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Wie wohnt es sich eigentlich in… einem Hausboot?

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#IS24zuBesuch bei Luise auf dem Templiner See in Potsdam – ein Hausboot für den Sommer

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Wer kennt diesen Klassiker nicht:

„Jetzt fahr’n wir über’n See, über’n See,

jetzt fahr’n wir über’n See…“

Doch statt mit einer hölzern‘ Wurzel über den See zu fahren, würde Luise Stechmann zu ihrem selbst gebauten Hausboot tendieren. Wir begeben uns für unsere Reihe #is24zuBesuch dieses Mal aufs Wasser. Im Sommer verbringt Luise sehr viel Zeit auf ihrem selbst konzipierten Hausboot, und mal ehrlich – wer würde das nicht tun?

Wir erfahren, wie wenig Zeit die Konzeptionierung und der anschließende Bau in Anspruch nahmen, wie vorteilhaft es sein kann, wenn der eigene Bruder Zimmermann ist und weshalb das gesamte Projekt mit 22.000 € ein Low-Budget-Projekt war.

Regenbogen

Hallo Luise, schön dass wir hier sein dürfen. Würdest du dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Luise und ich bin 25 Jahre alt. Anfang 2016 schloss ich mein Studium im Studiengang Bauingenieurwesen ab und arbeite derzeit als Statikerin am Griebnitzsee. Ursprünglich komme ich aus Rendsburg in Schleswig-Holstein, aber Potsdam ist meine neue Heimat. Hier wohne ich mal auf dem Land, mal auf dem Wasser. Du kannst dir sicher denken, in welcher Jahreszeit ich wo lieber wohne (lacht).

Ja, durchaus. Wie bist du dazu gekommen, ein Hausboot zu bauen?

Mein Studium neigte sich dem Ende zu und ich war auf der Suche nach einem Projekt für meine Diplom-Abschlussarbeit. Ich hegte schon immer eine große Affinität zu Hausbooten. Durch Designer-Hausboote aus Magazinen und dem Internet habe ich mich inspirieren lassen, mein eigenes zu entwerfen. Bevor ich mit der Planung anfing, las ich Ratgeber und Tipps, wie man selbst eins bauen kann. Nach vier Monaten Planung, Konstruktion und Bau hatte ich dann ein abgeschlossenes Studium und mein eigenes Hausboot. Es ist ein tolles Gefühl auf dem Wasser zu wohnen, man fühlt sich frei.

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Wow! Du hast nur vier Monate für alles gebraucht? Das klingt sehr kurz. Ich ging davon aus, dass man für solch ein Projekt wesentlich mehr Zeit bräuchte. Bürokratie, Materialanschaffung und -verarbeitung, Transport und, und, und… Wie war das Verhältnis zwischen Planung und Bau?

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Dass ich dieses Projekt in nur vier Monaten realisieren konnte, verdanke ich vor allem meiner Familie, meinem Freund und meinen Freunden.

Ob finanzielle Hilfe oder tatkräftige Unterstützung während der Bauphase, egal ob wochentags oder am Wochenende – ich stand niemals allein da. Es waren stets mindestens sechs Helfer vor Ort.

Das gesamte Projekt umfasste circa einen Monat Planung und Konzeptionierung und drei Monate Bauphase. Man muss auch dazu sagen, dass ich kein Designer-Hausboot gebaut habe. Wir reden immer noch von einem Low-Budget Projekt.

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Wenn ich fragen darf, in welchen finanziellen Dimensionen bewegen wir uns, wenn wir an dieser Stelle von einem Low-Budget-Projekt sprechen?

Alles in allem musste das Projekt mit rund 22.000 € finanziert werden. Für eine Studentin in meinem Alter ist das sehr viel Geld und für viele utopisch. Aber wie gesagt, ich hatte Glück, Unterstützung zu erhalten.

Laufende Kosten, wie Liegeplatzgebühr, Benzin, Ausbesserungsarbeiten und Versicherung sind darin nicht enthalten. Durch einen Freund bin ich an einen Vereinsliegeplatz gekommen. Das ist wohl die günstigste Variante.

Für motorisierte Wasserfahrzeuge ab 16 PS bräuchte man einen Führerschein. Der Motor des Hausbootes hat 15 PS. Will man seinen festen Wohnsitz auf ein Hausboot verlegen, so ist es Pflicht, einen fest stehenden Platz am Ufer zu haben. Diese Erschließungskosten betragen nicht selten um die 30.000 €.

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Du hast recht, für viele sind 22.000 € in diesem Alter utopisch. Gibt es ein Element, welches den Preis besonders in die Höhe getrieben hat?

Ja, tatsächlich. Holz. Mit circa 8000 Euro trägt das Holz das schwerste finanzielle Gewicht des Projektes. Es war generell ungewohnt, sich mit der Ressource „Holz“ richtig zu befassen. Es musste beschafft, verarbeitet und verbaut werden. Außerdem muss es verschiedensten Witterungsverhältnissen standhalten. Glücklicherweise regnete es während der Bauphase nur zwei Tage. Mein Bruder ist Zimmermann auf Wanderschaft, und gemeinsam mit einem zweiten Wandergesellen half er beim Rumpf- und Innenausbau. Leider war er beim Bau des Hauses nicht mehr dabei, sodass ich das Produkt „Holz“ aus einer ganz anderen Perspektive selbst kennenlernte.

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Gab es weitere Schwierigkeiten, mit denen du nicht gerechnet hast? Hast du mit externen Dienstleistern zusammen gearbeitet?

Im Laufe der Fertigstellung kamen keine Herausforderungen auf, die wir nicht im Team lösen konnten. Um den Rumpf zu drehen, benötigten wir einen Kran. Der musste bestellt werden, genauso wie Fensterbauer, Schweißer und Dachdecker. Den Rest haben wir selbst erledigt, wobei das Laminieren vom Rumpf eine ganze Woche in Anspruch nahm. Wie auch schon gesagt, hatten wir mit dem Wetter sehr viel Glück, sodass wir gut voran kamen.

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Ist dein Hausboot komplett fertig oder ist noch Feintuning angesagt?

Alles in allem ist es voll funktionsfähig. Ich nenne meine Ausstattung gern spartanisch minimalistisch, aber ausreichend. Ein Bett, ein Schlafsofa, Biertischgarnitur, eine Kommode und eine Toilette gestalten den Innenraum. Außen befindet sich der Steuerstand und flexible Möbel, wie eine aufklappbare Hängematte und eine Solardusche zum Aufhängen.

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Zwei Dinge sollen noch umgesetzt werden:

Erstens wird demnächst ein 200-Liter Wassertank eingesetzt, damit beispielsweise das WC richtig genutzt werden kann.

Zweitens soll das 33 Quadratmeter große Dach mit einer Reling umfasst werden. Wir wollen ja nicht, dass die Leute vom Dach fallen, während die hervorragende Aussicht genossen wird.

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Das klingt wirklich großartig. Wie sieht denn ein typischer Tag an Bord aus?

Morgens wird alles Notwendige eingekauft, Kühltasche gepackt, Grillkohle besorgt. Wenn alle Mann an Bord sind, heißt es: Klar zum Ablegen, Leinen los.

Das Boot wird langsam aus dem Steg herausrangiert. Wir schippern gerne in die Potsdamer Umgebung zu ruhigen Wasserstellen, an denen man gut ankern kann. Jetzt wird gebadet, der Grill angeschmissen und das erste Bier geöffnet.

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Vom Dach kann man exzellent ins Wasser springen! Entweder geht es gegen Abend dann zurück in den Heimathafen oder man ankert in einer Bucht. Im Kerzenschein spielen wir gerne Karten, Mau Mau, Kanaster, Skat, Bierkönig, … (Der Kapitän bleibt natürlich nüchtern!)

Auf Deck kann man den Sternenhimmel beobachten. Dadurch dass man sich etwas von der Stadt und nahen Lichtern entfernt hält, leuchten die Sterne intensiver. Das leichte Schaukeln lässt einen gemütlich einschlafen, und morgens wird man von den Vögeln und dem Geräusch der Wellen geweckt. Entspannung pur!

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Wie lange bist du denn bisher mit deinem Hausboot unterwegs gewesen?

Bis jetzt bin ich noch nicht sehr weit gekommen. Aber bald, wenn ich Urlaub habe! Bisher schiffte ich bis Werder und bis zum Wannsee.

Und wie viele Personen können dich auf dem Boot begleiten?

Berechnet habe ich den Auftrieb des Bootes mit bis zu 30 Personen. Ohne speziellen Führerschein darf ich aber nur bis zu 14 Personen mitnehmen. Einmal waren wir 25, sind dann aber nicht ausgefahren. Bei gutem Wetter reicht der Platz aus, aber wenn es regnet, wird es eng unter Deck.

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Nach Fertigstellung gab es bestimmt eine tolle Party auf dem Hausboot?

Ja, die gab es natürlich, aber zum Glück war niemand seekrank (lacht).

Luise, vielen Dank für das tolle Interview und weiterhin viel Erfolg! Genieß den Sommer.

„Und wer das Lied nicht singen kann,

der fängt von vorne an.“

Welche Hausboot-Varianten gibt es? Was muss bei einem Kauf beachtet werden? Mehr Infos zu Hausbooten gibt es hier: https://www.immobilienscout24.de/bauen/hausboot.html

Copyright aller Bilder: Luise Stechmann

Der Beitrag Wie wohnt es sich eigentlich in… einem Hausboot? erschien zuerst auf .


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