
Ziffer 11: Der Bundesrat erhebt nach Empfehlung der Ausschüsse keine Einwendungen gegen den Gesetzentwurf.

** 11:30 ** Wir verabschieden uns

Wir hoffen, dass Ihnen unsere Berichterstattung gefallen hat und Sie einen Blick hinter die Kulissen der Plenarsitzung erlangen konnten! Bleiben Sie weiterhin auf dem Laufenden und melden Sie sich für unseren WhatsApp-Service an. Alle weiteren Informationen zum Thema Sachkundenachweis finden Sie hier.

Der Beitrag Sachkundenachweis: Liveticker zur Entscheidung des Bundesrates über den Gesetzentwurf zum Sachkundenachweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter erschien zuerst auf .

Der Sachkundenachweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter – Fragen und Antworten

$
0
0

Print

Täglich erreichen uns Fragen rund um das Thema Sachkundenachweis für Immobilienmakler und Wohnungseigentumsverwalter. In diesem Blogbeitrag widmen wir uns daher Ihren Fragen und beantworten diese. Sollte Sie Fragen haben, die hier oder auf unserer Info-Seite noch nicht beantwortet werden können, hinterlassen Sie uns gern einen Kommentar. Wir werden diese so schnell wie möglich beantworten.

Frage: Es sind nicht nur Personen sondern auch Gesellschaften (GmbH, etc.) tätig. Wie wird es in diesem Fall mit der Sachkundepflicht gehandhabt?

Antwort: Der Gewerbetreibende hat die Pflicht, die Qualifikation seiner Mitarbeiter aktiv zu prüfen, bevor er sie für bestimmte Tätigkeiten der Vermittlung von Grundstücks- und Immobilienverträgen einsetzt.
Bei Immobilienmaklern können diese Tätigkeiten z.B. die Erstellung von Exposés, die Durchführung von Wohnungsbesichtigungsterminen oder die aktive Teilnahme an Gesprächen mit interessierten Käufern oder Verkäufern beziehungsweise Mietern oder Vermietern sein.
Eine aktive Mitwirkung im Rahmen der Wohnungseigentumsverwaltung kann z.B. durch die Erstellung von Wohngeldabrechnungen oder die Einberufung und Durchführung von Eigentümerversammlungen erfolgen.

Es ist jedoch keine Sachkundeprüfung für die Mitarbeiter notwendig. Eine angemessene Qualifikation durch z.B. Abschlüsse, Zertifikate oder Schulungen privater Bildungsträger und Akademien ist ausreichend. Mitarbeiter, die rein administrative Hilfstätigkeiten (z.B. Sekretariatsaufgaben) oder innerbetriebliche Tätigkeiten (z.B. in Buchhaltung oder Personalabteilung) ausführen, sind vom Nachweis einer Qualifikation nicht betroffen.

Frage: Warum ist nur von WEG-Verwaltung die Rede? Die Immobilienverwaltung betrifft nicht zwingend nur Wohneigentumsgemeinschaften!

Antwort: Das geplante Gesetz zur Einführung einer Berufszulassungsregelung für gewerbliche Immobilienmakler und Verwalter von Wohnungseigentum betrifft alle künftigen und aktuell tätigen Immobilienmakler mit einer Gewerbeerlaubnis nach §34c GewO sowie WEG-Verwalter. Andere Bereiche der Immobilienverwaltung sind nicht betroffen.

Frage: Auf welche Bereiche bezieht sich der Begriff „Gewerblicher Immobilienmakler“ – Vermietung oder Verkauf, Gewerbeimmobilien oder Wohnwirtschaft?

Antwort: Das geplante Gesetz betrifft alle künftigen und aktuell tätigen Immobilienmakler mit einer Gewerbeerlaubnis nach §34c GewO. Dabei ist es unerheblich, ob Sie Vermietung oder Verkauf machen oder welche Art von Immobilien Sie vermarkten (z.B. Gewerbeimmobilien, Immobilien von privaten Eigentümern, Immobilien der Wohnungswirtschaft etc.). Wenn Sie also gewerblich als Immobilienmakler tätig sind, d.h. wenn Sie diese Tätigkeit als Gewerbe mit Gewerbeanmeldung (nach §34c GewO) betreiben und nicht als Privatperson vermieten/verkaufen, gilt dieses neue Berufszulassungsregelung für Sie.

Frage: Was heißt „gewerblich“? Was ist, wenn man nur private Wohnungen oder Häuser verkauft als Makler?

Antwort: Wenn Sie gewerblich als Immobilienmakler tätig sind, bedeutet das, dass Sie diese Tätigkeit als Gewerbe mit Gewerbeanmeldung (nach §34c GewO) betreiben und nicht als Privatperson vermieten/verkaufen. Dabei ist es unerheblich, welche Art von Immobilien Sie vermarkten (z.B. Gewerbeimmobilien oder Immobilien privater Eigentümer).

Frage: Ich arbeite im Maklerbüro seit Oktober 2001 in einer 2-Mann Maklerfirma (ich als Angestellte (ohne §34 C und mein Chef mit §34 C). Zu meinen Tätigkeiten zählen alle Aufgaben, die in unserem Maklerbüro anfallen. Zähle ich als alter Hase?

Antwort:Da Sie Angestellte sind, sind Sie damit nicht direkt von der Sachkundepflicht betroffen. Ihr Chef hat jedoch als Gewerbetreibender die Pflicht, die Qualifikation seiner Mitarbeiter aktiv zu prüfen, bevor er sie für bestimmte Tätigkeiten der Vermittlung von Grundstücks- und Immobilienverträgen einsetzt.

Bei Immobilienmaklern können diese Tätigkeiten z.B. die Erstellung von Exposés, die Durchführung von Wohnungsbesichtigungsterminen oder die aktive Teilnahme an Gesprächen mit interessierten Käufern oder Verkäufern beziehungsweise Mietern oder Vermietern sein.

Ihr Chef muss also sicherstellen, dass Sie über die nötigen Qualifikationen, wie sie im Gesetz dann beschrieben sind, verfügen, wenn er Sie bei solchen Tätigkeiten einsetzt. Dafür ist jedoch keine Sachkundeprüfung notwendig. Eine angemessene Qualifikation durch z.B. Abschlüsse, Zertifikate oder Schulungen privater Bildungsträger und Akademien ist ausreichend.

Fragen zur Anerkennung verschiedener Ausbildungen:

  • Ich habe berufsbegleitend eine Ausbildung bei der AWI Stuttgart mit Prüfung und Zeugnis abgelegt. Es entspricht 2 Semester Studium der Immobilienwirtschaft und nennt sich Immobilienbetriebswirt /AWI. (2007) Ist das als Sachkundenachweis tauglich?
  • Was ist mit der Ausbildung zum Immobilienmakler?
  • Ich habe die Ausbildung bei der EIA – staatlich anerkannte Fachschule des IVD – als Geprüfte Immobilienmaklerin absolviert und die Prüfung bestanden. Wird diese Ausbildung anerkannt?
  • Wird auch ein Fernlehrgang z.B. geprüfter Immobilienmakler (ILS) anerkannt?
  • Wie sieht es mit dem staatlich geprüften Betriebswirt für Wohnungswirtschaft und Realkredit – diese Ausbildung habe ich in Bochum bei der EBZ absolviert.

 

Antwort: Ob bestimmte Ausbildungen anerkannt werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht sagen. Erst wenn die Liste der anerkannten Qualifikationen vom Gesetzgeber festgelegt wurde, ist eine verlässliche Aussage möglich. Wir haben jedoch einige Experten befragt und uns die schon geltende Sachkundepflicht für Immobiliardarlehensvermittler (§34i GewO) angeschaut. Auf Basis dessen nehmen wir an, dass folgende Qualifikationen wahrscheinlich anerkannt werden:

  • Ausbildung zur Immobilienkauffrau bzw. -kaufmann
  • Ausbildung zur Kauffrau/Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft
  • Studium im Bereich der Immobilienwirtschaft
  • (Fern-) Lehrgang „(Geprüfter) Immobilienfachwirt“ mit IHK-Abschlusszertifikat und mind. 140 Unterrichtsstunden
  • (Fern-) Lehrgang „Geprüfte/r Immobilienmakler/in“ bzw. „Geprüfte/r Immobilienvermittler/in“ mit IHK-Abschlusszertifikat und mind. 140 Unterrichtsstunden
  • (Fern-) Lehrgang „(Geprüfte/r) Immobilienverwalter/in“ bzw. „Geprüfte/r Miet- und WEG Verwalter/-in“ mit IHK-Abschlusszertifikat und mind. 140 Unterrichtsstunden

 

Fragen zur Alte-Hasen-Regelung:

  • Muss man als selbständiger Makler tätig gewesen sein und zählen auch die Zeiten als angestellter Makler?
  • Gilt hier nur die selbständige Tätigkeit oder auch die im Angestelltenverhältnis?
  • Wie wird ein Immobilienmakler eingestuft, der seit 2004, also seit 12 Jahren als Makler in einer Immobilienfirma tätig ist, allerdings die familiengeführte Firma erst seit 2016 selbständig führt und dieses Gewerbe 2016 angemeldet hat?

 

Antwort: Für die Alte-Hasen-Regelung werden sowohl Zeiträume in selbständiger Tätigkeit als auch in unselbständiger Tätigkeit (Angestelltenverhältnis) angerechnet.

Wichtig ist die Bedingung der ununterbrochenen Tätigkeit als Immobilienmakler/ WEG-Verwalter. Nur eine „Auszeit“ von bis zu 6 Monaten wegen Krankheit, Kur, Mutterschutz, Elternzeit und Fortbildungen ist als Unterbrechung zulässig.

Ein Beispiel: Waren Sie 4 Jahre selbständiger Immobilienmakler mit Gewerbeerlaubnis, haben dann 1 Jahr in einem anderen Beruf gearbeitet (1 Jahr Unterbrechung) und sind jetzt seit 2 Jahren wieder selbständig als Makler tätig, so greift für Sie nicht die Alte-Hasen-Regelung. Sie sind zwar summiert seit 6 Jahren als Immobilienmakler tätig, jedoch nicht ununterbrochen aufgrund der 1-jährigen Unterbrechung.

Schreiben Sie gern weitere Fragen in die Kommentare!

Der Beitrag Der Sachkundenachweis für Immobilienmakler und WEG-Verwalter – Fragen und Antworten erschien zuerst auf .

MitbewerberMap im RealityCheck 1: Trang auf Wohnungssuche in Berlin-Friedrichshain

$
0
0

161115_is24_mitbewerbermap_01a_blog_artikelheader_trang

Mein Name ist Thu Trang Ho und ich arbeite bei Scout24 als Social-Media-Managerin. Dieses Mal bin ich für euch als „Reporterin“ unterwegs und berichte euch von meiner Wohnungssuche. Für meinen neuen Job bei Scout24 bin ich wieder in mein geliebtes Berlin gezogen und bin nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

Dabei unterziehe ich gleich die MitbewerberMap von ImmobilienScout24 einem Realitäts-Check. Die interaktive Karte zeigt nämlich, mit wie vielen Konkurrenten man in Berlins Stadtteilen auf eine Wohnungsbewerbung rechnen kann. Die Zahlen wurden über die Kontaktanfragen auf den Exposés ermittelt. Ich möchte während meiner Wohnungssuche herausfinden: Stimmen die Zahlen, die so entstanden sind? Wie viele Mitbewerber kommen wirklich zu einer Besichtigung? Wie lange sucht man bei so viel Konkurrenz? Ich wage mich gleich zum Anfang an ein hartes Pflaster: Für Berlin-Friedrichshain zeigt die Map 62 Mitbewerber pro angebotene Mietwohnung an.

Los geht es!

heat-map-print-full

Erste Wohnungsbesichtigung in Friedrichshain (am Comeniusplatz)

Stadtteil: Friedrichshain
Wohnung: Neubau, letzte Renovierung 2014
Miete: Warmmiete 570 EUR
Zimmer: 1
Wohnfläche: 34 qm
Ausstattung: Balkon, Aufzug

Das Objekt lag in einer sehr ruhigen Gegend und hatte alles, was ich mir wünschte: Balkon, Aufzug, Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Supermärkten etc. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie ich die Wohnung gestalten würde, wenn ich sie bekäme. Das Exposé hatte mich überzeugt und ich dachte mir: „Diese Wohnung ist wie für mich geschaffen und ich will sie unbedingt haben“. Leider haben auch mindestens 70 andere Mitbewerber so gedacht. Und so warteten wir geduldig vor der Wohnungstür und kamen uns vor, als hätten wir alle einen Arzttermin. Nach 40 Minuten bekam ich dann endlich die Chance, die Wohnung (mit fünf anderen Personen) zu besichtigen, und merkte schnell, dass ich keine Chance haben werde. In der Tat: Die Absage kam dann drei Tage später.

wartende-mitbewerber-fuer-die-wohnung-in-tiergarten-2

Zweite Wohnungsbesichtigung in Friedrichshain (Koppenstraße)

Stadtteil: Friedrichshain
Wohnung: Neubau, Etagenwohnung, letzte Renovierung 2013
Miete: Warmmiete 660 EUR
Zimmer: 2
Wohnfläche: 59,31 qm
Ausstattung: Aufzug, Keller, Einbauküche, Badewanne

Diese Wohnung hatte einen riesen Bonuspunkt: Sie war nur 500 m (!) von meinem Arbeitsplatz entfernt. Auch hier musste ich leider nüchtern feststellen, dass ich nicht durchkommen würde, da es zu viele Mitbewerber gab. Ich bekam noch nicht mal die Chance, mit der Vermieterin zu reden, da sie von zu vielen Menschen umringt wurde. Meinen Traum, jeden Morgen zur Arbeit zu laufen, musste ich wohl aufgeben. Dafür traf ich eine Leidensgenossin bzw. Mitbewerberin von der ersten Besichtigung wieder, die ich beim letzten Besichtigungstermin kennengelernt hatte. Wie erwartet, erhalte ich auch hier einige Tage später eine Absage.

Was die MitbewerberMap angeht, kann ich die Zahl von 62 Mitbewerbern für Friedrichshain bestätigen, bei meinen Besichtigungen waren eher noch mehr Suchende vor Ort. Ich bin erst mal frustriert und beschließe, meine Suche auf andere Stadtteile zu erweitern, übrigens eine von vier Strategien zur Wohnungssuche in Berlin, die meine Kollegen von ImmobilienScout24 vorschlagen.

Ob ich bei meiner Suche in den anderen Stadtteilen mehr Glück habe, werdet ihr bald erfahren.

Merken

Der Beitrag MitbewerberMap im RealityCheck 1: Trang auf Wohnungssuche in Berlin-Friedrichshain erschien zuerst auf .

Viewing all 207 articles
Browse latest View live