Auf der Wohnungssuche für einen Freund in Berlin – das wird sicherlich nicht leicht für ihn
Mein Name ist Markus und ich besichtige eine Wohnung für einen Freund, der gerade aus beruflichen Gründen im Ausland unterwegs ist. Er braucht für sich und seinen 10-jährigen Sohn, der ihn am Wochenende oder auch werktags besucht, eine schöne Bleibe im Stadtteil Berlin-Mitte.
Diese Kriterien sollte die Wohnung erfüllen:
- 2 Schlafzimmer
- 1 Wohnzimmer
- Balkon/Terrasse
- Küche möglichst mit EBK
- Gerne möbliert
- Circa 1.000€ Kaltmiete
Mein Freund hat sich bei ImmobilienScout24 mit einem vollständigen Profil registriert (also auch SCHUFA etc. über ImmobilienScout24 bezogen). Er hat einen Doktortitel und ist Großverdiener, was er bei der Kontaktaufnahme auch erwähnt hat. In Berlin-Mitte, nahe dem Wohnort seines Sohnes, hat er einige passende Annoncen gefunden. Trotz seinen guten Voraussetzungen meldete sich auf einige Kontaktanfragen niemand zurück.
Vor seiner Geschäftsreise hatte er bereits zwei Besichtigungen in einer der teuersten Immobilien Berlins. Die erste Maklerin eines seriös wirkenden Maklerbüros hatte ihn fast eine Stunde warten lassen. Obwohl seinem Sohn das Gebäude sehr gut gefiel, genauso wie die Wohnungen, waren sie für seine Bedürfnisse zu klein.
Die Wohnungsbesichtigung
Stadtteil: Berlin-Mitte / Schwartzkopffstraße
Wohnung: sanierte Altbauwohnung
Miete: 895 € Kaltmiete
Zimmer: 3
Wohnfläche: 74,42 qm
Ausstattung: Balkon/Terrasse, Personenaufzug, Einbauküche
Also vertrat ich meinen Freund auf einer weiteren Besichtigung in einer „normalen“, aber top-sanierten Altbauwohnung, ganz in der Nähe des Luxusobjekts. Die Kaltmiete dieser Wohnung betrug 12,03 EUR/qm – das wäre für mich schon fast unbezahlbar, liegt aber aktuell im guten Durchschnitt für Berlin-Mitte! Gerade deshalb gibt es in der Hauptstadt einen großen Bewerberkampf um gute Wohnungen. Da ich selbst nicht viel Zeit hatte, wollte ich bestenfalls nur zu einer Besichtigung für meinen Freund gehen. Aber dafür müsste ich diese Wohnung auch bekommen…ein Plan musste her!
Ich war pünktlich vor Ort und wartete mit anderen Bewerbern unten auf den Hausverwalter, der die Vermietung durchführte. Beim „Scannen“ der „Mitbewerber“ habe ich festgestellt: eine Mutter mit Kind (wohl alleinerziehend), ein junges italienisches Pärchen, ein anderes jüngeres Pärchen, das nach wenig Geld aussah. Die taten mir alle leid, weil ich meine: Der solventeste Bewerber kriegt in der Regel die Wohnung (und das war in diesem Fall am ehesten mein Freund). Der einzige ernst zunehmende Konkurrent war ein jüngerer Herr, Typ „Hamburg“ (Daunensegeljacke, Seglerschuhe, feines Tuch um den Hals), der später stoisch auf dem Balkon stand und die Aussicht auf sich wirken ließ. Fast war ich geneigt, ihn auf den Riesen-Schornstein, der genau vor ihm aufragte, aufmerksam zu machen. Insgesamt kamen nach und nach an die 50 Personen zur Besichtigung – das wird also nicht einfach der Auserwählte für die Wohnung zu sein.
Mein Plan war also folgender: Um den anderen potenziellen Bewerbern die Wohnung „madig“ zu machen und um sie genau zu begutachten, blieb ich extra lange in der Wohnung und stellte dem Hausverwalter vor versammelter Mannschaft bewusst unangenehme Fragen.
- „Was ist das für ein Riesenschornstein da drüben? Gehört er zu einem Diesel- oder Kohlekraftwerk?“ –> der Hausverwalter wusste es nicht, hatte es lächelnd pariert mit: „Na, vor dem Schornstein sitzt der BND, also ist die Gegend hier sicher und gut bewacht …“
- „Hier passt ja keine Frontlader-Waschmaschine hinein, sondern nur so ein schmaler Top-Lader mit weniger Fassungsvermögen, oder?“ –> Antwort: „Keine Ahnung, hier ist der Grundriss, messen Sie selbst nach!“
- „Wer wohnt denn in den anderen Wohnungen? Sind das die WGs, mit denen Sie so schlechte Erfahrungen gemacht haben?“ (Er hatte nämlich bereits im Exposé geschrieben, dass WGs nicht erwünscht seien. –> Antwort: „Die WGs befinden sich im Seitenflügel des Hauses, die wollen nämlich alle unter sich bleiben …“
Als immer mehr Leute in die Wohnung strömten, sagte er lächelnd zu mir: „Sie sind ja schon lange hier …“ (Und könnten jetzt mal endlich gehen!, ergänzte ich in Gedanken. Recht hatte er ja auch ) Mein Kumpel hat die Wohnung bekommen – ausschlaggebend hierbei waren sein Gehalt und der Titel – vielleicht aber auch mein Engagement…
Fazit meiner Erfahrungen
Ich bin schlecht informierten, teils nicht besonders serviceorientierte Immobilienanbietern begegnet (egal ob Makler oder Verwalter) und es gibt zu viele Bewerber/innen auf die — aus meiner Sicht — überteuerten Wohnung in Mitte.
Hier kann man nachlesen, wie es meinen drei Kolleginnen Trang, Julie und Christin bei der Wohnungssuche in Berlin erging.
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